Uns gibt es als Banater Schwaben nur dann, wenn wir etwas für unsere Gemeinschaft tun!
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute,
liebe Freunde der Banater Schwaben,
manch einer von Ihnen erinnert sich noch an die schönen Weihnachtskarten, die von den ausgewanderten Familienangehörigen an die Verwandten im Banat geschickt wurden. Manche Karten basierten auf einer bestimmten Falttechnik, waren mit glitzernden Körnchen versehen, die den Schnee auf den Tannen, den Schein der Kerzen hervorhoben. Die Karten wurden in der Nähe oder auch unter dem Christbaum aufgestellt. So waren die „draußen" doch unter uns. In manchen Häusern hob man die Karten jahrelang auf, und nicht nur, weil im Banat kaum etwas weggeworfen wurde. Weihnachten in der Familie und in der Gemeinschaft waren prägend. Daraus ist auch der große Zuspruch unserer Mitglieder zu den Adventsfeiern der Orts- und Kreisverbände der Landsmannschaft über Jahrzehnte zu erklären. Man suchte einander, in dieser Zeit mehr als sonst entlang des Jahres. Heute sind bei den Adventsfeiern der Kreisverbände oft die Kinder und Enkel jener Mitglieder dabei, die vormals die besonderen Weihnachtskarten der Onkel und Tanten aus Deutschland erhalten und gesammelt hatten. Davon wissen sie oft nichts mehr, aber die frohe Botschaft dieses Festes, die kennen sie und sie werden diese ebenso weitergeben.
Wir als Landsmannschaft wollen darüber hinaus noch etwas vermitteln. Etwas, was immer wieder auf Briefen und Karten entlang von 300 Jahren festgehalten worden ist: von den Auswanderern des 18. Jahrhunderts an die im Elsaß oder in Lothringen, im Schwarzwald oder in Franken Verbliebenen; Von den Auswanderern nach Amerika an die im Banat Verbliebenen; von den Kriegsteilnehmern an die Familien daheim; von den Deportierten an die Eltern und Kinder; von den Flüchtlingen und Aussiedlern an die Angehörigen im Banat. Es ist unsere Geschichte, unsere Kultur, angereichert entlang von 300 Jahren an den unterschiedlichsten Plätzen dieser Welt. Und für alle galt: Wo immer sie sich auch befanden, an Weihnachten waren sie sich alle besonders nahe. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Wir blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. Wir haben mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen, wir spüren zunehmend die Folgen eines furchtbaren Krieges in Europa, wir sehen, wie sich internationale Machtverhältnisse verschieben, große Flüchtlingsbewegungen auf der ganzen Welt und manch einer stellt sich die Frage, was denn diese Welt noch zusammenhält. Die einfachen Antworten darauf gibt es nicht. Ein Blick auf unsere eigene Geschichte lehrt uns aber, dass wir jede Krise meistern können, wenn wir uns unserer Fähigkeiten vergewissern, wenn wir anpacken und mit dem nötigen Gottvertrauen uns den Aufgaben der Zukunft widmen. Es geht immer weiter, wenn wir etwas tun!
Erfreulicherweise hat unser landsmannschaftliches Wirken wieder aus dem Online-Dasein herausgefunden. Ab dem Frühjahr wurden vermehrt Tagungen, Seminare, Vorträge, Lesungen, Konzerte, Trachtenfeste, Bälle und Freizeitveranstaltungen organisiert, Bücher und Tonträger herausgegeben. Nicht überall war der Zuspruch unserer Mitglieder schon so groß wie vor der Pandemie, aber man konnte überall die Freude über einen Neubeginn in der Gemeinschaft erspüren. Manches ist auch verloren gegangen, das dürfen wir nicht verschweigen. Dabei haben wir doch gerade in der Pandemie erfahren, wie wichtig der Bestand von Vereinsstrukturen ist. Bitte holen Sie in Ihren Gliederungen und Vereinen im kommenden Jahr noch ausstehende Mitgliederversammlungen und Wahlen nach. Denn selbst wenn manche ältere Mitglieder noch zurückhaltend und vorsichtig sind: Eine gute Veranstaltung bezieht ihren Wert nicht allein aus der Zahl der Teilnehmer. Nirgendwo ist festgeschrieben, dass erst 50, 100, 300 oder 500 Teilnehmer eine gute Veranstaltung ausmachen. Deshalb ermutigen wir Sie alle, im kommenden Jahr, dem Jahr der traditionellen Treffen der Heimatortsgemeinschaften, dem Kulturhautstadtjahr der Stadt Temeswar, mit den Heimattagen der Deutschen im Banat, auf bewährte wie auch auf neue Formate unseres Gemeinschaftslebens zurückzugreifen. Dort, wo man das allein nicht stemmt, soll man sich zusammentun.
Große Jubiläumsveranstaltungen fanden auch im Banat statt, weitere sind im nächsten und in den kommenden Jahren geplant. Bei unserem Heimattag in Ulm haben wir gemeinsam mit dem Stellvertretenden Ministerpräsidenten unseres Patenlandes Baden-Württemberg, Innenminister Thomas Strobl, und dem Oberbürgermeister der Patenstadt Ulm, Gunter Czisch, den 70. Geburtstag unserer Landsmannschaft nachgefeiert. Minister Strobl hatte die Bedeutung unseres Wirkens bei der Integration unserer Landsleute in Deutschland, bei der Pflege und Vermittlung unseres kulturellen Erbe und als Brückenbauer in das Banat unterstrichen. Sowohl Oberbürgermeister Gunter Czisch als auch Innenminister Thomas Strobl nahmen die Einladung des Bundesvorstandes zu einer Reise zu den Heimattagen der Deutschen im Banat im Kulturhauptstadtjahr 2023 an. Die Ansprache am Auswandererdenkmal an der Donau in Ulm hielt der Vorsitzende unseres Jugendverbandes, der DBJT, Patrick Polling. Auch das war ein klares Bekenntnis des Bundesvorstandes zur Fortführung unserer generationenübergreifenden Arbeit.
Liebe Landsleute, liebe Freunde der Banater Schwaben, der Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben dankt Ihnen, allen Mitgliedern der Vorstände und Ihren Familien, die Sie in Ihrer Arbeit immer unterstützen, auch auf diesem Weg ganz herzlich für Ihren Beitrag zur Förderung und Vermittlung unseres historischen und kulturellen Erbes, zur Festigung unserer Gemeinschaft. Der Dank gilt genauso der Redaktion der „Banater Post" sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundesgeschäftsstelle unserer Landsmannschaft für Ihren unermüdlichen Einsatz. Und behalten wir immer: Uns gibt es als Banater Schwaben nur dann, wenn wir etwas für unsere Gemeinschaft tun!
In landsmannschaftlicher Verbundenheit
Peter-Dietmar Leber
Bundesvorsitzender