Landsmannschaft der Banater Schwaben verleiht Dr. Heinz Günther Hüsch die Prinz-Eugen-Nadel. Zwischen 1968 und 1989 sind nahezu eine Viertelmillion deutsche Aussiedler aus Rumänien in die Bundesrepublik Deutschland gekommen. Ihre Ausreise verdanken sie den geheimen Vereinbarungen, die der bundesdeutsche Rechtsanwalt und langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Heinz Günther Hüsch mit der rumänischen Seite – vertreten durch Offiziere des Geheimdienstes Securitate – aushandelte. Dr. Hüsch hat diese heikle und nicht ungefährliche Mission im Auftrag der Bundesregierung mehr als zwei Jahrzehnte lang wahrgenommen – unter vier Bundeskanzlern und sechs Innenministern verschiedener politischer Couleur. Auf sein Verhandlungsgeschick, seine Unerschrockenheit und Standhaftigkeit sind die sechs vertraulichen Ausreisevereinbarungen zurückzuführen, die mit Rumänien während dieser Zeit geschlossen wurden. Wichtigste Bestimmungen aller Vereinbarungen waren, dass sich Rumänien verpflichtete, in einem bestimmten Zeitraum eine festgelegte Zahl von Deutschen ausreisen zu lassen, und dass sich die Bundesrepublik Deutschland im Gegenzug verpflichtete, für jeden Aussiedler einen genau festgelegten Ablösebetrag zu bezahlen. In Anlehnung an den Freikauf politischer Häftlinge aus der DDR wurden später auch die durch bundesdeutsche Zahlungen erreichte Ausreise der Rumäniendeutschen als „Freikauf“ bezeichnet, auch wenn die beiden Vorgänge nur bedingt miteinander vergleichbar sind.
Über den Freikauf der Rumäniendeutschen in den Jahren des Kommunismus war zwar viel gesprochen und geschrieben worden, doch die Aufklärung und Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels in der jüngsten Geschichte der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen kam nur schleppend voran. Das hat sich in den letzten fünf Jahren grundlegend geändert. Weil über dieses Thema unzählige Gerüchte und falsche Darstellungen in Umlauf waren, entschied sich Dr. Heinz Günther Hüsch, mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit zu gehen. Ernst Meinhardt, Redakteur der Deutschen Welle in Berlin, der 2004 mit seinen Recherchen zum Freikauf der Rumäniendeutschen begonnen hatte, war der erste Journalist überhaupt, dem Dr. Hüsch nach vierzigjährigem erzwungenem Schweigen im Herbst 2009 Auskunft gab. Die von dem ehemaligen deutschen Verhandlungsführer seither bereitgestellten Informationen sind von großer Tragweite und für die Beleuchtung der näheren Umstände des Freikaufs von entscheidender Bedeutung.
In Anerkennung seines Wirkens und seiner außerodentlichen Verdienste um die Volksgruppe der Banater Schwaben beschloss der Bundesvorstand der Landsmannschaft, Dr. Heinz Günther Hüsch mit der Prinz-Eugen-Nadel, der höchsten Auszeichnung unseres Verbandes, zu ehren. Den feierlichen Rahmen für die Verleihung der Auszeichnung bot die Festkundgebung zum Heimattag der Banater Schwaben am Pfingstsonntag in der Ulmer Donauhalle. Dr. Hüsch war mit Gattin und Tochter angereist.
Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber hieß den Ehrengast herzlich willkommen und wies darauf hin, dass die Familienzusammenführung, die freie Ausreise unserer Landsleute aus Rumänien bis 1990 zentrale Themen der Heimattage in Ulm gewesen seien. Durch sein erfolgreiches Wirken als langjähriger Verhandlungsführer der Bundesregierung habe Dr. Hüsch unsere Geschichte maßgeblich beeinflusst und unseren Landsleuten in den düsteren Jahren der kommunistischen Diktatur zur Ausreise, zu einem Leben in Freiheit und Demokratie verholfen. Dadurch habe er sich außerordentliche Verdienste um unseren Verband und unsere Gemeinschaft erworben. Als Dank und Anerkennung verleihe die Landsmannschaft der Banater Schwaben Dr. Heinz Günther Hüsch die Prinz-Eugen-Nadel, so Leber.
Die Laudatio auf den Geehrten hielt Ernst Meinhardt. Der aus Temeswar stammende Rundfunkjournalist und langjährige Landesvorsitzende unseres Verbandes in Berlin und den Neuen Bundesländern, hat durch seine Recherchen und Veröffentlichungen einen wesentlichen Beitrag zur Aufhellung des Freikaufs der Deutschen aus dem kommunistischen Rumänien geleistet. Den Wortlaut der Laudatio veröffentlichen wir auf Seite 6.
Ein besonders bewegender Moment war die Überreichung der Prinz-
Eugen-Nadel und der Ehrenurkunde an Dr. Heinz Günther Hüsch. Es gab stehende Ovationen für den Geehrten, und viele unserer in der Donauhalle anwesenden Landsleute waren tief gerührt – in dem Bewusstsein, Dr. Hüsch viel zu verdanken. „22 Jahre lang dauerte dieser Kampf der Worte, der Argumente und auch des Geldes“, sagte Dr. Hüsch in seiner Dankesrede. „Das war die größte humanitäre Aktion, die die Geschichte kennt.“ Der Geehrte drückte seine Hochchtung davor aus, wie die Banater Schwaben ihr Schicksal gemeistert haben. „Ich wollte helfen, und auch heute stehe ich dazu. Es war richtig, so zu handeln“, unterstrich Dr. Hüsch.
Die Präsenz und die Ehrung von Dr. Heinz Günther Hüsch verdeutliche die Versöhnung der Banater Schwaben mit ihrer eigenen Geschichte – das sei laut Bundesvorsitzendem Leber eine der Botschaften des Heimattages 2014.