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KDZ Ulm: Trotz Zwangspause einiges los gewesen

Vorstellung der „Temeswarer Chronik“ von Richard Weber im KDZ: Josef Wolf, Hedwig Weber und Dr. Isolde Weber (von links) Foto: Walter Tonţa

Wie überall konnten auch im Ulmer Kultur- und Dokumentationszentrum (KDZ) im vergangenen Jahr kaum Veranstaltungen stattfinden. Selten fanden Besucher den Weg in die Donaubastion und auch die Vorstandssitzungen von Heimatortsgemeinschaften wurden öfter online abgehalten als in den Räumen unseres KDZ. Ein Rückblick zeigt jedoch, dass sich trotz allem einiges getan hat.

Ein Lichtblick war die lange verschobene öffentliche Präsentation der „Temeswarer Chronik“ von Richard Weber im September. Sie fand zwar unter strengen 3-G-Maßnahmen statt, erfreute sich aber trotzdem einer guten Resonanz weit über das Ulmer Publikum hinaus.  Teilnehmer kamen zum Beispiel aus Böblingen, Karlsruhe, Albstadt, Ludwigshafen, München, Augsburg und Stuttgart. Auch der Oberbürgermeister unserer Patenstadt Ulm Gunter Czisch ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, mal wieder mit „seinen“ Banater Schwaben ins Gespräch zu kommen. Anlass dazu bot der kompetente und sehr persönliche Vortrag von Josef Wolf zu dem Grundlagenwerk des leidenschaftlichen Archivforschers Richard Weber, das die Landsmannschaft aus seinem Nachlass herausgebracht hatte. Hedwig Weber und Tochter Isolde trugen in der angeregten Diskussion noch einiges aus ihren persönlichen Erinnerungen an die Arbeit des Ehemanns und Vaters bei.

Mit der gebotenen Vorsicht zum Schutz der ehrenamtlichen Helfer Franz Junginger und Gerda Sieber-Brach wurden auch die Bibliothek und das Archiv weiter vorangebracht. Zeitschriften und andere Publikationen stehen nun weitgehend sortiert und sauber beschriftet in einheitlichen Stehordnern. Heimatbücher und Heimatblätter wurden gesichtet und ergänzt. Erfreulicherweise denken viele Vorstände der Heimatortsgemeinschaften oder der Kreisverbände mittlerweile zuverlässig daran, ihre Neuerscheinungen ans KDZ zu schicken. Darum bitten wir dringend auch weiterhin, damit unsere Bestände möglichst komplett sind. Auch das eine oder andere Familienbuch wurde uns zur Ergänzung des Bestandes überlassen, viele fehlen jedoch weiterhin. Diese Lücken schmerzen besonders, denn immer noch sind die meisten Anfragen ans KDZ solche von Familienforschern. Dabei war die Pandemie übrigens am wenigsten hinderlich, da viele Anliegen schriftlich oder telefonisch erledigt werden können. 

Für die Bibliothek erhielten wir einige wertvolle Paketsendungen, die größten von Nikolaus Balzer, Karin Reinert, Ines Reb und Ingrid Röhrich. Das Augsburger Bukowina-Institut spendete dem KDZ aus seinen Bibliotheksbeständen eine Reihe von Banatica sowie eine Sammlung der Zeitung „Der Südostdeutsche“. Neuerscheinungen kamen von verschiedenen Verlagen, allen voran der in Ulm angesiedelte danubebooks Verlag und der Pop-Verlag in Ludwigsburg, die uns immer wieder Rezensionsexemplare schicken. Büchersendungen erhielten wir auch aus Rumänien von den Zweigstellen des Deutschen Forums in Temeswar und Reschitza oder vom Archiv des römisch-katholischen Bistums in Temeswar. Der vorhandene Bücherbestand ist teilweise sortiert, aber noch nicht komplett erfasst. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist der zweite PC-Arbeitsplatz, den Karin Bohnenschuh von der Bundesgeschäftsstelle im KDZ installiert hat.

Trotz des eingeschränkten Publikumsverkehrs gab es einige Einträge im Gästebuch: Maria Endres oder Walter Tonţa recherchierten immer wieder im Archiv, Christine Neu und Brunhilde Forro suchten in der Bibliothek nach Material zu einem Brauchtumsprojekt. Im August machte eine Gruppe von 20 Radfahrern, die über vier Jahre verteilt den gesamten Donaulauf entlang radelt, einen Stopp in Ulm und besichtigte das KDZ.

Der Kulturreferent des neuen Kulturwerks Bayern der Banater Schwaben Kevin Back informierte sich bei einem Besuch vor Ort über die Bestände im Archiv des Kulturzentrums. Unter anderem plant das Kulturwerk die Digitalisierung von Ausstellungstafeln aus dem KDZ-Archiv. Dr. Swantje Volkmann, Kulturreferentin für den Donauraum, kam wiederholt zu Abstimmungsgesprächen im KDZ vorbei. Trotz des allgemeinen Online-Trends nutzten auch 2021 einige HOGs sowie der Verein der Freunde der Lenauschule die Räume in der Donaubastion für Vorstandssitzungen.

Die Rollups der Ausstellung „Temeswar 1716“, die im vergangenen Jahr an der Universität „Partium“ in Großwardein/Oradea in Rumänien zu sehen war, wurden wieder nach Ulm zurückgebracht und sind hier für weitere Präsentationen abrufbar. 

Das Kultur- und Dokumentationszentrum war auch 2021 Kooperationspartner des Landesverbandes Baden-Württemberg bei der Konzeption der Sindelfinger Kulturtagung (die dann allerdings abgesagt beziehungsweise verschoben werden musste) und der Redaktion des Tagungsbandes vom Vorjahr, diesmal zum Thema „Über die Grenze“. Kooperiert wurde auch mit dem Landesverband Bayern bei einem dreiteiligen Online-Jugendseminar zur Geschichte der Banater Schwaben. In Zusammenarbeit mit dem Verein der Freunde der Lenauschule entsteht das Buch zum 150. Jubiläum der Schule auch unter Zugriff auf Materialien aus dem Archiv und der Bibliothek des KDZ. Im Haus der Heimat in Stuttgart beteiligte sich das KDZ an der Ausstellung „Arabica und Muckefuck. Kaffeehausgeschichten zwischen Ostsee und Schwarzem Meer“ mit einem Beitrag über den aus Temeswar stammenden Franz Illy, den Erfinder der Espressomaschine. Zur Neugestaltung der Dauerausstellung im benachbarten Donauschwäbischen Zentralmuseum trug das KDZ durch Übersetzungen von Texten aus dem Rumänischen bei.

Und nicht zuletzt wurden im KDZ auch die Texte der in die Jahre gekommenen Faltblätter der Landsmannschaft: „Die Banater Schwaben“, „Zur Geschichte der Banater Schwaben“, „Über die Mundart der Banater Schwaben“ und „So funktioniert Landmannschaft“ überarbeitet. Die neuen Flyer sind mittlerweile gedruckt und werden an die Gliederungen zum Auslegen verteilt. 

Es ist also doch einiges los gewesen in Ulm, trotz allem. Ein guter Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken, auch wenn der Heimattag leider wohl nicht in vollem Umfang stattfinden kann. Die eine oder andere Gelegenheit, in der Donaubastion vorbeizuschauen, wird sich sicher finden. Sie sind alle herzlich dazu eingeladen!