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Schwerpunkt: Archive in Rumänien

Schwerpunkt der neuesten Ausgabe (Heft 1/2018) der vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München herausgegebenen Halbjahresschrift „Spiegelungen“ ist das Thema „Archive in Rumänien“ – ein, wie es scheint, weites und ergiebiges Feld, zumal sich das von der Literaturwissenschaftlerin Michaela Nowotnick betreute Schwerpunktthema gleich über zwei Ausgaben erstrecken wird. Dabei geht es um Archive und sammelnde Institutionen in unterschiedlicher Trägerschaft, in denen Quellen zur deutschen beziehungsweise deutsch-jüdischen Geschichte und Kultur verwahrt werden. Dort finden sich Archivalien von unschätzbarem wissenschaftlichem Wert, die gerade in der deutschsprachigen Forschungslandschaft noch wenig bekannt sind. Durch die Beschreibung der relevanten Bestände soll auf deren Bedeutung hingewiesen und zu deren wissenschaftlichen Nutzung angeregt werden. „Es handelt sich hierbei um eine erste Bestandsaufnahme, um eine Sichtung des Vorhandenen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann“, betont Nowotnick.

Im vorliegenden ersten Schwerpunktheft werden Archive und Sammlungen in Siebenbürgen vorgestellt. Neben den Kreisdienststellen des Rumänischen Nationalarchivs in Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Braşov, Klausenburg/Cluj-Napoca, Neumarkt/Târgu Mureş und Karlsburg/Alba Iulia werden die Bestände des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche A.B. in Rmänien in Hermannstadt, die diesem angegliederte umfangreiche Translyvanica-Bibliothek und die Schulbuchsammlung Friedrich Philippi sowie Archiv und Bibliothek der Honterusgemeinde in Kronstadt präsentiert. Außerdem gewährt Sigrid Haldenwang Einblick in das im Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften in Hermannstadt untergebrachte Archiv des Siebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuchs, während Corneliu Pintilescu das Projekt Saxonica vorstellt, ein vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München initiiertes, in Entstehung begriffenes digitales Archiv, das die Alltagsgeschichte der Siebenbürger Sachsen im 20. Jahrhundert dokumentiert.

Rezensionen und Tagungsberichte schließen den wissenschaftlichen Teil der Zeitschrift ab, auf den in der Rubrik „Literatur“ Gedichte folgen, die es auf die Shortlist zum „Spiegelungen“-Preis für Lyrik 2017 geschafft haben, außerdem Texte des aus Siebenbürgen stammenden Dichters Klaus F. Schneider sowie der ungarischen Schriftstellerin Noémi Kiss. Der Literaturteil macht auch auf den seit 1982 in Jerusalem bestehenden deutschsprachigen Dichterzirkel „Lyris“ aufmerksam und lässt den Schriftsteller, Publizisten und Literaturvermittler Roland Erb zu Wort kommen, der seine Annäherung an die rumänische Literatur schildert.

Ein Gespräch mit dem ungarischen Schriftsteller György Dalos eröffnet das Feuilleton der 255 Seiten starken Zeitschrift. Zwei weitere Beiträge sind dem slowenischen Schriftsteller Lojze Kovačič (1928-2004) beziehungsweise der erfolgreichen siebenbürgischen Dramatikerin Elise Wilk (geboren 1981 in Kronstadt) gewidmet. Nachrufe erinnern an den Banater Künstler und Hochschullehrer Franz Kumher, den in der Bukowina geborenen israelischen Schriftsteller Aharon Appelfeld, den Romanisten Klaus Heitmann und den siebenbürgisch-sächsischen Schriftsteller und Publizisten Hans Liebhardt. Gewürdigt werden zudem Autoren und Wissenschaftler aus Anlass eines runden oder halbrunden Geburtstags: die Dichterin und bildende Künstlerin Ilse Hehn, die Kinder- und Jugendbuchautorin Karin Gündisch, der Literaturwissenschaftler Stefan Sienerth sowie der Soziologe und Hochschullehrer Anton Sterbling.

Zu den im Feuilleton rezensierten Büchern zählen unter anderem Ilse Hehns Gedicht- und Kunstband „Sandhimmel“ (von Katharina Kilzer) und Richard Wagners Lyrikband „Gold“ (von Tom Schulz). Ein Blick in die sich anschließenden Rubriken „Rundschau“ und „Aus dem IKGS“ zeugt von der Vielfalt der Aktivitäten im Zusammenhang mit der deutschen Kultur und Geschichte Südosteuropas.

Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südost-europas, Jg. 13 (67), Heft 1/2018. Herausgegeben vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg. 255 Seiten. 17 Euro