zur Druckansicht

Der Wieshof bebt – die Polka lebt!

Die Brauchtumsseminare erfreuen sich bei den Jugendlichen der Banater Tanz- und Trachtengruppen eines regen Zuspruchs. Über achtzig Teilnehmer zählte das Seminar im Wieshof bei Bad Wurzach am ersten Novemberwochenende 2012. Fotos: Harald Wagner

Die DBJT-Band studierte mit Sebastian Henzl und Günter Kaupa neue Stücke ein.

Franziska Richter und Máté Toth stellten das Projekt „Heimatsachen. Donauschwäbische Grüße zum baden-württembergischen Geburtstag“ vor.

Die Weinbergmusikanten unter der Leitung von Johann Wetzler spielten zum Tanz auf.

Erholt und gestärkt aus den Ferien oder dem Sommerurlaub zurück, widmeten sich die Vorstandsmitglieder der DBJT wieder der Vereinsarbeit an, galt es doch, das am ersten Novemberwochenende angesetzte zweite Tanz- und Brauchtumsseminar im Wieshof bei Bad Wurzach vorzubereiten. Den Hauptanteil der Arbeit leistete der DBJT - Vorsitzende Harald Schlapansky. Festlegung des Programms und organisatorischer Ablauf, die Kurseinteilung, die Kontaktierung der Referenten, die Verteilung der zur Verfügung stehenden Plätze auf die einzelnen Gruppen waren nur einige Aufgaben, die von ihm im Vorfeld erledigt werden mussten.

Über achtzig Teilnehmer im Alter zwischen 12 und 26 hatten sich angemeldet, und so stand das Seminar ganz im Zeichen der Jugend. Eine Ausnahme waren nur die Begleitpersonen und Referenten. Der Wieshof war bis auf den letzten Platz gefüllt. Stubenfliege hätte man sein müssen und an allen Orten gleichzeitig, in sämtlichen Räumlichkeiten und Zimmern, als am Nachmittag des 2. November die Teilnehmer ab 17 Uhr eintrafen und sich herzlich begrüßten. Es ist immer wieder ergreifend, mitzuerleben, wie sich die Jugendlichen auf die Seminare freuen und diesen Treffen wochenlang entgegenfiebern. Aus allen Himmelsrichtungen waren die Jugendlichen angereist. Neu dazugekommene Teilnehmer wurden freudig aufgenommen und in die Gemeinschaft eingeführt. Man vermittelte ihnen das Gefühl der Zugehörigkeit – so, als wären sie schon immer dabei gewesen.

Nach der Zimmereinteilung – eine schwierige Aufgabe, die Heike Wolf mit Bravour gemeistert hat – traf man sich zum Abendessen. Die Kochgruppe unter der Leitung von Petra Wagner und Regine Lenhardt mit ihren Helfern Jakob Lenhardt, Heini Keller, Erlinde und Ewald Hinkel, Hermann Wagner und Erich Furak zauberte an den drei Seminartagen manches schwäbische Schmankerl auf den Tisch. Zum Anfang gab es schwäbische Bratwurst mit Kartoffelpüree. Danach stellten Franziska Richter und Máté Toth, zwei Tübinger Studierende, das Projekt „Heimatsachen. Donauschwäbische Grüße zum baden-württembergischen Geburtstag“ vor. Daran waren elf Studierende der Empirischen Kulturwissenschaft beteiligt. Sie haben die von Heimatortsgemeinschaften dem Land Baden-Württemberg gemachten Geschenke inventarisiert und ihre Bedeutung dann in Interviews mit den Schenkern – meist den Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaften – eruiert. Die Geschenke und ihre Schenker wurden schließlich in eigenen Aufsätzen dargestellt und waren Grundlage für die im Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm vorbereitete und gemeinsam gestaltete Ausstellung wie auch für den Begleitkatalog. Eine für beide Seiten aufschlussreiche Gesprächsrunde rundete den Abend ab. (Die Sonderausstellung „Heimatsachen. Donauschwäbische Grüße zum baden-württembergischen Geburtstag“ ist noch bis zum 3. Februar 2013 im DZM in Ulm zu sehen.)

