HOG Lenauheim: Erlebnisreiche Tage in der alten Heimat mit Gästen aus Würzburg und Kirn - Im Sinne der Umsetzung ihrer satzungsmäßigen Ziele – Kultur- und Heimatpflege, Völkerverständigung usw. – war die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim auch in diesem Jahr Kooperationspartner des Bürgermeisteramtes von Lenauheim bei der Organisation des Festes „Kinder des Dorfes“, das vom 5. bis 7. September stattfand. Obwohl dieses Fest nun schon seine sechste Auflage erlebte und vieles bereits Routine ist, standen die Organisatoren trotzdem vor neuen Herausforderungen. So war diesmal die Banater Trachtengruppe aus Würzburg unter der Leitung des Kreisvorsitzenden Günter Kaupa eingeladen. Damit kam die vor einem Jahr angebahnte Partnerschaft zwischen dem Heimatmuseum Würzburg und jenem in Lenauheim einen weiteren Schritt voran. Zudem weilte auch eine Abordnung der Verbandsgemeinde Kirn (Rheinland-Pfalz) mit ihrem Bürgermeister Werner Müller in Lenauheim.
Im Vorfeld der Festtage hatte sich die Gemeindeführung mit Bürgermeister Ilie Suciu an der Spitze besonders viel Mühe gegeben, das Dorf herauszuputzen. Das Museum bekam einen neuen Anstrich, die Straßen und Parkanlagen wurden in Ordnung gebracht, am Kulturheim wurden Überholungsarbeiten durchgeführt.
Nach einem schönen Gesellschaftsabend, der dem näheren Kennenlernen und gegenseitigen Austausch diente, startete das eigentliche Fest am Samstagvormittag. In Begleitung des HOG-Vorsitzenden Werner Griebel und der Vorstandsmitglieder Nikolaus Dornstauder und Hans Schütt zog die Würzburger Trachtengruppe vom Kindergarten durch die Hauptgasse zum Gemeindehaus, wo sie von Bürgermeister Suciu, Vizebürgermeister Constantin Trişcău und Bürgermeister Müller mit seiner Abordnung begrüßt wurde. Gemeinsam ging es dann ins Lenau-Museum. Dessen Betreuerin Elfriede Klein hatte schon ganz früh die Türen für die Besucher geöffnet. Im Eingangsbereich zeigte eine große, von der HOG angefertigte Schautafel Fotos und Postkarten von Lenauheimer Teilnehmern am Ersten Weltkrieg.
Um 10 Uhr begann das Symposium, wobei schwäbische und rumänische Trachten eine schöne Umrahmung bildeten. Zum Thema „100 Jahre seit Beginn des Ersten Weltkrieges“ und „Partnerschaft Heimathaus Würzburg – Museum Lenauheim“ referierten Bürgermeister Suciu und HOG-Vorsitzender Griebel. Chira Jurca überbrachte die Grüße des Vereins ProLenau und sprach im Namen der „Kinder des Dorfes“. Dabei hob er das gute Zusammenleben von Rumänen und Deutschen in Lenauheim hervor. Bürgermeister Müller bedankte sich für die Einladung, erinnerte an seinen ersten Besuch in Lenauheim im Jahr 1977 und verglich die damaligen mit den heutigen Verhältnissen. Er überreichte seinem Lenauheimer Amtskollegen eine Fahne des Bundeslandes Rheinland-Pfalz und einen Wimpel der Verbandsgemeinde Kirn. Der Leiterin des Kinderheimes übergab er eine Spende der Sonnwaldstiftung in Höhe von 4000 Euro, die dem Bau einer neuen Heizung im Kinderheim dient.
Als Gastgeschenk überreichte die HOG Lenauheim dem Museum ein Ölgemälde. Dieses war im Auftrag von Familie Blassmann von Mathias Kohl (1927-2006) gemalt worden, der von 1950 bis 1989 in Lenauheim lebte. Das Bild – es stellt Katharina Blassmann, geb. Anton (1911-1994) in jungen Jahren und in Lenauheimer Festtagstracht dar – wurde von der Familie bei der Aussiedlung nach Deutschland mitgenommen und war, bis zu seinem Ableben, im Besitz von Dr. Richard Blassmann (1930-2013). Dessen Nichte Ingrid Jung wandte sich an die HOG, um einen geeigneten Aufbewahrungsort für das Bild zu finden. Mit dem Vorschlag, das Gemälde dem Museum in Lenauheim zu übergeben, erklärte sie sich einverstanden.
Die HOG Lenauheim hat mit Unterstützung der Landsmannschaft der Banater Schwaben erstmals einen Flyer zum Lenau- und Heimatmuseum in Lenauheim herausgebracht. Das Faltblatt hält für die Besucher Informationen in drei Sprachen (Deutsch, Rumänisch und Englisch) bereit. Fotografische Eindrücke und wichtige Kontaktdaten sollen den Blick auf das Museum lenken. Zudem wird auch auf die angestrebte Partnerschaft mit dem Brauchtums- und Trachtenpuppenmuseum in Würzburg hingewiesen.
Zum Abschluss der Veranstaltung im Lenau-Museum trug die rumänische Trachtengruppe Gedichte von Lenau in deutscher Sprache und von Eminescu auf Rumänisch vor. Das Programm fand eine musikalische Abrundung.
