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Für die Gemeinschaft und deren Interessen aktiv

Die Teilnehmer an der Sitzung des erweiterten Bundesvorstandes der Landsmannschaft vor dem Heimathaus in Würzburg. Foto: BP

Erweiterter Bundesvorstand tagte im Banater Heimathaus Würzburg

Am 30. April fand im Banater Heimathaus in Würzburg eine Sitzung des erweiterten Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben statt. Gemäß Satzung der Landsmannschaft der Banater Schwaben ist der erweiterte Bundesvorstand „ein beratendes Gremium und tritt mindestens einmal im Jahr – auf Einladung des Bundesvorstandes – zur Planung und Koordinierung der Arbeit sowie zum Informations- und Erfahrungsaustausch über alle Belange unserer Volksgruppe zusammen“. Es nahmen daran teil die Mitglieder des Bundesvorstandes der Landsmannschaft, die Landesvorsitzenden von Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz, der Vorsitzende des Hilfswerkes der Banater Schwaben, die Vorsitzenden des Heimatverbandes der Banater Berglanddeutschen, der Vertreter des Verbandes der Banater Schwaben aus Rumänien in Österreich, der Vorsitzende des Vereins Deutscher Agraringenieure aus dem Banat und Siebenbürgen, der Vertreter des Arbeitskreises Donauschwäbischer Familienforscher (AKDFF), des Freundeskreises Donauschwäbische Blasmusik, des Gerhardswerkes und des Gerhardsforums sowie eingeladene Vertreter aus den Bereichen Kultur und Wissenschaft. Vertreter von Vereinen und Einzelpersonen, die verhindert waren, an der Sitzung teilzunehmen, hatten schriftliche Konzeptionen eingereicht.

Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber umriss in seinem Eingangsvortrag die Vorstellungen des Bundesvorstandes hinsichtlich der Arbeitsschwerpunkte für die nächsten drei Jahre und warb für eine breite Mitarbeit zur Verwirklichung diese Ziele.

Erwin Kilzheimer aus Glogowatz, der Vertreter des AKDFF in diesem Gremium, informierte die Teilnehmer über die Arbeit dieses 591 Mitglieder zählenden Vereins, der bereits 165 Familienbücher verlegt hat. Diese Familienbücher sind in die Bibliothek des Hauses der Donauschwaben integriert, die von einem ausgebildeten Bibliothekar geleitet wird. Da der Bestand mittlerweile online einsehbar und an die Fernleihe angeschlossen ist, kann ein weltweiter Zugang auf diese Arbeitsergebnisse erfolgen.

Peter Krier aus Billed, Vorsitzender des Hilfswerkes der Banater Schwaben, berichtete über das soziale Wirken dieses Verbandes für unsere Landsleute. Im Banat erhielten 430 Personen täglich ein Mittagessen; zusätzliche Essensausgaben in einigen Ortschaften seien noch möglich. Kürzlich sei dieser Dienst auch auf Neuarad ausgedehnt worden.

Mathias Wanko aus Neubeschenowa, Vertreter der Banater Schwaben aus Österreich, informierte über die Situation der donauschwäbischen und Banater Vereine in Österreich. In einigen Bundesländern (z. B. in Tirol und Vorarlberg) hätten diese ihre organisierte Arbeit eingestellt. Interessant der Hinweis, dass in Oberösterreich wieder junge Leute mitarbeiten würden, was auf die gute Arbeit von Lehrern in den Vereinen zurückzuführen sei.

Prof. Dr. Horst Schmidt aus Orawitza, Vorsitzender des Verbandes der Banater Berglanddeutschen, erklärte, dass er sich eine bessere Zusammenarbeit mit unserem Verband wünsche. Der 1981 gegründete Verein zähle tausend Mitglieder, die meisten seien in Baden-Württemberg und Bayern daheim. Zur Zeit versuche man die jüngere und mittlere Generation einzubauen.

Waldemar Mayer aus Deutschbentschek ist Vorsitzender des Verbandes der Diplomagraringenieure aus dem Banat und Siebenbürgen. 350 Absolventen von Agrarhochschulen in Rumänien lebten in Deutschland, 125 Mitglieder habe diese berufsständische Organisation zu ihren besten Zeiten gehabt. Das zentrale Ziel des Verbandes, die berufliche Integration dieser Absolventen in Deutschland zu unterstützen, sei erfüllt worden, nun pflege man diese besondere Gemeinschaft.

Hans Leitenbor aus Kleinjetscha stellte in den Mittelpunkt seines Beitrages die besondere Situation der Landsleute in Rheinland-Pfalz. Hier seien Donauschwaben aus Jugoslawien, Banater Schwaben aus Rumänien und Deutsche aus Ungarn in einem Landesverband organisiert. In den Zentren Frankenthal, Speyer und Ludwigshafen sei ein äußerst reges Verbandsleben vorhanden, in Frankenthal gäbe es im Haus der Donauschwaben auch viele überregionale Veranstaltungen.

