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Der Friede von Rastatt, Prinz Eugen und das Banat

Ein Stück Heimat immer vor Augen: Annemarie Eckert malte den Prinz-Eugen-Brunnen aus Jahrmarkt. Foto: Irmgard Stamm

Was haben die Banater mit dem Frieden von Rastatt zu tun, dessen 300. Jahrestag bevorsteht? Viel, wenn man einmal die Folgen dieses diplomatischen Höhepunkts von 1714 betrachtet. Nach Verhandlungen mit dem französischen Herzog de Villars unterzeichnete den Vertrag nämlich Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736), der als militärischer und politischer Vater des Banats gilt. Viele Banater Schwaben leben heute in Baden-Württemberg, auch in Rastatt und Umgebung, und Prinz Eugen kannte in der Heimat jedes Kind.

Durch den Frieden von 1714 war an der Westgrenze des Reiches Ruhe eingekehrt. Das kaiserliche Militär konnte sich ganz dem Kampf gegen das osmanische Reich auf dem Balkan zuwenden. Prinz Eugen, der „edle Ritter“ im Dienst des Kaisers, siegte 1716 bei Peterwardein und zog weiter nach Belgrad. 1717 kapitulierte diese Festungsstadt und das Habsburgerreich nahm das Gebiet um Temeswar in seinen Besitz. Der Prinz wollte nicht, dass die neu eroberte Landschaft dem Königreich Ungarn einverleibt würde, weil sich die Ungarn mit den Türken verbündet hatten. Daraufhin erklärte die Wiener Hofkammer das Gebiet zum Temeswarer Banat und machte es 1719 zur Kron- und Kammerdomäne. Banat bedeutet eine Verwaltungseinheit, die einem Ban (Markgraf) untersteht, im Gegensatz zu einem Komitat mit einem Comes (Gaugraf) an der Spitze. So setzte sich der Begriff Banat nach der Befreiung von den Türken für die Landschaft zwischen Theiß, Donau und Marosch fest. Zum Gouverneur des Banats wurde 1717 der Feldherr Claudius F. Mercy bestimmt, nach ihm ist Mercydorf benannt. Dieser verlehnte das flache Land an die einheimischen Serben und Rumänen, in den Städten und Bergbaugebieten sollten jedoch Deutsche angesiedelt werden. Deutsche Handwerker, Bau- und Kaufleute zogen bald nach Temeswar und Reschitz. Da die Serben und Rumänen auf ihrer althergebrachten Weidewirtschaft beharrten, wurden Bauernsiedler aus Deutschland angeworben, die im ersten Schwabenzug ab 1722 und im zweiten ab 1765 im Banat Dörfer und Städte gründeten. Die Erinnerung an Prinz Eugen blieb in Volkssagen und Liedern sowie in Denkmälern lebendig.

Ein solches Denkmal ist der Prinz-Eugen-Brunnen in Jahrmarkt, unweit von Temeswar. Dort soll sich Prinz Eugen – der Sage nach – mit seinem Heer bei der Belagerung der Festung Temeswar aufgehalten haben. In der Sommerhitze litten Ross und Reiter Durst, doch nirgends fand sich eine Quelle. Da wandte sich Prinz Eugen mit einem Gebet zum Himmel und erhielt alsbald göttlichen Rat. Er erblickte einen Weidenbaum, bohrte seine Säbelspitze hinein und heraus sprudelte kühles Wasser. So waren die kaiserlichen Heerscharen gerettet und konnten, frisch gestärkt, die Festung erobern. Seither versorgt die Quelle die Bewohner der Gegend und ist, als Brunnen gefasst und umbaut, von jeher der Stolz von Jahrmarkt. 

Eine Familie aus diesem Ort kam in den 1980er Jahren als Spätaussiedler nach Rastatt und wohnt heute im Stadtteil Dörfel, wo eine Straße nach dem Feldherrn benannt ist. Annemarie Eckert (geb. Rosar) erzählt: „Als ich gesehen habe, dass es hier eine »Prinz-Eugen-Straße« gibt, habe ich mich sofort heimisch gefühlt.“ Und um ein weiteres Stück Heimat immer vor Augen zu haben, malte sie den Brunnen ihrer Kinderzeit. Wenn also im kommenden Jahr der Rastatter Friede  groß gefeiert wird, dann denken sicherlich viele Banater und Donauschwaben an die alte Heimat zurück und an ihren Prinzen „Eugen von Savoy“. Und wer sich vorher informieren will, der reise nach Wien, genauer zum Schloss Hof im Marchfeld. Aus Anlass des 350. Geburtstages seines Erbauers zeigt dieses vom 25. März bis 3. November 2013 die Sonderausstellung „Triumph & Passion – 350 Jahre Prinz Eugen.“