Die Festgemeinschaft begab sich sodann zum Kriegerdenkmal im Hof der katholischen Kirche, das von Elisabeth Altmajer frisch gepflegt worden war. Die Gemeinde und die HOG legten Kränze nieder. Hans Schütt verlas den Nachruf auf die Kriegsopfer der Gemeinde Lenauheim, dazu brachte Ortwin Meinhardt auf seinem Akkordeon eine angemessene Musikbegleitung. Der Festzug bewegte sich anschließend zur orthodoxen Kirche, um am dortigen Kriegerdenkmal eine Kranzniedergelegung vorzunehmen, und von hier zum Lenaudenkmal vor dem Rathaus. Nachdem Kränze niedergelegt wurden, fand zu Ehren des Dichters eine kleine Feierstunde statt mit Ansprachen von Ilie Suciu und Werner Griebel, Gedichtvorträgen von Amalia Radomir, Paul Pătru und Isolde Griebel und musikalischen Einlagen von Ortwin Meinhardt.
Während es sich die Trachtengruppen gemütlich machten, die Gäste plauschten, die Gastgeber das Festessen vorbereiteten, fand im kleinen Saal des Kulturheims ein Rundtischgespräch statt unter Beteiligung von Mitgliedern des Gemeinderates, der Vereinigung ProLenau, der HOG Lenauheim und einiger ansässigen Vereine. Als Hauptthema kam der Friedhof von Lenauheim zur Sprache. Dabei ging es um die aktuelle Situation und die Auslotung von Möglichkeiten, den Friedhof auch in Zukunft bestmöglich instandzuhalten. Nach der Verabschiedung der neuen Friedhofssatzung der Diözese Temeswar soll das Thema nochmal erörtert werden.
Im Saal empfingen Ortwin Meinhardt und Lorenz Minnich die Gäste mit Musik. Sie hatten den weiten Weg mit ihren Musikinstrumenten auf sich genommen, um den Landsleuten und Gästen zwei schöne musikalische Nachmittage mit Tanz und Gesang zu bereiten. Wie früher bei Hochzeiten, zog das Küchenpersonal zu Marschmusik mit den Speisen in den Saal ein, und genau so gutes Essen wie damals servierte man auch an diesen Tagen. Zwischendurch unterhielt die Würzburger Trachtengruppe die Gäste mit Tänzen und altbekannten Melodien. Fortgesetzt wurde die Unterhaltung am Abend im „Großwertshaus“ in großer Runde. Hier kam es sogar zur Kür von Jasmin Kirchgässner zur „Miss Lenauheim“.
Der Sonntag war dem Kirchgang und dem Besuch des Friedhofs gewidmet. Da über den Gottesdienst in dieser Ausgabe gesondert berichtet wird, sollen hier nur einige ergänzende Informationen gebracht werden. Die Renovierungsarbeiten, die dem Dach und Kirchenturm galten, waren erst wenige Tage zuvor zu Ende gebracht worden. Pfarrer Nikola Lauš, Kanzleidirektor und Ökonom der Diözese, der die heilige Messe gemeinsam mit dem Ortspfarrer Marin Matieş zelebrierte, segnete die Kirche und dankte der Gemeinde, der HOG und den Lenauheimern in Deutschland für die geleistete Arbeit und die erbrachten Spenden. Die anwesenden Trachtenpaare, der frische Blumenschmuck, von Mesnerin Anna Spier gestaltet, die musikalische Umrahmung durch Ortwin Meinhardt (Orgel), Lorenz Minnich, Edith und Gerd Fetscher, Isolde und Astrid Griebel und Herbert Kirchgässner (Gesang) verliehen dem Gottesdienst eine besonders feierliche Note. Zum ersten Mal kam auch die neu installierte Beschallungsanlage, eine Spende der Familie Griebel, zur Nutzung. Zudem wurde der Kirche seitens der HOG ein Opferstock gespendet.
Im Anschluss an die Messe formierte sich eine Prozession mit den Fahnenträgern Franz Seiler und Anton Rosenhoffer an der Spitze, gefolgt von den Geistlichen, der Trachtengruppe und Gästen, die zum Friedhof zog. Am Grab von Lenaus Schwester wurden Kränze niedergelegt, wonach am großen Kreuz die vom Chor mitgestaltete Totengedenkfeier abgehalten und im Gedenken an alle Verstorbenen ein Kranz niedergelegt wurde.
Weiter ging es danach zum Fest-essen ins „Großwertshaus“, wo die Trachtengruppe wieder schöne Tänze mit Gesang darbot und die Gäste zur Musik von Ortwin und Lorenz das Tanzbein schwangen. Die HOG nutzte die Gelegenheit, Pfarrer Lauš, den Vorsitzenden des Deutschen Forums aus Moineşti, Karl Britz, und den Forumsvorsitzenden aus Billed, Adam Csonti, willkommen zu heißen. Es wurden Gastgeschenke ausgetauscht, wobei die Würzburger einen besonderen Einfall hatten. Sie ließen zwei Uhren mit Bildern des Heimathauses Würzburg und des Heimatmuseums Lenauheim anfertigen, auf deren Rückseite sich die beiden eine Partnerschaft anstrebende Seiten mit ihrer Unterschrift verewigt haben. Die eine Uhr hängt nun in Würzburg, die andere in Lenauheim.
Der Tag klang mit dem orthodoxen Fest der „Ruga“ und einem wunderschönen Feuerwerk aus. Der Dank der HOG Lenauheim gilt der Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Dr. Swantje Volkmann, für die Förderung der Festtage, Bürgermeister Suciu mit seinem gesamten Team, der Tanzgruppe Würzburg, den Musikanten, dem Bedienungspersonal, allen Helfern und nicht zuletzt den vielen angereisten Landsleuten. Die HOG Lenauheim hofft, mit diesem Fest einen weiteren Schritt zur Festigung der Gemeinschaft zwischen den ehemaligen und jetzigen Bewohnern der Gemeinde und ihren Freunden gemacht zu haben.