zur Druckansicht

Zwanzig Jahre erfolgreiche Seniorenarbeit in Ingolstadt

Ehrengäste des Jubiläumsfestaktes: Bischof Martin Roos, Hilfswerks-Ehrenvorsitzender Peter Krier (rechts), Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber, Kreisvorsitzender Johann Metzger (links). Foto: Helmut Graf

Als Erinnerung an ihre vielen erfolgreichen Auftritte erhielten alle Frauen, die jemals in der Seniorentanzgruppe mitgewirkt haben, einen Fotoband. Foto: Elisabeth Klein

In seinem Grußwort zum zwanzigjährigen Jubiläum der Seniorengemeinschaft der Banater Schwaben Ingolstadt weist der Bundestagsabgeordnete Dr. Reinhard Brandl auf die Einzigartigkeit dieser Gemeinschaft hin, deren Mitglieder vor Ort inzwischen ihr Zuhause, im Banat aber ihre Heimat haben. „Vielleicht sind es diese zwei Herzen, die den Banater Schwaben die Energie für ihre offene und positive Grundeinstellung ermöglichen“, so Brandl. Mit ihren geselligen Veranstaltungen, ihren zahlreichen Gesangs- und Tanzauftritten in Ingolstadt und Umgebung sorgten die Banater Senioren stets für Freude und gute Laune. Auch Ingolstadts Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel würdigt in seinem Grußwort die rege Beteiligung der Seniorengemeinschaft am kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt.
Dass sich die Banater Seniorengemeinschaft in Ingolstadt hoher Anerkennung erfreut, vergegenwärtigte auch die Feier zu ihrem zwanzigjährigen Bestehen, die am 6. März im Banater Seniorenzentrum „Josef Nischbach“ stattfand. Franziska Graf, die als Vorsitzende die Geschicke der Gemeinschaft seit deren Gründung im Jahr 1997 lenkt, freute sich, zur Jubiläumsfeier viele Ehrengäste begrüßen zu können, darunter den Temeswarer Diözesanbischof Dr. h.c. Martin Roos, die Ingolstädter Bürgermeister Albert Wittmann und Sepp Mißlbeck, Alt-OB Peter Schnell, die Stadträte Brigitte Fuchs, Franz Liepold und Simona Rottenkolber. Unter den Ehrengästen befanden sich auch der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, der Ehrenvorsitzende des Hilfswerks der Banater Schwaben, Peter Krier, der Ingolstädter Kreisvorsitzende Johann Metzger, Claudia Fiedler vom BdV-Kreisverband, Ulrike Merkl vom Bürgerhaus Ingolstadt, Rudolf Eiba, langjähriger Leiter der Seniorenbetreuung im Ingolstädter Bürgerhaus, Sr. Regina von der Gemeinschaft der Niederbronner Schwestern in St. Monika Ingolstadt sowie die Leiterin des Nischbach-Seniorenzentrums, Elisabeth Klein.

Dass Bischof Roos gerade am Tag der Jubiläumsfeier im Banater Seniorenzentrum weilte, war eher ein Zufall. Dafür war die Überraschung aber umso größer. Nichts ahnend sei er zu dieser Feier gestoßen, versicherte der Temeswarer Bischof in seiner Begrüßung. Er freue sich aber, dem Jubiläumsfest beiwohnen und einige Stunden mit seinen Landsleuten verbringen zu können. Dass er hier überall nur lächelnde Gesichter angetroffen habe, sei eine gute Reklame für das Haus. Zum Schluss bekannte Bischof Roos: „Ihr fehlt uns sehr, aber wir versuchen das Glaubensleben weiterzuführen, das Ihr dort vorgelebt habt.“

In Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel überbrachte Bürgermeister Sepp Mißlbeck die Grüße und Glückwünsche der Stadt Ingolstadt. An die Seniorengemeinschaft gerichtet, sagte er: „Sie, als größte und aktivste Gruppe, beteiligen sich am kulturellen Leben der Stadt. Ihr Chor und die Tanzgruppe treten bei verschiedenen Veranstaltungen auf.“ Und weiter: „Der Name Josef Nischbach verbindet Sie mit Ihrer Geschichte und obzwar Sie sich in Ingolstadt eingebracht haben, bleiben Sie mit Ihrer alten Heimat verbunden. Als Neu-Ingolstädter fühlen Sie sich hier wohl und zeigen das auch. Die Stadt Ingolstadt ist schon lange mit Ihnen eng verbunden, vor 30 Jahren hat sie die Patenschaft über die Banater Schwaben übernommen. Das Seniorenzentrum und Ihre gemeinsamen Zusammenkünfte sind der Beweis, dass die Banater in Ingolstadt angekommen und ein fester Bestandteil der Bürgerschaft geworden sind.“

