Gersthofen: 17. Bundestreffen der Banater Chöre und Singgruppen
„Singen ist eine ganz unmittelbare Art in der Welt zu sein, eine Art, der Seele und dem eigenen Innern Ausdruck zu geben. Singen bringt die Wahrheit über uns selbst zum Ausdruck; ob wir traurig sind oder vor Freude platzen, ob wir wütend sind oder jubilieren, ob wir gelassen sind oder aufgewühlt – im Singen kommt unser Gemüt zu sich selbst, drückt es sich aus.“ Das sagte der Erste Bürgermeister der Stadt Gersthofen, Michael Wörle, in seiner Begrüßungsansprache zum 17. Bundestreffen der Banater Chöre am 12. Oktober in der Stadthalle Gersthofen. Im Chorsingen aber gehe es noch um mehr, betonte Wörle: „Wer im Chor singt, singt nicht nur für sich allein, sondern stimmt ein in ein größeres Wir. Im Chor zeigt sich die Gemeinschaft, das Aufeinanderachten, die Harmonie und das Zusammenspiel.“ Das Banater Chortreffen zeige, welche Freude das Singen vermitteln kann, es zeuge aber auch von der Heimatverbundenheit der Sängerinnen und Sänger und ihrem Bestreben, die Chortradition weiterleben zu lassen.
Auf die Gemeinschafts- und Traditionspflege hob auch Peter-Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, bei der Eröffnung des Bundeschortreffens ab, indem er eine Aussage des frischgebackenen, aus dem Banat stammenden Nobelpreisträgers Stefan Hell zitierte: „Man kann mich nur vor diesem Hintergrund verstehen.“ Damit habe Hell seine Banater Herkunft, seine Zugehörigkeit zur Gruppe der Banater Schwaben, seine im Banat erfahrene Prägung gemeint. Dass die Banater Chöre sich das ganze Jahr über treffen, vertraute Lieder singen und die Gemeinschaft pflegen, habe eben auch etwas mit diesem Hintergrund zu tun.
Leber dankte den Chören und Chorleitern für ihr Wirken und ermutigte sie, auf dem eingeschlagenen Weg fortzufahren. Er hieß alle Gäste, die sich zu diesem Fest des Chorgesangs eingefunden haben, herzlich willkommen und begrüßte den neuen Gersthofer Bürgermeister Michael Wörle, die Bundesvorstandsmitglieder Christine Neu, Johann Metzger und Franz Schlechter, die anwesenden Vertreter der landsmannschaft-lichen Gliederungen sowie den Vorsitzenden des Augsburger Kreisverbandes der Deutschen aus Russland, Karl Kromer. Worte des Dankes richtete der Bundesvorsitzende an die Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Dr. Swantje Volkmann, für die Förderung der Veranstaltung, an die Helfer aus den Reihen der HOG Glogowatz und die Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle in München für die organisatorische Arbeit sowie an Dr. Hella Gerber für die Übernahme der Moderation.
Das Programm des 17. Bundestreffens der Banater Chöre wurde gestaltet vom Banater Chor Karlsruhe (Leitung: Hannelore Slavik), der Sängerrunde der Gersthofer Naturfreunde (Leitung: Norbert Kraus), der Instrumentalsolistin Carolin Ottohal (Klavier), den Gesangssolistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel zusammen mit der Tanzgruppe „Banater Schwabenkinder“ (Leitung: Dagmar Österreicher), dem Banater Chor Traunreut (Leitung: Susanne Ballmann) und dem Banater Chor Stuttgart (Leitung: Hildegard Mojem). Die in Augsburg beheimatete Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Nitzkydorf, Dr. Hella Gerber, führte zum ersten Mal durch das Programm und stellte die mitwirkenden Chöre und Solistinnen kenntnisreich und charmant vor.
Das Konzert wurde vom Chor der Banater Schwaben aus Karlsruhe unter der Leitung von Hannelore Slavik eröffnet. Die 1983 gegründete Singgemeinschaft nimmt regelmäßig an den Bundestreffen der Banater Chöre teil und absolviert jedes Jahr zahlreiche Auftritte. Innerhalb des Karlsruher Kreisverbandes nimmt der zurzeit über 40 aktive Mitglieder zählende Chor dank seiner regen Tätigkeit
einen zentralen Platz ein. Eine besondere Ehre für den Chor und seine Solistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel sei die Einladung seitens des Badischen Staatstheaters Karlsruhe gewesen, bei der Aufführung des Theaterstückes „Die Uhr tickt“ Anfang Oktober dieses Jahres mit einigen Liedern mitzuwirken, hob die Moderatorin hervor.
