Fakt ist: Die Landsmannschaft der Banater Schwaben stellt sich – trotz nicht wegzuleugnender Probleme – nach wie vor als eine aktive, lebendige Gemeinschaft dar, die vieles bewegt. Davon zeugen die zahllosen, vielfältigen Veranstaltungen der Landes-, Kreis- und Ortsverbände, der Heimatortsgemeinschaften und der Banater Jugendorganisation. Fakt ist aber auch: Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unserer Landsmannschaft und ihrer Gliederungen zählt zu den eher vernachlässigten Bereichen der Verbandsarbeit – eine Erkenntnis, die sich weniger auf die Berichterstattung in der verbandseigenen Zeitung bezieht, als vielmehr auf das Einbringen von Banater Themen in die Lokalpresse oder in die Medien des Bundes der Vertriebenen. Dass unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ausbaufähig und verbesserungsbedürftig ist, dürfte außer Frage stehen. Diesem Umstand trug der Landesverband Bayern Rechnung, indem er zu einem Presseseminar einlud unter dem Motto „Was nicht in der Zeitung steht, hat nicht stattgefunden“.
Das Angebot stieß auf große Resonanz, was in erster Linie dem Seminarthema, wohl aber auch den angekündigten Referenten zuzuschreiben ist, die allesamt lang-jährige journalistische Erfahrung vorweisen können, ihre Wurzeln im Banat haben und an Banater Themen interessiert sind. Und so fanden sich am 3. März knapp vierzig Teilnehmer – Mitarbeiter der Banater Post, interessierte Verbandsvertreter der Landsmannschaft und der DBJT aus Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz – im Haus der Heimat in Nürnberg ein. Der Bundes- und Landesvorsitzende Peter-Dietmar Leber begrüßte die Teilnehmer, die Referenten, Hans Metzger seitens des Bundes- sowie Helmine Buchsbaum und Gerhard Kappler seitens des Landesvorstandes und führte in das Seminar ein.
Ausgehend von der Frage „Wie bringe ich es in die Lokalzeitung?“, zeigte die in Ferdinandsberg geborene Journalistin Luise Frank (Mittelbayerische Zeitung, Regensburg) die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Presse vor Ort und die Möglichkeiten auf, Veranstaltungsankündigungen und -berichte sowie Themenbeiträge in der Lokalpresse zu platzieren. Wichtig seien dabei, so die Referentin, der persönliche Kontakt und Absprachen mit der Redaktion. Zudem müsse ein Bericht bestimmten Gestaltungsprinzipien hinsichtlich Inhalt, Aufbau und sprachlicher Form folgen. Darauf ging die Referentin im zweiten Teil ihrer Ausführungen ein. Sie erläuterte die Anforderungen an die journalistische „Schreibe“ und wies auch auf die Notwendigkeit guter Bilder hin. Neben professionell geschriebenen Texten erhöhen scharfe Bilder mit interessanten Motiven und ungewöhnlicher Perspektive die Chance, abgedruckt zu werden.
Marius Koity, aus Großsanktnikolaus stammender Redakteur der Ostthüringer Zeitung in Pößneck, ging in seinen Ausführungen der Frage nach: „Wie sage ich es meiner Zeitung?“ Als wichtige Aspekte stellte er den Artikelaufbau sowie die Darbietungsform des Inhalts heraus. In einem nach dem Pyramidenschema aufgebauten Beitrag gelte das Grundprinzip: Das Wichtigste, der Kern, und damit die Antwort auf alle für das Thema relevanten journalistischen „W-Fragen“ kommt zuerst. Auf die Kernaussagen folgen die Einzelheiten und Hintergrundinformationen. Die Wichtigkeit der Fakten nimmt somit nach unten ab. Koity, der seine berufliche Laufbahn bei der Neuen Banater Zeitung in Temeswar begann, gab viele praxisgestützte Tipps, wie ein das Interesse der Leser weckender Artikel geschrieben werden kann. Seiner Meinung nach gelte es vor allem, „Geschichten“ an den Mann zu bringen.
Setzten sich die beiden ersten Referenten mit informierenden journalistischen Darstellungsformen auseinander, beleuchtete Katharina Kilzer, eine gebürtige Jahrmarkterin, die in der Leserbriefredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung tätig ist, den zu den meinungsäußernden Darstellungsformen zählenden Leserbrief. Nach einem einführenden Exkurs über das Verhältnis zwischen Herkunft und Identität erörterte die Referentin die Frage: „Wie schreibe ich einen Leserbrief, wie nehme ich objektiv schriftlich Stellung zu einem Beitrag?“ In unseren Reihen herrsche die Meinung vor, man dürfe nicht kritisch hinterfragen. Aber gerade ein kritischer Umgang mit unserer Herkunft und Identität, mit unserer Gemeinschaft könne einen produktiven Diskurs darüber in Gang bringen, betonte Kilzer. Hierzu gehörten auch Meinungsäußerungen in Form von Leserbriefen. Anhand von Beispielen zeigte die Journalistin auf, worüber in Leserbriefen geschrieben werden kann und worauf beim Verfassen zu achten ist.
Das Presseseminar, für dessen Organisation vor Ort die Nürnberger Kreisvorsitzende Helmine Buchsbaum zuständig war, ermöglichte den Teilnehmern, einerseits die Pressearbeit aus der Perspektive des Journalisten kennenzulernen, andererseits viele Anregungen und Tipps für die eigene Tätigkeit mitzunehmen. Sie äußerten in der abschließenden Diskussionsrunde den Wunsch, ein weiteres praxisorientiertes Seminar folgen zu lassen.
Am Nachmittag machten die Teilnehmer einen Abstecher in die 26000-Einwohner-Stadt Zirndorf, wo sie die donauschwäbische (Weprowatzer) Heimatstube besuchten. Erwartet wurde die Gruppe von der in Temeswar geborenen CSU-Bürgermeisterkandidatin Adelheid Seifert. Der Betreuer der Heimatstube, Josef Keßler, stellte das in einem Nebengebäude des Rathauses untergebrachte kleine Museum vor, in dem auch einige Banater Exponate stehen. Adelheid Seifert berichtete daraufhin über ihr kommunalpolitisches Engagement und Aspekte ihres Wahlkampfes. Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft dankte für den freundlichen Empfang, würdigte die Tatsache, dass sich Banater Landsleute in die politische Arbeit einbringen und wünschte der Bürgermeisterkandidatin viel Erfolg bei den Wahlen am 11. März.