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In der Mitte der Gesellschaft verankert

Dr. Bernd Fabritius (Foto: Patrick Levin)

Diese Wahl stellte eine Zäsur dar. Zum ersten Mal in der bald 65-jährigen Geschichte des Bundes der Vertriebenen wurde am 7. November ein Vertreter der Nachkriegsgeneration, ein Aussiedler, ein Vertreter der Deutschen aus Rumänien, zum Präsidenten gewählt. Mit dem Siebenbürger Sachsen Dr. Bernd Fabritius, CSU-Bundestagsabgeordneter, promovierter Jurist und bestens vernetzt, hat der Bund der Vertriebenen einen Repräsentanten an seiner Spitze, der dem Verband nicht nur ein neues Gesicht, sondern auch eine neue Ausrichtung geben kann. Eine neue Ausrichtung heißt jedoch nicht ein Austausch von Inhalten. Fabritius hat im Vorfeld der Wahl und in den ersten Interviews nach seiner Wahl klar zum Ausdruck gebracht, was für ihn wie auch für den Verband Gültigkeit hat: Vertreibung war und bleibt Unrecht; ein fruchtbarer Dialog mit dem Osten ist notwendig und erfordert eine ehrliche und kritische Auseinandersetzung mit der jeweils eigenen Geschichte; der Einsatz für den Erhalt der Kultur der Ost- und Südostdeutschen ist aktueller denn je; Vertriebene, Aussiedler und Verbliebene in den Herkunftsgebieten sollten wieder als Einheit gesehen und der deutschsprachige Unterricht in diesen Regionen gefördert werden; christliche Nächstenliebe soll auch den vielen Flüchtlingen und Vertriebenen von heute entgegengebracht werden.
Mit diesen Themen steht der Bund der Vertriebenen in der Mitte unserer Gesellschaft. Dorthin gebracht hat ihn Erika Steinbach, die dem Verband 16 Jahre lang vorstand. Sie hatte früh erkannt, dass die Themen der Vertriebenen nur dann lebendig gehalten werden können, wenn sie Thema aller Deutschen werden. Deshalb suchte sie die Zusammenarbeit mit allen wichtigen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen, deshalb initiierte sie große Ausstellungen und brachte das Projekt
eines Zentrums gegen Vertreibungen auf den Weg. Sie ist diesen Weg mit großem Mut und trotz mancher durchschaubarer Anfeindungen mit reichlichem Selbstvertrauen gegangen. Die Delegierten in Berlin haben ihr dafür mit anhaltendem Beifall gedankt. Wichtig bleibt, dass solche Impulse weiterhin auch von uns, den direkt Betroffenen kommen. Dies kann gut auf lokaler und regionaler Ebene erfolgen. Wir sind angekommen und angenommen, aber die Gesellschaft entwickelt sich weiter. Mit unseren Prägungen und Erfahrungen können und sollen wir ebenfalls Antrieb neuer Entfaltungen bleiben.