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Symposium mit rumänischen Experten

Dr. Florin Abraham, Direktor des INST, bei seinem Vortrag. Foto: Karin Bohnenschuh

Interessiert folgte die Zuhörerschaft den Beiträgen des Symposiums. Foto: Karin Bohnenschuh

Einblicke in die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Rumänien konnten interessierte Zuhörer beim Symposium am 17. Juli im Sudetendeutschen Haus in München gewinnen. Auf Einladung des Kulturwerks Banater Schwaben Bayern e.V. und des Hauses des Deutschen Ostens München (HDO) haben Wissenschaftler des Nationalinstituts für das Studium des Totalitarismus der Rumänischen Akademie (INST) und die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Rumänien Einblicke in ihre Forschungsgebiete geboten. 
Den Auftakt der Veranstaltung machten die Original Banater Dorfmusikanten (Ltg. Walter Prinz) mit einem musikalischen Intro bevor Bernhard Fackelmann, Vorsitzender des Kulturwerks Banater Schwaben, durch das Programm führte. Erfreut über die große Anzahl der Teilnehmer begrüßte er die Ehrengäste, darunter den Bayerischen Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier, Dr. Bernd Fabritius, Präsident des BdV, Christian Knauer, Landesvorsitzender des BdV Bayern, Paul Hansel, Bezirksvorsitzender des BdV Oberbayern, die rumänische Konsulin Cassandra-Maria Marinescu, Brunhilde Reitmeier-Zwick, Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft, Dr. Hella Gerber, stellvertretende Vorsitzende des Kulturwerks Banater Schwaben und Kulturreferent Dr. Michael Nusser. Das Haus des deutschen Ostens, Mitveranstalter des Symposiums, war durch dessen Direktor Prof. Dr. Andreas Otto Weber und Dr. Lilia Antipow vertreten, die Landmannschaft der Banater Schwaben  durch mehrere Vorsitzende der Kreisverbände und Heimatortsgemeinschaften. Stellvertretend wurde der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern Harald Schlapansky begrüßt.
Das Lehár-Ensemble München unter der Leitung von Dr. Franz Metz präsentierte Arien aus deutschen und rumänischen Operetten, was nicht nur bei den rumänischen Gästen auf großen Anklang stieß. 
Den Reigen der Grußworte eröffnete Ulrike Scharf, MdL, Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales mit einer Videobotschaft. Sie betonte wie wichtig die Pflege von Kultur und Geschichte der Deutschen Vertriebenen und Aussiedler und vor allem deren Erforschung sei. Der Dank der Bayerischen Staatsregierung gehe an die Mitarbeiter des INST, denn es sei nicht selbstverständlich, dass diese die Geschichte der Deutschen Minderheit aufarbeiten. 
Josef Zellmeier, MdL, Vorsitzender der CSU-Arbeitsgruppe „Vertriebene, Aussiedler, Partnerschaftsbeziehungen des Bayerischen Landtags“ dankte den Veranstaltern, die durch das Symposium die Beschäftigung mit diesen wichtigen Themen für die Angehörigen der deutschen Minderheit aus Rumänien ermöglichen. Die Stärkung der Minderheiten sei ein wichtiges Anliegen, dazu gehöre auch die Aufarbeitung ihrer Geschichte, vor allem der neueren Geschichte.
Der Präsident des Bundes der Vertriebenen Dr. Bernd Fabritius hob die Relevanz des INST hervor, mit deren Forschungsarbeit gegen die Geschichtsvergessenheit angekämpft und der Fokus auf die „Leidensgeschichte“ der deutschen Minderheit Rumäniens während der kommunistischen Zeit gelegt wird. Besonders interessant sei hierbei die Frage, ob die Zeit des Kommunismus unausweichlich zum Exodus der Rumäniendeutschen geführt habe. 
Aufgrund der guten partnerschaftlichen Beziehungen der Heimatortsgemeinschaft Sanktmartin und der rumänischen Gemeinde Sanktmartin/Macea – Bernhard Fackelmann ist Vorsitzender der HOG Sanktmartin – ist auch Ciprian Gheorghe Otlăcan, Bürgermeister der Gemeinde Sanktmartin/Macea, der Einladung gefolgt und richtete ein Grußwort an die Zuhörer, in dem er die gute Zusammenarbeit betonte und einen Einblick in das heutige Sanktmartin bot.
