In Schweinfurt wurde ein Denkmal für die Opfer von Flucht, Vertreibung, Internierung und Zwangsarbeit errichtet - Die Bayerische Staatsregierung beschloss im vergangenen Jahr, einen Gedenktag an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation einzuführen. Diesem Beispiel folgten die Bundesländer Hessen und Sachsen und neuestens auch die Bundesregierung. Der Gedenktag sollte in den drei Bundesländern jährlich am zweiten Sonntag im September begangen werden. In diesem Jahr fiel dieser auf den 14. September. Und genau an diesem Tag konnte der BdV-Kreisverband Schweinfurt ein Denkmal für die durch Flucht, Vertreibung, Internierung und Zwangsarbeit zu Tode gekommenen Millionen Deutschen enthüllen und segnen.
Das aus zwei Sandsteinen bestehende Denkmal steht im Stadtpark „Alter Friedhof“. Es wurde von der Schweinfurter Künstlerin Steff Bauer gestaltet. Das allein durch seine Größe auffallende Denkmal beinhaltet mehrere Symbole. Im rechten Teil sind zwei Frauen auf der Flucht ins Ungewisse dargestellt. Mehrere Stacheldrahtsegmente stehen für Gewalt und Unfreiheit, Unterdrückung und Not. Die Form und Positionierung der beiden Steine lässt den Buchstaben „N“ erkennen. Es ist das Zeichen, das Deutsche in den Vertreibungsgebieten auf einem Stoffstück oder Armband tragen mussten („N“ steht für „nemec“, Deutscher). Auf dem linken Stein steht folgender Text: „Wir gedenken der Millionen deutschen Toten durch Flucht, Vertreibung, Internierung und Zwangsarbeit“. Auf einer Bronzetafel auf dem rechten Stein stehen Dankesworte an die Stadt Schweinfurt und den Landkreis Schweinfurt für die Aufnahme von 32.000 Flüchtlingen, Vertriebenen und Aussiedlern.
Zur Weihe des Denkmals hatten sich über 200 Teilnehmer eingefunden, die eine dem Anlass entsprechende Weihestunde erlebten. Der BdV-Kreisvorsitzende Peter Krier erinnerte als erster Redner an das Vordringen der Roten Armee in die deutschen Siedlungsgebiete in Südosteuropa und in Ostpreußen im Herbst 1944, das vor 70 Jahren eine Fluchtwelle von sechs bis sieben Millionen Menschen auslöste. Eine Lesung schilderte die Dramatik der Flucht bei eisiger Kälte und die Tragödie auf den in der Ostsee versenkten Schiffen. Weiter sprach Krier über die folgende Vertreibung und Internierung, über die Deportation und Zwangsarbeit, denen mehr als 2,5 Millionen Deutsche zum Opfer fielen.
Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé erinnerte in seinem Grußwort an das große Leid der mit brutaler Gewalt aus ihrer Heimat Vertriebenen und an deren große Integrations- und Aufbauleistung. Remelé warb um Verständnis für die heutigen Flüchtlinge, zumal Schweinfurt 500 von ihnen aufnehmen werde. Landrat Florian Töpper begrüßte die Initiative der Vertriebenen, in Schweinfurt ein Denkmal zu errichten und wertete es als sichtbares Zeichen der Gedenk- und Erinnerungskultur.
Die Hauptrednerin der Veranstaltung, Landtagspräsidentin Barbara Stamm, fand das Denkmal beeindruckend. Sie wies darauf hin, dass der Freistaat Bayern als erster diesen Gedenktag eingeführt und dass der Bayerische Ministerpräsident zu gleicher Stunde zu einem Festakt in die Staatskanzlei eigeladen habe. Auch Barbara Stamm sprach über das Leiden der Flüchtlinge, Vertriebenen und Zwangsarbeiter. Sie würdigte den Beitrag der Vertriebenen zum Aufbau des Freistaates und ihre Integration als vierter Stamm Bayerns. Stamm nahm auch Bezug zur aktuellen Vertreibungs- und Flüchtlingsproblematik, warb um Verständnis für die Flüchtlinge und rief auf zu Hilfsbereitschaft für die jetzt zu uns kommenden Menschen. Die Landtagspräsidentin legte sodann, assistiert von Oberbürgermeister und Landrat, einen Kranz am Denkmal nieder.
Das Denkmal wurde von den beiden Pfarrern Dieter Schorn und Gerhard Pfenning gesegnet. An der Feier nahmen zahlreiche Trachtenträger und einige Fahnenabordnungen teil. Musikalisch wurde die Feierstunde von einem Bläserduo umrahmt, das zum Schluss das Silcherstück „Es ist Feierabend“ spielte. Danach verharrten die Teilnehmer noch einige Minuten bei vollkommener Stille vor dem Denkmal.