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Triebswetter in Festtagsstimmung: 250-Jahr-Feier der Ortsgründung

Der Festgottesdienst wurde in der Mitte des 19. Jahrhundertes errichteten katholischen Kirche von dem für Triebswetter zuständigen Pfarrer Attila Andó gemeinsam mit Pfarrer Petru Velciov zelebriert.

Auf dem Weg zum Friedhof, wo die HOG einen Kranz am Kriegerdenkmal niederlegte

Beim Festprogramm im Kulturheim führten die „Banater Spatzen“ schwäbische Volkstänze vor. Fotos: Dr. Walter Wolf und Ottmar Schreiber

Am 27. und 28. August 2022, dem letzten Wochenende dieses Monats, hatte die Gemeinde Triebswetter nach zwei Jahren coronabedingtem Stillstand zum ersten Mal wieder ihr Festtagsgewand angelegt. Anlässlich der Triebswetterer Gemeindetage, die jährlich von der Gemeindeverwaltung organisiert werden, wurde nun das 250-jährige Jubiläum der Ansiedlung von Triebswetter gemeinsam mit den im Ort lebenden Landsleuten gefeiert. Triebswetter wurde 1772 im Zuge der theresianischen Kolonisation als eines der vier „welschen“ (französischen) Dörfern im Banat gegründet.

Bereits Tage zuvor sind viele Triebswetterer von nah und fern angereist, um sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen. Vor dem Festtermin trafen auch die ersten Landsleute aus Deutschland ein. Die meisten hatten auch an der 250-Jahr-Feier teilgenommen, die im Rahmen des 26. Triebswetterer Heimattreffens am 25. Juni in Rastatt-Rauental stattfand (die „Banater Post“ berichtete). 

Obwohl die Heimatortsgemeinschaft in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Triebswetter schon vieles im Vorfeld erledigt hatte, gab es unmittelbar vor dem Fest doch noch einiges zu tun. Die von der Heimatortsgemeinschaft Triebswetter gestiftete Gedenktafel mit der Inschrift „Triebswetter 1772-2022. 250 Jahre seit der deutschen Ansiedlung“ in deutscher, rumänischer und ungarischer Sprache wurde im Eingangsbereich der katholischen Kirche angebracht, der Kranz für die Totenehrung wurde besorgt, die letzten Arbeiten auf dem Friedhof erledigt. 

Am Samstagabend war das ganze Dorf auf den Beinen. Die Dorfbewohner und Gäste versammelten sich zum Festprogramm in der Dorfmitte, wo viele Stände, Karussells und eine Open-Air-Bühne aufgebaut waren. Viele Landsleute, die sich Jahre lang nicht gesehen hatten, begrüßten sich herzlich, vermischten sich mit den Dorfbewohnern und tauschten bei Speis, Trank und Livemusikdarbietungen Erinnerungen über gemeinsam erlebte Zeiten im Dorf aus. Das fulminante Mitternachtsfeuerwerk, für uns eine Premiere, krönte den Abschluss dieses Festtages. 

Endlich war es dann soweit: Am Sonntagnachmittag um 17.30 Uhr versammelten sich alle Landsleute, aber auch der Bürgermeister Stoian Vasiu und Gemeinderäte, in der sich in Renovierung befindlichen Kirche zum Festgottesdienst. Der feierliche Anlass und die mit rund 250 Personen besetzte, festlich geschmückte Kirche ließen den Allgemeinzustand des Gotteshauses in den Hintergrund treten. Es folgten sehr emotionale Momente: Ein Raunen ging durch den Raum, als von draußen die Marschmusik ertönte und anschließend die von Pfarrer Attila Andó und dem HOG-Vorstandsvorsitzenden Werner Wolf empfangenen Trachtenpaare zum ersten Mal nach fast dreißig Jahren in die Kirche einzogen. Ebenso rührend und ergreifend waren für die anwesenden früheren Kirchenchormitglieder die ersten Orgeltöne von Michael Haydns „Deutscher Messe“ („Hier liegt vor deiner Majestät“), die in Gänze mitgesungen wurde.

