In dieser imposanten Darstellung ihrer Familiengeschichte „mit praktischen Tipps zum Selbsterforschen“ beschreitet die Autorin Sylvia Festa eigene Wege mit alternativer Einbindung ihrer Familiengeschichte in die Historie der Banater Schwaben, was die Lektüre aufschlussreich gestaltet, weil die jeweilige Familienentwicklung in die geschichtliche Entwicklung der Banater Schwaben eingebunden und somit leicht verständlich wird.
Zunächst werden die Gründe der Ansiedlung unter Berücksichtigung der damaligen politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten sowie der Ablauf der drei Schwabenzüge erläutert, wobei auch auf die Schwierigkeiten des Freikaufs der Auswanderungswilligen von ihrem Grundherrn im Herkunftsgebiet eingegangen wird.
Aus dem in höchster Lage der Tiroler Zugspitz-Arena gelegenen Dorf Rinnen bei Berwang stammt Mathias Berwanger, der Elisabeth Glatz ehelichte. Deren 1631 geborener Sohn Matthias zog nach Tiefenbach bei Oberstdorf/Allgäu, wo er zweimal heiratete. Aus der ersten Ehe mit Barbara Rietzler ging 1650 ein Sohn Sylvester Berwanger hervor. Dieser zog als Zimmermann auf seiner Walz wahrscheinlich in die Grafschaft Dagstuhl im Saarland und ließ sich im Ort Mettnich nieder. Michael, ein Sohn Sylvesters, geboren 1690 in Mettnich, heiratete um 1718 eine Gertrude Kaspar, mit der er 14 Kinder hatte.
Johann (Hans) Adam Berwanger, geboren am 4. März 1719 in Lockweiler, ein Sohn aus dieser Kinderschar, ist in der Familienforschung der Berwangers von besonderer Bedeutung, weil er mit seiner Familie im Rahmen des zweiten Schwabenzugs als Siedler ins Banat kam. Es kann nachgewiesen werden, dass die Familie am 1. August 1763 in Wien registriert wurde. Hans Adam Berwanger hatte 1745 in Saarwellingen Anna Franziska Henning geheiratet. Sein „Loskaufbrief“ ist auf Seite 15 abgebildet. 1764 brach er mit seiner Familie zusammen mit anderen 25 Familien in Richtung Ungarische Tiefebene auf, in der Hoffnung, dort ein besseres Leben führen zu können.
Im selben Jahr machte sich auch ein anderer Vorfahr der Berwangers, Jacob Bild (geboren 1713), verehelicht mit Anna Maria Recktenwald, aus Marpingen in der Nähe von Saarwellingen auf den Weg ins Banat.
Der Leser erfährt, dass unter der Oberaufsicht des Verwaltungsbeamten Josef Franz Knoll die Ansiedler in bereits bestehenden oder erweiterten Dörfern wie Jahrmarkt, Freidorf, Neubeschenowa untergebracht wurden. Weiters werden die hauptsächlichen Herkunftsgebiete der Siedler während der Theresianischen Ansiedlung festgehalten. Die Autorin weist darauf hin, dass nur Katholiken der Zuzug genehmigt worden sei. Sie beleuchtet akribisch den Verlauf der Ansiedlung und geht auf die Anreisewege ins Banat mit all ihren Schwierigkeiten ein.
Die Autorin konnte unter ihren Vorfahren zwölf Berwanger-Generationen nachweisen, ebenso mehr als acht Generationen aus der Familie Bild (der Name scheint in verschiedenen Schreibweisen auf: Bild, Bield, Pield, Pild, Pilldt, Pilt), wobei diese Generationsfortsetzungen nach unten hin offenbleiben.
Sylvia Festa hat ihre eigene Familiengeschichte mit der Geschichte der Banater Schwaben sinnvoll verflochten. So erfährt der Leser interessante Einzelheiten über die Entwicklung von Raum und Ethnie, beginnend mit den Gegebenheiten in den Herkunftsgebieten über die Auswanderungsgründe, die Werbung für die Ansiedlung und deren Verlauf bis hin zu den Schwierigkeiten der Kolonisten bei der Ankunft im Zielgebiet.
Äußerst wichtig und wertvoll scheinen die Anleitungen und Hinweise für Familienforscher: Im Kapitel „Ahnentafel oder Stammbaum?“ wird auf die möglichen Darstellungsformen von Ahnenreihen hingewiesen: Stammbaum, Ahnentafel, Ahnenblatt, Ahnenliste, auf die dann einzeln erklärend eingegangen wird.
Im Laufe der Darstellung werden alternativ die Bezeichnungen Banater Schwaben und Donauschwaben gebraucht, was den Leser dahingehend verwirrt, dass der Terminus „Banater Schwaben“ erstmals in der „Temesvarer Zeitung“ vom 27. März 1879 gebraucht wird, während der Sammelbegriff „Donauschwaben“ erst Anfang der 1920er Jahre von Hermann Rüdiger und Robert Sieger geprägt wurde. Er bezog sich auf die vormals als „Schwaben Ungarns“ bekannte Volksgruppe. Erst nach 1945 wurde der Sammelbegriff „Donauschwaben“ auch tatsächlich von dieser Gruppe und als Fachbezeichnung gebraucht.
Das mit größter Sorgfalt und grafisch anspruchsvoll gestaltete Buch kann allen Historikern und Familienforschern wärmstens empfohlen werden.
Sylvia Festa: Sie waren Banater Schwaben. Die Geschichte meiner Familie. Von 1600 bis heute. Mit praktischen Tipps zum Selbsterforschen! [Großebersdorf]: myMorawa, 2021. 91 Seiten, mit Karten und zahlreichen Fotos. ISBN: 978-3-99129-363-7. Preis: 23,90 Euro. Bestellungen direkt beim Verlag (www.mymorawa.com), über den Online-Buchhandel sowie in allen Buchhandlungen des deutschen Sprachraums.