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Totengedenken zu Allerheiligen in Augsburg

Die heilige Messe zum Auftakt der Gedenkfeier wurde von Pfarrer Jaroslaw Gutowski in der Kirche „Zum Guten Hirten“ zelebriert. Im Hintergrund die Fahnenabordnungen der Heimatortsgemeinschaften Glogowatz und Nitzkydorf. Fotos: Nikolaus und Yvonne Dornstauder

Die stellvertretenden Kreisvorsitzenden Erwin Lehretter und Nikolaus Dornstauder trugen den Kranz des Kreisverbandes zum Gedenkstein.

Wie schon in den letzten Jahren veranstaltete der Kreisverband Augsburg auch 2021 zu Allerheiligen eine Totengedenkfeier. Die Feier fand am 7. November unter Einhaltung der geltenden Corona-Regeln statt und begann mit einem Gottesdienst in der römisch-katholischen Kirche „Zum Guten Hirten“ im Augsburger Univiertel, der von Pfarrer Jaroslaw Gutowski zelebriert wurde. Der Einladung des Vorstandes waren viele Landsleute gefolgt, zumal die Banater Schwaben in dieser Kirche immer gern gesehen sind. Zugegen waren auch Fahnenabordnungen der Heimatortsgemeinschaften Glogowatz und Nitzkydorf mit Franz Schlechter, Hans Kiss und Franz Gerber, die im Altarraum Aufstellung nahmen.

Mit seiner Predigt berührte Pfarrer Gutowski die Herzen der Teilnehmer. Ebenso ergreifend war die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes durch den Chor der Banater Schwaben Augsburg unter der Leitung von Aniko Oster mit Werner Zippel an der Orgel. Der Chor sang die Schubertmesse und zum Schluss erklang das beliebte Kirchenlied „Segne Du, Maria“. Für alle Mitwirkenden wurde die heilige Messe zu einem tiefen Glaubenserlebnis. 

Ihre Fortsetzung fand die Feier am Banater Gedenkstein neben der Kirche, wo die beiden stellvertretenden Kreisvorsitzenden Nikolaus Dornstauder und Erwin Lehretter einen Kranz niederlegten. Für die festliche Umrahmung sorgten ein Bläserquartett der Musikkapelle der Banater Schwaben Augsburg unter der Leitung von Werner Zippel und der Chor der Banater Schwaben Augsburg. 

Die Bläser leiteten das Totengedenken mit dem Lied „Abschied von der Heimat“ ein. Die Gedenkansprache hielt die Kreisvorsitzende Dr. Hella Gerber. Sie erinnerte daran, dass in der alten Heimat zu Allerheiligen und Allerseelen die Gräber der Angehörigen besucht wurden und diese Tradition auch in der neuen Heimat fortgeführt werde, zumal viele Angehörige hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Gerade weil die Friedhöfe im Banat von vielen Landsleuten nicht mehr oder nur noch selten besucht werden können, sei der Banater Gedenkstein in Augsburg ein Ort, an dem aller Toten der Gemeinschaft jedes Jahr gemeinsam gedacht werde. Die Kreisvorsitzende erinnerte auch daran, dass dieser Gedenkstein im Oktober 1996 vom Bezirksverband Augsburg unserer Landsmannschaft zum Zeichen des Dankes der Banater Schwaben, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in Augsburg und in nächster Umgebung eine neue Heimat gefunden haben, errichtet worden sei. Durch seine Form als Grabkreuz sei der zwei Meter hohe Granitstein auch als Gedenkstein für die Toten in der alten und neuen Heimat und in aller Welt gedacht.

„Wir, der Kreisverband Augsburg der Banater Schwaben, gedenken heute gemeinsam an unserem vor 25 Jahren errichteten Gedenkstein unserer Toten im und aus dem Banat. Wir gedenken unserer in den Banater Friedhöfen ruhenden Vorfahren, unserer in fremder Erde ruhenden Kriegsgefallenen, der Russland- und Bărăganverschleppten, der Opfer von Flucht, Vertreibung und Gewalt. Wir gedenken unserer in Deutschland, unserer neuen Heimat, und in aller Welt verstorbenen Angehörigen und Landsleute“, sagte Dr. Hella Gerber. 

Ganz besonders gedenke man derer, die im letzten Jahr verstorben seien. Stellvertretend erwähnte sie zwei Mitglieder des Kreisverbandes: Hans Wiewe und Nikolaus Schlotter. Hans Wiewe ist mit 96 Jahren im Sommer 2021 verstorben. Er sei immer mit Herzblut dabei gewesen, so auch bei der Errichtung des Banater Gedenksteins vor 25 Jahren und zuletzt bei der Feier zum 70-jährigen Jubiläum des Kreisverbandes und zum 70. Jahrestag der Bărăgan-Verschleppung am 20. Juni 2021, wo er als Zeitzeuge eine beeindruckende Rede hielt. Nikolaus Schlotter wurde eine Woche vor der Gedenkfeier zu Grabe getragen. Der leidenschaftliche Musikant war im Alter von nur 65 Jahren gestorben. Als Klarinettist der Musikkapelle der Banater Schwaben Augsburg habe er gemeinsam mit seinen Kollegen viele Feierlichkeiten des Kreisverbandes musikalisch umrahmt, so auch noch im September 2021 die Kirchweih und den Tag der Heimat. „Wir werden ihnen allen ein ehrendes Andenken bewahren“, versicherte die Kreisvorsitzende, wonach Vorstandsmitglied Otmar Metzenrath für alle Verstorbenen eine Kerze anzündete.

Tine Slavik von der Theatergruppe des Kreisverbandes trug das Mundartgedicht „Allerheiliche“ von Hans Wolfram Hockl vor. Dazwischen erklangen die Lieder „Ganz tief gebeugt“ (Chor) und „Alles schläft den Todesschlummer“ (Bläser). Pfarrer Gutowski, der auch an der Feier am Banater Gedenkstein teilnahm, sprach ein Gebet. Die Freude war ihm anzusehen. Zum Schluss, bevor die „Glocken der Heimat“ vom Chor zu hören waren, dankte die Kreisvorsitzende allen für ihr Mitwirken und Dabeisein. 

Es war eine bewegende Gedenkfeier. Das war auch die Meinung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. 

Eine Stimme, die von Anny Schneider, wollen wir zu Wort kommen lassen: 

„Es war eine ergreifende Gedenkfeier für unsere verstorbenen Landsleute von nah und fern, von früher und heute, mit Gottesdienst und Kranzniederlegung am Banater Gedenkstein bei der Kirche ‚Zum Guten Hirten‘ im Augsburger Univiertel.
Hervorragend war auch der musikalische Hintergrund zu dieser Feierlichkeit: eine beherzte Chorleiterin (Aniko Oster), ein erfahrener Orgelspieler (Werner Zippel) und recht viele begeisterte Chormitglieder, hauptsächlich Schwäbinnen im Seniorenalter. Frau Oster wie auch ihre Sängerinnen und Sänger hätten es wirklich verdient, noch mehr beherzte und talentierte Chormitglieder zu gewinnen. Sie wirbt darum, und ich wünsche Frau Oster, dass sie Gehör findet, denn das, was ‚ihr‘ Chor darbietet, geht wirklich unter die Haut. Als der Chor während des Gottesdienstes sang, wurde es mucksmäuschenstill im Kirchenraum. […]

Und als dieser Chor beim Gedenkstein ‚Glocken der Heimat‘ sang, war nicht nur ich sehr bewegt davon. Vor mir stand eine betagte Landsmännin, der richtig dicke Tränen die Wangen herunterliefen.“