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Festtage in einer neuen Dimension

Zahlreiche Zuschauer und Trachtenpaare verbrachten die diesjährigen Heimattage der Banater Deutschen zusammen in der Kulturhauptstadt Europas. Foto: Cornel Simionescu-Gruber

Eine überwältigende Anzahl von Trachtenpaaren sorgte am Sonntag für ein ganz besonderes Flair in der Temeswarer Innenstadt. Große Begeisterung herrschte hierbei nicht nur bei den Trachtenpaaren, sondern auch bei den zahlreichen Zuschauern, die mitmarschierten, in Erinnerungen schwelgten und so manchen Schnappschuss für die Daheimgebliebenen machten. Fotos: Cornel Simionescu-Gruber

Zum 16. Mal veranstaltete das Demokratische Forum der Deutschen im Banat die Heimattage der Banater Deutschen in Temeswar. Doch dieses Mal waren sie anders. Nicht zuletzt aufgrund der Fügung, dass die Heimattage im Jahr stattfanden, in dem Temeswar eine der Kulturhauptstädte Europas ist. „Zusammen in der Kulturhauptstadt Europas“ lautete demnach auch das Motto der Heimattage, das nicht nur Ausdruck in der Programmgestaltung, sondern auch in der Anziehungskraft fand, die die diesjährigen Heimattage hatten. So war nicht nur der Veranstaltungskalender dieser Tage gut gefüllt, sondern die komplette Stadt. Tausende von Besuchern aus Deutschland tummelten sich auf den bekannten Plätzen. Solche, die immer kommen, aber auch solche, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr dort waren - und auch Gruppen von Touristen aus anderen europäischen Staaten.
Die Eröffnung der Heimattage am Freitag, dem 2. Juni, auf dem Domplatz durch Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, wartete mit einem ersten Glanzpunkt auf: Ein Nachbau der Ulmer Schachtel, der extra aus Deutschland nach Temeswar transportiert wurde, zog alle Blicke auf sich. Sehenswert war auch die Ausstellung „Die Alltagsgeschichte der Deutschen im Banat im 20. Jahrhundert in Fotos aus Familiensammlungen“, die den Domplatz säumte. Den Banater Deutschen Malern widmete das Nationale Kunstmuseum Temeswar eine Ausstellung. Anlässlich des 100. Todestages des Banater Schriftstellers Adam Müller-Guttenbrunn hielt Peter-Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, den Vortrag „Adam Müller-Guttenbrunn, das Banat und die Banater Schwaben“, gefolgt von Auszügen des Mundarttheaters „Meister Jakob und seine Kinder“ von Hans Kehrer nach dem gleichnamigen Roman von Adam Müller-Guttenbrunn. Ein Novum war das Banater Dorfmuseum als Veranstaltungsort für das Kulturprogramm der Heimattage. Auf der Freilichtbühne traten am Freitag und Samstag an die 20 Tanz- und Trachtengruppe, zwei Chöre und fünf Blaskapellen aus Deutschland, Ungarn und dem Banat auf. Die große Anzahl an Zuschauern rechtfertige die Entscheidung der Veranstalter für den neuen Veranstaltungsort, der dieser Veranstaltung nicht nur den richtigen Rahmen bot, sondern viele Besucher dazu einlud, durch das Dorfmuseum und die dortige Ausstellung zu spazieren. Einen geselligen Höhepunkt fanden die Heimattage im Großen Schwabenball, der am Samstagabend ebenfalls im Dorfmuseum stattfand und zahlreiche Tanzbegeisterte anlockte.
Neben dem kulturellen Programm ist der Festakt im Temeswarer Opernhaus ein fester Bestandteil des Programmes der Heimattage, dem dieses Jahr etliche Ehrengäste und Zuschauer beiwohnten. Als besondere Gäste aus Deutschland nahmen Thomas Strobl, baden-württembergischer Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident, sowie Gunter Czisch, Oberbürgermeister der Stadt Ulm, daran teil. Beide sind den Banater Schwaben eng verbunden. Sowohl Ulm als auch das Land Baden-Württemberg haben die Patenschaft über den Bundesverband der Landsmannschaft der Banater Schwaben inne.
Der fulminante Trachtenzug durch die Temeswarer Innenstadt kann als Höhepunkt der Heimattage bezeichnet werden. Der nicht mehr enden wollende Zug soll, glaubt man mancher Behauptung, aus bis zu 500 Trachtenpaaren bestanden haben. 
Zunächst lud seine Exzellenz, der Temeswarer Bischof, Josef Csaba Pál zum Pontifikalamt in den Temeswarer Dom St. Georg ein. Unterstützt wurde er von Pfarrer Markus Krastl und dem Salvatorianerpater Martin Gall. Musikalisch begleitet wurde das Hochamt vom Exultate-Domchor (Ltg. Robert Bajkai-Fabian), der Blaskapelle der Banater Schwaben Augsburg (Ltg. Werner Zippel), sowie Ildiko Babenco (Sopran), Wilfried Michl (Bariton), Franz Tröster (Trompete) und Dr. Franz Metz an der Orgel. Nach dem Gottesdienst setzte sich der Trachtenzug durch die Innenstadt, vorbei an der Oper bis hin zur orthodoxen Kathedrale begleitet von hunderten von Zuschauern in Bewegung. Am Denkmal „Kreuzigung“ fand eine Kranzniederlegung statt. Anschließend versammelten sich die Trachtenpaare und Blaskapellen vor der Oper und boten traditionsgemäß Tänze dar. Wollte man diese bewundern, musste mich sich einen Platz in den vorderen Reihen erkämpfen. Neben den zahlreichen Tanzgruppen aus dem Banat wirkten Trachtenpaare aus München, Esslingen, Spaichingen, Karlsruhe, Ingolstadt, Nürnberg, Singen, Leimen, Augsburg und Rastatt, sowie die Banater Dorfmusikanten München und die Blaskapelle Banater Schwaben Augsburg mit.
Ihren Abschluss fanden die Heimattage bei der Lesung „Wortwelten“ des Literaturkreises Stafette (Bericht folgt in der nächsten Ausgabe) und einem Konzert im Hohen Dom zu Temeswar von Dr. Franz Metz (Orgel) und Franz Tröster (Trompete). Wer Glück hatte und eine Eintrittskarte ergattern konnte, ließ den Sonntagabend bei der Theateraufführung „Leonce und Lena“ von Georg Büchner im Deutschen Staatstheater Temeswar ausklingen.