Auf Initiative des Fördervereins der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Augsburg fand am 30. November 2014 eine Veranstaltung zum Thema „Spezialitäten und Besonderheiten der traditionellen Küche der Deutschen aus dem Osten und ihren Siedlungsgebieten“ statt. Anlass war das einjährige Bestehen des „Hauses der Begegnung“ in der Blücherstraße 89, Augsburg das Zuhause deutscher Zuwanderer aus den ost- und südosteuropäischen Ländern sowie aus den asiatischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Eingeleitet wurde die Veranstaltung, an der Deutsche aus Russland, Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben teilnahmen, mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrei „Unsere Liebe Frau“. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernahm das „Rudemus Quartett“ unter der Leitung von Alena Heiser. Anschließend fand im Pfarrsaal der Kirchengemeinde ein umfangreiches Informations-, Kultur- und Unterhaltungsprogramm statt. Karl Kromer, Vorsitzender des Kreisverbandes der Deutschen aus Russland, begrüßte als Ehrengäste den Bundestagsabgeordneten Dr. Volker Ulrich, Stadtrat Juri Heiser, den Vorsitzenden der Kreisgruppe Augsburg der Siebenbürger Sachsen Gottfried Schwarz sowie den Vorsitzenden des Augsburger Kreisverbandes der Banater Schwaben Dietmar Kirschenheuter. Das Unterhaltungsprogramm umfasste Vorträge und Vorführungen zum Thema „Bräuche und Essenskultur“ sowie eine Chor-, Tanz- und Orchestereinlage. Helene Sauter schilderte zunächst die Arbeitsvorgänge beim Schlachten sowie die Bräuche beim Schlachtfest, wie es früher in der Ukraine war. Ähnlich ging es auch in anderen ehemals deutschen Siedlungsgebieten zu, sodass man hin und wieder aus dem Publikum hörte: „Das war bei uns zu Hause auch so“. Zum deftigen Schlachtfestessen gehörte aber auch etwas Süßes, und so erläuterte Helene Sauter anhand des Kuchenrezeptheftes ihrer Großmutter, das sie nach Deutschland mitgebracht hat, die Zubereitung von Mohn- und Nussstrudel. Rosemarie Schwarz brachte den Gästen die Küche der Siebenbürger Sachsen näher. Sie wies darauf hin, dass die rumänische und österreich-ungarische Küche großen Einfluss auf die der Siebenbürger Sachsen ausübten. Typisch seien die verschiedenen Suppenarten. Hinsichtlich der Mehlspeisen nahm und nimmt auch heute noch die „Hanklich“ einen besonderen Platz ein. Anhand der erwähnten Beiträge, aber auch der Kostproben erhielten die Gäste einen Einblick in die kulinarische Welt der Deutschen aus Russland, der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben. Es ist eine Welt, die neben Unterschieden auch viele Gemeinsamkeiten aufweist, wobei letztere auf die aus der alten Heimat mitgebrachten und in den Siedlungsgebieten weitergeführten kulinarischen Sitten und Bräuche zurückzuführen sind. Zwischendurch boten das „Rudemus Quartett“, die siebenbürgisch-sächsische Schüler- und Jugendtanzgruppe unter der Leitung von Rosemarie Schwarz sowie das Jugendjazzorchester, dessen Leitung Siegfried Krempels innehat, musikalische und tänzerische Einlagen. Verbinden uns aber nur kulturelle Werte, Sitten und Bräuche sowie Gemeinsamkeiten der bereits erwähnten traditionellen Küche? Bestimmt nicht. Das wichtigste Bindeglied ist und bleibt die Heimat, besser gesagt die Erinnerung an die Heimat, denn ein jeder von uns trägt ein Stück Heimat in sich und mit sich. Der Vortrag von Theresia Reingruber über die Heimat und den Heimatort sprach die Herzen aller Gäste an und weckte Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Heimat lasse sich nicht nach Längen- und Breitengraden definieren, Heimat habe etwas mit Gefühlen, mit Sehnsucht zu tun. „Heimat ist dort, wo dein Herz ist und wo deine Erinnerungen unvergessliche Bilder hervorrufen“, sagte Theresia Reingruber. Die von Anna Messer gesungenen Lieder „Bilder aus der Heimat“ und „Weißt du noch ...“ verliehen dem Ganzen eine emotionale Note. Begleitet wurde sie am Akkordeon von Franz Schlechter. Die Sängerin wurde für ihre Darbietung mit wohlverdientem Applaus belohnt. Während des zweiten, gemütlichen Teils der Veranstaltung kamen die Gäste in den Genuss von Metzgerspezialitäten (Bratwurst, Leber- und Blutwurst), die in „Dietmars Metzgerei“ von Juri Heiser, Karl Stromer, Gottfried Schwarz und Dietmar Kirschenheuter hergestellt worden waren. Allmählich lockerten sich die Gemüter. Die Gäste hatten Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Somit war das Eis gebrochen und der erste Schritt in Richtung „sich näher kommen“ getan. Wenn aus dieser Veranstaltung im Laufe der Zeit nähere Bekanntschaften und aus diesen Freundschaften entstehen, dann hat diese erste Begegnung im „Haus der Begegnung“ Früchte getragen.