Bürgermeister Albert Wittmann merkte in seinem Grußwort an, dass er mit der Geschichte der Banater seit 1990 vertraut und im Laufe der Jahre auch ein bisschen Banater geworden sei. Er fühle sich immer wohl bei den Banater Schwaben, versicherte Wittmann. Die Banater Seniorengemeinschaft, die sich in Ingolstadt aktiv einbringe, bedachte er mit großem Lob. Deren erfolgreiches Wirken in den vergangenen zwanzig Jahren sei auch und vor allem ein Verdienst von Franziska Graf. Aber nicht nur die Senioren, sondern alle Banater Schwaben seien ein Gewinn für Ingolstadt, sagte Wittmann. Der Kommunalpolitiker zitierte den Kreisvorsitzenden und ehemaligen Stadtrat Johann Metzger, der einmal gesagt habe, wenn die Banater Schwaben daheim blieben, stünden die Fließbänder bei Audi still. Die 1996 getroffene Entscheidung, dem Hilfswerk der Banater Schwaben ein Grundstück auf Erbpacht für den Bau des Seniorenzentrums zur Verfügung zu stellen, habe die Stadt nie bereut. „Das Heim ist ein Schmuckstück geworden, man kann es als Leuchtturm bezeichnen. Wir sind stolz darauf“, sagte Wittmann.

Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber erinnerte in seiner Begrüßungsansprache an die Übernahme der Patenschaft über die in Bayern lebenden Banater Schwaben durch die Stadt Ingolstadt vor 30 Jahren und betonte, dass es innerhalb der Landsmannschaft der Banater Schwaben einmalig sei, dass die Seniorengemeinschaft, obzwar in Ingolstadt ansässig, ganz bewusst als Banater Seniorengemeinschaft geführt werde. Dies sei ein Beweis, dass sich die Banater Schwaben zu ihrer Herkunft bekennen und gleichzeitig in ihrer neuen Heimat bestens integriert sind. Leber dankte Franziska Graf für ihr langjähriges Engagement als Vorsitzende der Seniorengemeinschaft, aber auch für ihre Arbeit in der Landsmannschaft. Sie habe sich über viele Jahre im Kreisverband Ingolstadt, im Landesverband Bayern und im Bundesvorstand eingebracht und auch in der Heimatortsgemeinschaft Schag sowie in der Heimatortsgemeinschaft Fratelia Verantwortung getragen. Lobende Erwähnung fand auch ihre Publikationstätigkeit und ihre rege Mitarbeit an der „Banater Post“. Als Dankeschön überreichte der Bundesvorsitzende Franziska Graf ein Buchgeschenk.

In seinem Grußwort erinnerte der Ehrenvorsitzende des Hilfswerks der Banater Schwaben, Peter Krier, daran, dass es früher bei den Banater Schwaben üblich gewesen sei, die Alten in der Familie zu versorgen und zu pflegen. Es habe sich in der Zwischenzeit vieles verändert, aber alte Menschen hätten das Bedürfnis, wahrgenommen zu werden und sich mitteilen zu können. Diesem Umstand Rechnung tragend, habe sich das Hilfswerk entschlossen, ein Heim in Ingolstadt zu errichten. Krier dankte Alt-OB Peter Schnell, Innenstaatssekretär a.D. Hermann Regensburger und allen, die mitgeholfen haben, dieses Projekt zu verwirklichen. „Es hat sich gelohnt. Wir haben Sie nicht enttäuscht“, sagte Krier an die Adresse der anwesenden Vertreter der Stadt Ingolstadt. Das Heim sei mehr als nur eine Senioren-Einrichtung, es sei zu einem Zentrum für die Banater aus Ingolstadt und Umgebung geworden, auch dank des unermüdlichen Einsatzes von Franziska Graf. In den zwanzig Jahren des Bestehens der Seniorengemeinschaft habe sie über 1000 Veranstaltungen organisiert – eine beachtliche und anerkennenswerte Leistung. Krier gratulierte zum Jubiläum, dankte Frau Graf sowie allen, die dazu beitragen, dass sich die Menschen hier wohl fühlen können.