Josef Prunkl aus Bogarosch informierte über die Situation des Landesverbandes Baden-Württemberg. Die Arbeit werde einerseits durch eine breite Jugendarbeit und ein vielfältiges Angebot der Kreisverbände getragen, andererseits befürchte man nach dem Regierungswechsel in Baden-Württemberg Einschnitte bei der Förderung der kulturellen Breitenarbeit.

Hans Vastag aus Hatzfeld berichtete über die Aktivitäten des St.-Gerhards-Werkes, eine Gemeinschaft katholischer Heimatvertriebener aus Jugoslawien, Rumänien und Ungarn die im nächsten Jahr ihr sechzigjähriges Jubiläum feiern wird. Zentrale Veranstaltungen sind Wallfahrten, die bekanntesten führen jedes Jahr nach Altötting, Ellwangen, Spaichingen, Bad Niedernau und Marienthal. Sechsmal im Jahr erscheine der Gerhardsbote mit einer Auflage von 350 Exemplaren. Zur Zeit arbeite Stefan Teppert an einer Kirchengeschichte der Batschka.

Pfarrer Robert Dürrbach, ebenfalls aus Hatzfeld, sprach über das Gerhardsforum Banater Schwaben, ein neuer Verein, der sich der Pflege der christlichen Kultur und kirchlichen Traditionen der Banater Schwaben in Deutschland widmet, die Geschichte der Heimatkirchen und Pfarreien erforscht und den Dialog mit den Heimatdiözesen des historischen Banats pflegt. Pfarrer Dürrbach unterstrich die große Bedeutung dieser Arbeit für unsere Landsleute und unsere Gemeinschaft.

Norbert Merkle aus Reutlingen, donauschwäbischer Abstammung, stellte die Arbeit des Freundeskreises Donauschwäbische Blasmusik vor. Aus einem privaten Treffen einiger Blasmusikenthusiasten im Jahr 1998 entstand ein Zusammenschluss von mehr als zwanzig Blasmusikkapellen, die mittlerweile zahlreiche Tonträger herausgegeben, viele öffentliche Konzerte veranstaltet, ein Noten- und Tonträgerarchiv aufgebaut und viel für die Vermittlung dieses Erbes erreicht haben.

Prof. Dr. Anton Sterbling aus Großsanktnikolaus bemüht sich schon seit Jahren, Banater Themen in die Wissenschaft einzubringen. Als Sprecher der Sektion Ost- und Ostmitteleuropa-Soziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der renommierten Südosteuropa-Gesellschaft München ist ihm dies in vielerlei Hinsicht auch gelungen. Zur Zeit betreut er zwei Habilitationen zu Banater Themen.

Walter Tonta aus Hatzfeld brachte konkrete Vorschläge zur Fortführung des Biographischen Lexikons von Anton Petri ein, der Veröffentlichung einer Banater Bibliographie, basierend auf der Arbeit von Dr. Alexander Krischan, und zur Erstellung einer Chronik der Banater Schwaben. Nach Hans Vastag könnte für das Biographische Lexikon die Vorarbeit von Michael Laabling genutzt werden. In der Diskussion wurde von Peter Krier das Fehlen eines repräsentativen Bandes über die Banater schwäbischen Volkstrachten und eines Geschichtsbuches bedauert. Josef Prunkl und Hans Vastag regten eine verstärkte Nutzung der neuen Medien an, Ewald Kühn vom Kreisverband Würzburg warb für eine stärkere Einbindung der jungen Leute in die landsmannschaftliche Arbeit, zum Beispiel bei musikalischen Aufführungen. Schriftliche Anregungen und Berichte wurden von Dr. Walter Engel aus Deutschsanktmichael und Prof. Dr. Franz Quint aus Hatzfeld eingereicht, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Lenauschule. Dr. Walter Engel plädierte dafür, die Bereiche Literatur und Bildende Kunst in der landsmannschaftlichen Arbeit stärker zu berücksichtigen. Weitere Ausführungen der Sitzungsteilnehmer bezogen sich auf eine öffentlichkeitswirksamere Nutzung des Kultur- und Dokumentationszentrums der Landsmannschaft in Ulm, eine effizientere Einbindung der zahlreichen Lehrer in die landsmannschaftliche Arbeit sowie eine bessere Zusammenarbeit der jeweiligen Vereine.

Das offene, aber äußerst konstruktive Gesprächsklima, die breite Beteiligung der verschiedenen Vereine und mehrerer für uns wirkender Persönlichkeiten war sicher ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Ein Dankeschön dem Kreisverband Würzburg für die erwiesene Gastfreundschaft, den Helfern für die ausgezeichnete Bewirtung der Gäste und Peter Krier für die sachkundige Führung durch das Banater Heimathaus.