Der Direktor des INST Dr. Florin Abraham eröffnete die Podiumsbeiträge mit seinem Referat „Die Rolle der Securitate (Geheimpolizei) bei der Auswanderung der Deutschen aus Rumänien“. Seinen Fokus legte er auf die Verhandlungen zwischen Bonn und Bukarest, die zum Freikauf der Deutschen führten, den Reiz des Geldes, das Rumänien dadurch generierte, und dessen Verwendung.
Dr. Florin-Răzvan Mihai beschäftigte sich mit dem Thema „Die Aussiedlerfrage der Rumäniendeutschen in den diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Republik Rumänien“. Die Beziehung zwischen den beiden sei sehr komplex gewesen. Im Mittelpunkt stand die Verbesserung der Situation der Rumäniendeutschen von deutscher Seite und der Versuch, daraus wirtschaftliche Vorteile zu ziehen, von rumänischer Seite.
Einen Einblick in die „Dynamik der deutschen Bevölkerung in Rumänien im 20. Jahrhundert: soziodemografische Trends“ bot Dr. Octaviana Jianu. Beginnend mit dem Jahr  1977 ist ein Rückgang der deutschen Bevölkerung Rumäniens zu erkennen, der stetig zunahm. Soziodemografisch betrachtet, spielten sowohl das gängige Familienmodell der Deutschen mit vergleichsweise wenigen Kindern und die Migration prägende Rollen für diese Entwicklung.
Dr. Cristian Diac, wie ihre Vorredner ebenfalls Mitarbeiterin am INST, präsentierte ihre Forschungsergebnisse zum Thema „Nicolae Ceauşescus Haltung gegenüber der deutschen Gemeinschaft in Rumänien (1967-1989)“. Dieser sei skeptisch gewesen, ob die Auswanderung wirklich zu zwecken der Familienzusammenführung durchgeführt wurde oder nur wegen der gut ausgebildeten Arbeitskräfte.  Zum Abschluss der Podiumsbeiträge bot Dr. Flori Bălănescu Einblicke in „Die Deportationen der Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion (1945) und in den Bărăgan (1951)“ mit Fokus auf die politischen Hintergründe und Auswirkungen auf die deutsche Minderheit.
Der zweite Teil der Veranstaltung, der einen kulturell-geselligen Schwerpunkt setzte, wurde von einer Tanzgruppe, die sich aus Paaren der Augsburger und Münchner Tanzgruppen (Ltg. Ramona Sobotta und Harald Schlapansky) zusammenschloss, eingeläutet. Begleitet von den Original Banater Dorfmusikanten boten sie zwei  Tänze. Die Donauschwäbische Singgruppe Landshut (Ltg. Reinhard Scherer) bot Lieder als Reise von Deutschland über Österreich nach Rumänien und sang zum Abschluss das wohlbekannte rumänische Lied „Drumurile noastre“. 
Nicht nur der Bürgermeister war aus Sanktmartin angereist, sondern auch die Tanzgruppe Edera, die das Publikum mit rumänischen Folkloretänzen zu begeistern wusste. 
In seinem Schlusswort bedankte sich Prof. Dr. Andreas Weber, Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, bei allen Mitwirkenden, die sowohl ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse als auch ihre musikalischen und tänzerischen Fähigkeiten mit den Anwesenden geteilt haben.
Nach dem Singen der deutschen, rumänischen und bayerischen Hymne lud die Heimatortsgemeinschaft Sanktmartin zum Stehempfang mit Banater und rumänischen Spezialitäten ein, die eigens aus dem Banat geliefert worden waren. Das Buffet und das professionelle Agieren des gut eingespielten Teams der HOG Sanktmartin überzeugten die Besucher gleichermaßen. Neben der HOG Sanktmartin gilt der Dank für die finanzielle Förderung des Projekts dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, durch dessen Mittel die Veranstaltung mitfinanziert wurde, sowie dem Haus des Deutschen Ostens München und dem Kulturwerk Banater Schwaben Bayern.