Mit Assistenz des Priesters Petru Velciov aus Altbeschenowa (Dudeştii Vechi) und einiger Ministranten zelebrierte Pfarrer Attila Andó die heilige Messe. Werner Wolf hielt die Festansprache. Zum Schluss des Gottesdienstes segneten die Priester die Gedenktafel und den Kranz.

Nach dem Festgottesdienst erfolgte der Festumzug durchs Dorf. Unter den Klängen der „Banater Musikanten“ aus Temeswar (Leitung: Dorel Antal) marschierten die Trachtenpaare (Leitung: Hansi Müller), gefolgt von Priester, Bürgermeister, Vertretern der Gemeinde und der Heimatortsgemeinschaft, den Festgästen sowie den deutschstämmigen Dorfbewohnern zum Friedhof. Am Friedhof angelangt, segnete Pfarrer Andó den Kranz und nach einer kurzen Gebetsandacht mit musikalischer Begleitung wurde der Kranz am Kriegerdenkmal niedergelegt. 

Anschließend zog der Trachtenzug durch die Triebswetterer Hauptstraße zum Kulturheim. Nach einer Pause von fast dreißig Jahren zogen wieder Kirchweihpaare beziehungsweise Trachtenpaare durch die Straßen, die von zahlreichen Schaulustigen gesäumt waren. Auch wenn die Trachtenpaare keine Triebswetterer waren, verfolgte der ein oder andere Triebswetterer – sei er nun Ausgewanderter oder Daheimgebliebener – das Geschehen mit Wehmut im Antlitz und Tränen in den Augen.

Im Kulturheim der Gemeinde angekommen, begrüßte Bürgermeister Vasiu Stoian die Gäste und bedankte sich bei allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben. Eine besondere Begrüßung wurde uns „Ausgewanderten“ zuteil, im Originalton: „Bine aţi venit acasă! Sunteţi bineveniţi întotdeauna. Tomnaticul este casa voastră, aşa cum a fost până acum şi aşa cum va ramâne.“ (Herzlich willkommen zuhause! Sie sind jederzeit willkommen. Triebswetter ist Ihr Zuhause – so war es bis jetzt und so wird es auch bleiben.) Im Anschluss hielt Werner Wolf seine Begrüßungsansprache. Er bedankte sich vor allem bei Bürgermeister Vasiu Stoian und der Gemeindeverwaltung für das unermüdliche Engagement, mit welchen sich diese für die Belange der Gemeinde, vor allem für die Renovierung der Kirche und Instandhaltung des Friedhofes einbringen. Als Anerkennung wurde seitens der HOG dem Bürgermeister und den Gemeinderatsmitgliedern die speziell zu diesem Anlass geprägte Gedenkmünze „250 Jahre Triebswetter“ mit Ehrenurkunde überreicht.

Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung führten die jugendlichen Trachtenpaare ein neu einstudiertes Polka-Potpourri vor. Der Beitrag wurde mit tosendem Applaus gewürdigt. Anschließend genossen die Anwesenden zu banatschwäbischen volkstümlichen Klängen und Tanzmusik die vorzüglichen Speisen und Getränke, die von der Gemeindeverwaltung spendiert wurden. Nach dem Essen wurde getanzt und viel erzählt. Zu später Stunde fand der Tag seinen Abschluss da, wo das Fest seinen Anfang genommen hatte: in der Dorfmitte, auf der Open-Air-Bühne, wo rumänische Volksmusikinterpreten ein Programm darboten.

Für uns „Ausgewanderte“ war die 250-Jahr-Feier in Triebswetter ein besonderes, sehr rührendes und bewegendes Fest. Vor allem hat es ein enormes Potenzial an Emotionen und Gefühlen aus unserem tiefsten Inneren hervorgeholt. Längst Vergessenes aus früheren Zeiten war präsent wie noch nie. Schade für diejenigen, die nicht an diesem Fest teilnehmen konnten oder wollten. 

Vivat Triebswetter! Wir kommen bald wieder!