Der Chor, am Klavier von Bruno Scarambone begleitet, interpretierte die Lieder „Schöne Rosen“ und „Die kleine Bergkirche – Ave Maria“ sowie ein Potpourri bekannter ABBA-Songs. Die Solopartien wurden von Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel gesungen, die „Banater Schwabenkinder“ begleiteten die Songs – unter anderem „Mich trägt mein Traum“, „Chiquitita“ oder „Waterloo“ – tänzerisch.
Als nächster Chor betrat die Sängerrunde der Gersthofer Naturfreunde die Bühne. Nach 2011 und 2012 nahm dieser auf eine lange Tradition zurückblickende und 1983 wiedergegründete Männergesangverein zum dritten Mal am Banater Chotreffen teil. Unter dem Dirigentenstab von Norbert Kraus legt der Chor, dessen Durchschnittsalter bei 77 Jahren liegt, größten Wert auf die musikalische Ausgestaltung und Interpreta-tion der Stücke, die von Berg- und Wanderliedern über traditionelle weltliche und kirchliche Männerchorliteratur bis hin zu Opernmelodien reichen. Mit dem Titel „ Wohlauf Ihr Freunde, lasst uns singen“ eröffnete der Chor seinen Gastauftritt, mit „Die Welt ist schön“ und „Der Hahn von Onkel Giacometo“ folgten zwei Lieder spanischen beziehungsweise venezianischen Ursprungs. Seine Darbietung beschloss der Chor mit dem bekannten Volkslied „Kein schöner Land“.
Wohltuende Abwechslung in den Ablauf brachte die Instrumentaleinlage von Carolin Ottohal. Am Klavier interpretierte die in Würzburg beheimatete Gymnasiastin mit Wetschehausener Wurzeln, die auch in der DBJT aktiv ist, Mozarts „Fantasie in D-Moll“ und „Nuvole Bianche“, ein Stück des zeitgenössischen Komponisten Ludovico Einaudi. Ihre einfühlsame und akkurate Darbietung erntete viel Applaus.
Von den Banater Chortreffen kaum wegzudenken sind die Vokalsolistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel. Mit ihrem Gesang und ihrem breit gefächerten Repertoire begeistern sie das Publikum immer wieder. Diesmal präsentierten sie – am Klavier von Bruno Scarambone begleitet – ein Medley aus Ralph Benatzkys Singspiel „Im weißen Rössl“. Zu hören bekam das Publikum Melodien, die zu Ohrwürmern geworden sind: „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“, „Es muss was Wunderbares sein, von Dir geliebt zu werden“, „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“. Tänzerisch wurde das Ganze von den „Banater Schwabenkindern“ umrahmt.
Der Gesangsnachmittag fand mit dem Auftritt des Banater Chors Traunreut seine Fortsetzung. Nur ein einziges Mal war die seit 30 Jahren von Susanne Ballmann geleitete Singgemeinschaft beim Bundeschortreffen nicht dabei, nämlich beim ersten Treffen 1997 in Frankenthal. Der Chor, der bei Festen der Landsmannschaft und zu verschiedenen Anlässen in Traunreut auftritt, sang folgende Titel: „Friede auf Erden“, „Ein Lied an Gott“, „Glocken der Heimat“, „Was zählt, ist nicht das Alter“ und „Ich denk so gerne an daheim“ – letzteres eine Komposition des in Billed geborenen Musikers Johann Mathis.
Seit seiner Gründung vor 29 Jahren bereichert der von Hildegard Mojem dirigierte Banater Chor Stuttgart die kulturellen Veranstaltungen des dortigen Kreisverbandes, nimmt aber auch an Veranstaltungen auf Landes- und Bundesebene teil. Am Bundestreffen der Banater Chöre nahmen die Sängerinnen und Sänger aus Stuttgart heuer bereits zum 15. Mal teil. Diesmal präsentierten sie eine gelungene Mischung aus klassischen Liedern (Beethovens „Hymne an die Nacht“), Heimatmelodien und Volksliedern („Das Elternhaus“, „Schau, schau mal wie es regnet“, „O Nachtigall“, „Hopsa Schwabenliesel“).
Mit dem von Chören und Publikum gemeinsam gesungenen Lied „Wahre Freundschaft“ endete das 17. Bundestreffen der Banater Chöre in Gersthofen. Das nächste Treffen findet am 4. Oktober 2015 statt.