Die Grüße der BdV-Kreisvorsitzenden Rosina Schießer überbrachte Claudia Fiedler. Auch sie beglückwünschte die Banater Seniorengemeinschaft zu ihrem Jubiläum und dankte Franziska Graf für die gute Zusammenarbeit mit dem BdV. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Ingolstadt, Johann Metzger, verriet in seinem Grußwort, dass man anfangs der Gründung einer Banater Seniorengruppe etwas skeptisch gegenüberstand. Wie sich herausstellen sollte, sei dies nicht begründet gewesen. Die Seniorengemeinschaft habe viel bewirkt und dafür gebühre ihr ein großes Lob. Metzger hob auch die enge Verbindung zwischen Nischbach-Haus, für dessen Errichtung er sich als Stadtrat eingesetzt hatte, und Seniorengruppe hervor, von der beide Seiten profitierten.

Anschließend überbrachte Heimleiterin Elisabeth Klein den Gruß des Vorsitzenden des Hilfswerks der Banater Schwaben, Nikolaus Rennon, und dankte allen, die sich ehrenamtlich im und für das Nischbach-Haus engagieren. Sie lud sodann alle Gäste zu Kaffee und Kuchen ein.

Im letzten Teil des Festaktes bot die Vorsitzende der Seniorengemeinschaft, Franziska Graf, eine Rückschau auf deren zwanzigjährige Tätigkeit. Sie erinnerte an die Anfänge im Herbst 1996, als der Einladung zu einem ersten Treffen der über Sechzigjährigen rund siebzig Landsleute gefolgt sind. Die Zahl der Teilnehmer an den monatlichen Zusammenkünften stieg ständig, so dass man sich im Januar 1997 zur Seniorengemeinschaft der Banater Schwaben in Ingolstadt zusammenschloss. Es sei damals die 21. Seniorengemeinschaft in Ingolstadt gewesen und die einzige, die die Senioren nicht nach Wohngebieten erfasste, sondern aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Volksgruppe der Banater Schwaben. Diese Gemeinschaft habe es bis auf 390 Mitglieder gebracht, heute bestehe sie aus 190 Mitgliedern.
Franziska Graf erwähnte die zahlreichen Aufritte des Chors und der Tanzgruppe, deren Darbietungen viele Menschen begeistert und gezeigt hätten, dass man auch im Alter noch Freude am Singen und Tanzen haben kann, die regelmäßigen Tagesausflüge und gemeinsamen Kurzurlaube, die alljährlichen Feiern zum Gedenken an die Russland- und an die Bărăgan-Deportation, die Wallfahrten, die Feste und Feiern im Jahreslauf und vieles andere mehr. Die zum Jubiläum erschienene 54-seitige Festschrift dokumentiert in Wort und Bild das rege und vielseitige Wirken der Seniorengemeinschaft.

Auch wenn altersbedingt öffentliche Auftritte des Chors und der Tanzgruppe sowie Fahrten eingestellt werden mussten, habe man neue Formen gefunden, um die Senioren zusammenzuführen. So seien die monatlichen Treffen ins Nischbach-Haus verlegt worden, und auch die Chor- und Tanzproben finden hier jeden Montag statt. Den Senioren sei es daran gelegen, zum eigenen Vergnügen und zur Freude der Heim-bewohner zu singen und zu tanzen, Themennachmittage zu gestalten und bei Kaffee und Kuchen die Geburtstagsjubilare zu ehren. Diese Veranstaltungen erfreuten sich großer Beliebtheit, so Franziska Graf in ihrem Rückblick.

„Wir sind froh und dankbar, dass wir hier eine neue Heimat gefunden haben. Wir leben gerne in Ingolstadt und lieben diese Stadt, aber unsere alte Heimat werden wir niemals vergessen“, sagte Franziska Graf. Sie beschloss ihre Ausführungen mit dem Gedicht „Doppelte Heimat“ von Robert Rohr, in dem es unter anderem heißt: „So leben heut’ in meiner Brust / zwei hochgepries’ne Welten. / Ich lasse beide – ganz bewusst, / als meine Heimat gelten.“ Abschließend sang der Seniorenchor das Lied „Wir, die Ex-Banater“.

Nach der Kaffeepause wurde den Mitgliedern, die von Anfang an dabei waren, eine Ehrenurkunde überreicht. Und weil die Seniorentanzgruppe so einzigartig ist – sie führt nicht nur Volkstänze vor, sondern auch viele andere, zum Teil lustige Tänze – erhielten alle Tänzerinnen, die jemals der Gruppe angehörten, zur Erinnerung an die schönen Auftritte einen Fotoband. Die rührige Vorsitzende der Seniorengemeinschaft wurde als Dank für ihren Einsatz mit vielen Blumensträußen bedacht.