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Heimatbesuch und Einweihung des Gedenksteins - Banat-Reise der HOG Engelsbrunn

Auf Initiative der HOG Engelsbrunn wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an die deutsche Bevölkerung errichtet und eingeweiht. Foto: Günther Schässburger

Die Reisegruppe der HOG Engelsbrunn machte Halt im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar und wählte die dort befindliche Ulmer Schachtel als Motiv für ein Gruppenfoto. Foto: Günther Schässburger

Dem Aufruf, sich für eine Busfahrt nach Engelsbrunn zu melden, waren genügend Landsleute gefolgt. Auch Teilnehmer aus den USA hatten sich angemeldet, um den Spuren ihrer Vorfahren zu folgen. Nach einer Nachtfahrt erreichten wir am 24. Juni die Stadt Arad. Dort genehmigten wir uns ein Mittagessen und nahmen unsere Zimmer im Hotel Continental (ehemals Astoria) in Empfang.

Am Sonntag war die Einweihung des Gedenksteins geplant, den die HOG Engelsbrunn in Auftrag gegeben hatte. Bei der Ankunft in Engelsbrunn wurden wir von Bürgermeister Dolha, Mitgliedern des Gemeinderates sowie weiteren Bürgern herzlich begrüßt. Bei einem Imbiss im Kirchhof, zu dem wir als kleine Willkommensüberraschung geladen wurden, trafen wir auf weitere Landsleute, die eigens für diesen Tag privat angereist waren. Es gab hervorragende, frisch gebackene Kipfel und auch die traditionelle „Begrüßungs-Ţuica“ durfte nicht fehlen.

Der Weg führte uns erst mal zum Friedhof, wo wir der Verstorbenen gedachten und je einen Kranz auf den beiden Friedhöfen niederlegten. Im zentralen Park legten wir danach im Rahmen eines von Pfarrer Dirschl geleiteten kirchlichen Zeremoniells einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder. In den nachfolgenden Reden (rumänisch und deutsch) von Helga Bernath und Hans Schlett und auch in der Rede von Bürgermeister Dolha wurde an die Grausamkeiten der Kriege erinnert, nicht ohne einen Fingerzeig auf die aktuelle kriegerische Lage in der Ukraine.

Bis zum Gottesdienst blieb noch etwas Zeit, um das nahe gelegene Schulgebäude zu betreten, welches freundlicherweise eigens für uns geöffnet war. Wir konnten die Klassenzimmer besuchen und nach vielen Jahren buchstäblich noch einmal „die Schulbank drücken“. Viele Erinnerungen aus der Schulzeit kamen hoch und wurden lebhaft untereinander besprochen. Wir nutzten auch die Gelegenheit, ein Gruppenfoto an der Stelle zu machen, wo wir uns zum Ende eines jeden Schuljahres für ein Klassenfoto aufstellen mussten. Das Schulgebäude ist inzwischen sehr in die Jahre gekommen. Allerdings ist in dem Neubaugebiet beim Sportplatz ein neues Schulgebäude errichtet worden und die Totalsanierung des alten Schulgebäudes ist ebenfalls geplant.

Der anschließende Gottesdienst fand mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit in mehreren Sprachen statt (deutsch, rumänisch, ungarisch, slowakisch), wobei die jeweiligen Gesangstexte auf eine Leinwand projiziert wurden. Wir alle waren beindruckt von der wunderschönen Gesangsstimme, die von der Orgelempore erklang. Pfarrer Dirschl ging anlässlich dieses speziellen Tages auf die Geschichte von Engelsbrunn ein, die von den zugewanderten Banater Schwaben wesentlich geprägt worden ist.