Nach dem Frühstück fanden sich die Teilnehmer am Samstagmorgen in den jeweiligen Seminarräumen zu den angebotenen Kursen ein. Die DBJT-Band studierte mit Sebastian Henzl und Günter Kaupa neue Lieder ein. Stefan Ruttner, begleitet von Oskar Reingruber auf dem Akkordeon, vermittelte den Kindern und Jugendlichen neben Grundkenntnissen zu Walzer und Polka auch die entsprechenden Tanzschritte. In dem Kurs „Modernes Tanzen“ übten Laura Moos, unterstützt von ihrer Cousine, mit den Teilnehmern Salsa, Rumba, Jive und neue anspruchsvolle Figuren im Discofox ein. Peter Schweininger, der Leiter der Tanzgruppe Saar (Ungarn), und seine Tanzpartnerin Kati boten einen Volkstanzkurs an und studierten dabei eine eigene neue Choreografie auf das Lied „Mein Banaterland“ ein. Nach der ersten Runde wechselten die Teilnehmer den Kurs. Müde und hungrig fanden sich dann alle zum Mittag-essen ein, zu dem die Kochgruppe „gfilltes Kraut“ und „gfillte Paprika mit Paradeissoß“ servierte.

Am Nachmittag wurden die Kurse fortgesetzt; neu hinzu kam der von Barbara Fetzer geleitete Kurs über Trachten, deren Besonderheiten, Aufbewahrung und Pflege. Mit Hilfe von Theresia Teichert konnten die Teilnehmer das richtige Anlegen einer schwäbischen Festtagstracht miterleben. In der Kaffeepause wurden die mitgebrachten Kuchen aufgetischt, und man wusste wahrlich nicht, welchen Kuchen oder welches Gebäck man als erstes probieren sollte. Nach der letzten Kursrunde freuten sich schon alle aufs Abendessen. Diesmal zauberte die Kochgruppe eine „Krumbirsupp mit Worscht un Eier“ auf den Tisch. Den Spüldienst erledigten je zwei Gruppen, so dass jede Gruppe im Laufe des Seminars einmal drankam. Am Abend warteten dann alle gespannt auf die angekündigte Überraschung. Diese entpuppte sich als eine Truppe Musikanten, nämlich die Weinbergmusikanten unter der Leitung von Johann Wetzler, die zum Tanz aufspielten. Den Musikern, die unsere Abende immer wieder musikalisch umrahmen, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Auf eine kurze Nacht und ein ausgiebiges Frühstück folgte am Sonntagvormittag die Aufführung des bei diesem Seminar Erlernten. Die Teilnehmer zeigten, was sie in den jeweiligen Kursen gelernt haben und zuhause an ihre Gruppe weitergeben. Man kam überein, den neu einstudierten Volkstanz als dritten gemeinsamen DBJT-Tanz von allen Gruppen einüben zu lassen. Mit dem Aufräumen der Schlaf- und Gemeinschaftsräume und der Küche ging das Seminar zu Ende. Die Teilnehmer verließen den Wieshof mit neuem Wissen und vielen neuen Ideen im Gepäck, von denen einige in den Tanzgruppen gewiss umgesetzt werden.

An dieser Stelle geht ein großes Danke an die Referenten, die Helfer in der Küche, die Vorstandsmitglieder der DBJT, die organisatorische Aufgaben übernommen haben, an Harald Wagner für die Foto- und Filmaufnahmen und nicht zuletzt an das bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, das dieses Seminar gefördert hat. Ein besonderer Dank gilt dem Hauptverantwortlichen dieser gelungenen Jugendmaßnahme, Harald Schlapansky, und dem Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben, ohne deren großzügige Unterstützung solche Seminare nicht stattfinden könnten. Der stetige Zuwachs, den die einzelnen Jugendgruppen und die DBJT-Seminare verzeichnen, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und ist für uns Ansporn, weiterzumachen. Unsere Traditionen haben nur dann Zukunft, wenn wir sie stetig pflegen und weitergeben.