Brüder und Schwestern im Glauben,
Ostern ist das Hohe Fest des Glaubens, der nach dem Hebräerbrief Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von den Dingen, die man nicht sieht (Hebr 11, 1). Deshalb ist Glauben, auch der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi, nicht immer einfach.
So müssen auch die Jünger auf dem Weg nach Emmaus sich den Tadel Jesu, des Auferstandenen anhören: Wie schwer fällt es euch doch, all das zu glauben, was die Propheten gesagt haben...! (Lk 24, 25). Und Jesus gibt zugleich die Antwort auf die grundlegende Frage, die auch viele von uns immer wieder bewegt: Wozu und warum das Leiden in der Welt, warum und wozu muß ich leiden, warum hat es mich so arg getroffen? Wozu schließlich den Tod? Jesus sagt über sich selbst: Mußte nicht der Messias all das erleiden und so in seine Herrlichkeit eintreten?! (Luk 24, 26).
Paulus meint dazu: Wir Menschen ergänzen durch unser Leiden, was den Leiden Jesu noch fehlt (vgl. Kol 1, 24). Mit anderen Worten: Wir leisten unseren persönlichen Beitrag zur Erlösung der Welt mit Jesus Christus. Leid und Tod annehmen und diese – vereint mit ihm – durchstehen. Wer sein Leben festhalten will, wird es verlieren, wer es aber um Jesu Christi willen drangibt, der wird es gewinnen. Jesus beruft sich auch auf das Bild von dem Weizenkorn, das in die Erde gesät wird, abstirbt und doch vielfache Frucht bringt (Joh 12, 24-25). Wer dies wagt, der gewinnt, wer den Sprung nicht wagt, der hat schon verloren.
Glauben mit Christus dem Auferstandenen heißt Feststehen in dem, was wir auch in diesen Tagen nicht sehen, doch feiern und an dem wir festhalten: Christus, der Sohn des lebendigen Gottes hat für uns gelitten, ist für uns gestorben und auferstanden (Vgl. 1 Kor 15, 3-5).
Der Glaube fällt keinem in den Schoß. Obwohl er auch Gnade und Geschenk Gottes ist, muß man selber auch etwas tun und dazu beitragen. Der Glaube lebt vom Gebet, von der Verbundenheit mit Gott und schließlich lebt der Glaube von Zeichen und der Gemeinschaft mit den anderen Glaubenden. So erkennen die Jünger von Emmaus den Auferstandenen da er das Brot bricht und es ihnen reicht. Von dieser Geste, die in unseren Kirchen und in unseren Gottesdiensten weiterlebt und geübt wird, aufgemuntert, eilen die beiden Jünger nach Jerusalem zurück und finden dort ihren Glauben angenommen und durch die Aposteln bestätigt: Der Herr ist wirklich auferstanden und dem Petrus – ebenfalls – erschienen (Lk 24, 33-35).
Ostern, das Fest des Glaubens, wird daher auch von uns zu Recht öffentlich, verkündet und möchte unserem Leben als Fundament und Halt dienen. Möge die Feier von Tod und Auferstehung uns allen zur Fertigung unseres Vertrauens, unserer christlichen Hoffnung dienen und uns allen zum Segen werden.
Ein gesegnetes und an Gnaden reiches Osterfest wünscht allen
+ Martin
Bischof von Temeswar
Temeswar, Ostern 2012