Bei der anschließenden Einweihung des Gedenksteines durch Pfarrer Dirschl gesellten sich zu den Besuchern des Gottesdienstes weitere Einwohner von Engelsbrunn. Die Ansprachen seitens der HOG, des Bürgermeisters Dolha und des Pfarrers der orthodoxen Kirche Ruja bildeten einen würdigen Rahmen für diesen Tag, der an die Geschichte der Deutschen in Engelsbrunn erinnern sollte. Aus allen Ansprachen sprach der Wunsch, trotz aller geschichtlichen Widrigkeiten das gute Verhältnis zwischen den Menschen beizubehalten, die mit diesem Ort verbunden sind. Die Inschrift auf dem Gedenkstein (in mehreren Sprachen: deutsch, rumänisch, ungarisch, slowakisch, englisch) lautet: „In Erinnerung an die deutsche Bevölkerung, die hier seit 1766 siedelte“. Am Nachmittag bestand für alle Besucher der Gedenkstein-Einweihung die Gelegenheit, sich bei einem Imbiss auf einer überdachten Terrasse beim „Schloss Köver-Appel“ ausführlich auszutauschen.

Der Montag stand zur freien Verfügung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit konnte man allerdings beim Schlendern durch Arad auf Landsleute aus Engelsbrunn treffen, insbesondere beim Besuch der Konditoreien in der Nähe des Hotels. Am Dienstag stand ein Besuch der Wallfahrtskirche Maria Radna auf dem Programm. Die inzwischen sehr schön renovierte Kirche ist immer einen Besuch wert. Da wir bei unserer Ankunft fast die einzigen Besucher waren, kamen wir nach einem kurzen Gebet in den Genuss eines ausführlichen Vortrags zur Geschichte dieses Wallfahrtsortes. Auch die anschließende Führung durch die Bildergalerie in den Gängen des Gebäudes war äußerst beeindruckend. Auf der Rückfahrt von Radna nach Arad führte uns der Weg wieder durch Engelsbrunn, wo wir einen Aufenthalt zur freien Verfügung einlegten.

Der letzte Tag unserer Reise führte uns nach Temeswar. Bei einem Spaziergang durch die Stadt, anfangs leider durch regnerisches Wetter getrübt, besuchten wir die Orthodoxe Kathedrale, sowie den Domplatz und den Dom. Auf dem Weg zum AMG- Haus kamen wir am Nikolaus-Lenau-Lyzeum vorbei, wo gerade die Abiturprüfungen stattfanden, so dass wird keinen Zutritt hatten. Auf einer Steinplatte am Eingang des Lyzeums konnten wir die eingemeißelten Namen der beiden Nobelpreisträger Herta Müller und Stefan Hell sehen, die hier zur Schule gegangen sind. Im AMG-Haus wurden wir freundlich empfangen und über die Geschichte sowie die aktuellen Aufgaben des Hauses ausführlich informiert. Der Besuch im Museum des Gebäudes bot interessante Einblicke in das Alltagsleben der Banater Schwaben. Im Garten des AMG-Hauses ist der Nachbau einer „Ulmer Schachte“ aufgestellt, welcher von dem aus Guttenbrunn stammenden Erich Mayer anlässlich der Eröffnung der Heimattage der Banater Deutschen nach Temeswar gebracht wurde. Natürlich nahmen wir die Gelegenheit wahr, hier ein Gruppenfoto zu machen. Beim Mittagessen auf der Terrasse des Restaurants „Piata 700“ wählten viele Teilnehmer nicht ganz unerwartet die traditionellen „mici“ aus der Speisekarte. Zu diesem Zeitpunkt lachte die Sonne bereits wieder und wir konnten den restlichen Nachmittag bei einem Spaziergang durch den „Rosenpark“ und an der Bega genießen.

In Erinnerung bleiben uns auch die gemütlichen Abende erwähnt auf der Terrasse unseres Hotels. Allabendlich wurden dort die Tische zusammengeschoben zur großen „Engelsbrunner Runde“ bis in die späten Stunden.

Die Zeit unseres Besuches in der alten Heimat ist wie im Flug vergangen. Für die Rückreise deckten sich noch einige mit frischem Schafskäse ein, den es hier nicht zu kaufen gibt. Zurück bleiben angenehme Erinnerungen, aber auch die Erkenntnis, dass es wohl die letzte Reise dieser Art sein wird. Ein großer Dank gilt den Organisatoren der Reise, aber auch den Teilnehmern und unserem zuverlässigen Busfahrer Helmut Feil.