Was trugen Harry Truman, Sophia Loren, Gheorghe Georghiu-Dej, Tudor Arghezi, Charly Chaplin, Elena Ceaușescu und wahrscheinlich auch Sie liebe Leserin, lieber Leser stolz, und gerne? Guban-Schuhe!
Doch ehe es zu diesen eleganten, schönen und bequemen Schuhen kam, gab es erst die Guban-Schuhcreme in den runden und flachen Blechdöschen. Der festsitzende Deckel mit dem „Guban“-Schriftzug ließ sich mit dem angenieteten Flügeldrehhebel seitlich kinderleicht anheben. Die „Schuhwixschachtel“ –
wie wir auf dem Dorf sie nannten – ließ der Erfinder der Schuhcreme Blaziu Guban – ein „Selfmade-Man“ – in der Fabrik der Gebrüder Mecher herstellen.
Blaziu Guban wurde 1904 in Gurbediu bei Tinca im Kreischgebiet geboren. Als Vierjähriger wurde er von einer Familie aus Großwardein adoptiert. Nach fünf Schulklassen hütete er Schweine, arbeitete aber dann während des ersten Weltkriegs in einer Großwardeiner Schuhfabrik. Hier faszinierten ihn die dort verarbeiteten Verbundstoffe und er bildete sich fachlich zum Chemiker fort.
Der Direktor der Temeswarer „Filt“-Fabrik suchte damals bei seinem Bekannten in Großwardein, dem Geschäftsführer dieser Schuhfabrik, einen „guten“ Chemiker. So stieß er auf Blaziu Guban, den er in
Temeswar einstellte. In seiner Freizeit entwickelte Guban in der eigenen Wohnung seine Schuhcreme, die er in die uns vertrauten Döschen zum Verkauf abfüllte.
1937 gründete er die Temeswarer Guban-Werke neben dem Fabrikstädter Bahnhof. Es handelte sich um eine Werkstätte, die als Zulieferer für die Industrie Kleb-, Leim- und Wachsstoffe herstellte. 1943 hatte das Guban-Werk zehn Mitarbeiter. Da die Nachfrage wuchs, nahm Guban Andrei Kaldori als Kapitalgeber mit ins Geschäft und expandierte.
Seit 1922 war Blaziu Guban Sozialist und Kommunist. Er soll zur Zeit der Illegalität der Kommunisten in der gleichen Zelle mit Gheorghe Gheorghiu-Dej eingekerkert gewesen sein. Sicher ist, dass beide sich gut kannten.
So kam es, dass „Guban“ nach der Machtübernahme durch die Kommunisten das einzige Großunternehmen war, das nicht nationalisiert wurde. Auf anhaltenden Druck der neuen Machthaber schenkte Guban sein Unternehmen im Jahr 1952 dem rumänischen Staat – mit dem ausgehandelten und vielleicht auch verbrieften Zugeständnis, dort auf Lebzeiten Direktor zu bleiben. Damit ging auch die Namensänderung (bis 1965) des Unternehmens in „Intreprinderea de Stat Fabrica de Produse Chimice și Încălțăminte Bela Breiner“ einher.
Im Jahr 1953 begann auf der Eroilor-Straße der Neubau der uns bekannten „Guban-Fabrik“, 1954 begann die Kunststoffproduktion und 1959 erschien das erste Paar Schuhe – noch handwerklich geschustert – der Marke Guban.
Der im Oktober 1923 geborener Sohn des früheren Inhabers, Tiberiu Guban, trat in die Fußstapfen seines Vaters. Von Beruf Ingenieur, gehört er zu den Erfindern des Kunstleders und besitzt an die zwanzig Patente auf dem Gebiet der Kunststoffe. Im Betrieb war er die rechte Hand seines Vaters.
1965 änderte sich der Name des Unternehmens in „Fabrica de Încălțăminte și Mase Plastice Victoria“ und mit ihm erweiterte sich auch die Produktpalette. Es wurden neben dem Schuhwerk, den Kunststoff- und Lederwaren und den diversen Pflegemitteln auch Luster, Kleinmöbel und Metallzubehör hergestellt.
Blaziu Guban, der Gründer des Unternehmens und Namensgeber der Marke Guban, starb 1978. Auch unter der Leitung seines Sohns Tiberiu war das Unternehmen bis zur Wende weiterhin erfolgreich. Ab dem Umbruch 1989 ging es jedoch zusehends bergab. Nicht nur das Geschäftsvolumen, sondern auch die Produktionsvielfalt nahm ab. Selbst die Produktion der Kassenrenner wie Schuhcreme, Männerschuhwerk und Luster wurde eingestellt. 1995 wurde das Unternehmen unter dem Namen „Guban SA“ privatisiert. Das Betriebsgelände wurde verkauft, einige Betriebsbauten wurden geschleift, andere befinden sich noch in abrissreifem Zustand auf dem ehemaligen Gelände in der Eroilor de la Tisa-Straße. Heute werden an einem anderen Standort in der Busiascher Straße von der Firma GP&Company SA, die Teil einer italienischen Firmengruppe ist, unter der Guban-Marke ausschließlich Damenschuhe gefertigt.