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Ein Denkmal der Verbundenheit - Historische Jubiläumsfeier in Hatzfeld

Der Hatzfelder HOG-Ehrenvorsitzende Josef Koch bei der Jubiläumsfeier mit Denkmalenthüllung . Fotos: Theo Soltesz

Das neu errichtete Denkmal in Hatzfeld: "Bogen über die Zeit / Im Zeichen der Liebe" .

Bei herrlichem Frühlingswetter fand am 12. April 2024 in unserer alten Heimat eine historische Festveranstaltung statt, die der 100-jährigen Zugehörigkeit Hatzfelds zu Rumänien gewidmet war. Neben Vertretern der Stadt haben auch zahlreiche Ehrengäste daran teilgenommen, aber vor allem genau 100 jugendliche Paare in schwäbischer, rumänischer, ungarischer und einigen weiteren Volkstrachten, die Militärmusik-Kapelle „Decebal“, drei weitere kleinere Militärgruppen und, erfreulich, auch recht viele Einwohner von Hatzfeld.

Begonnen hat die Jubiläumsfeier um 11.45 Uhr am Bahnhof. Nach der Begrüßung der Anwesenden durch einen Militärangehörigen und dem Abspielen der rumänischen Nationalhymne überreichte der Vorsitzende des Temescher Kreisrates Alin Nica dem Hatzfelder Bürgermeister D.A. Postelnicu eine diesem historischen Ereignis gewidmete neu hergestellte Jubiläumsfahne. Anschließend setzte sich der Festzug unter den Klängen der Militärmusik-Kapelle in Richtung Stadtmitte in Bewegung. Dieser nachgestellte Marsch sollte daran erinnern, wie vor einhundert Jahren die damalige Hatzfelder Bevölkerung, gut 75 Prozent davon waren unsere schwäbischen Vorfahren, den Anschluss an Rumänien feierte.

Nach der Ankunft des Festzuges vor dem Rathaus, wo nun auch das neue, diesem geschichtlichen Ereignis gewidmete Denkmal steht, begann die eigentliche Festveranstaltung mit einer kurzen Militärparade. Danach begrüßte Bürgermeister D.A. Postelnicu die Ehrengäste und  alle Anwesenden, bevor die Militärkapelle die Nationalhymne spielte. Anschließend überbrachten die Ehrengäste ihre Grußworte. Dazu gehörten Alin Nica, Vorsitzender des Temescher Kreisrates, Mihai Ritivoiu, Präfekt des Kreises Temesch, Vasile Blaga, Vorsitzender der National-Liberalen Partei, Siegfried Geihausen, Vizekonsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Alfred Simonis, Vorsitzender der Abgeordnetenkammer des rumänischen Parlamentes, Josef Koch, Ehrenvorsitzender der HOG Hatzfeld, Liviu Mocan, der Erbauer des neuen Denkmals, sowie die Kunstkritikerin Andrea Foanene.

In seiner Rede erinnerte Josef Koch als Vertreter der Heimatortsgemeinschaft Hatzfeld an einige Daten und Ereignisse aus der Hatzfelder Geschichte, wohl wissend, dass die gegenwärtige Hatzfelder Bevölkerung die Ortsgeschichte kaum kennt. Er erwähnte die Ansiedlung im Jahr 1766, dann, gut hundert Jahre später, die Zugehörigkeit des Ortes zu Ungarn mit dem neuen Ortsnamen Zsombolya, danach, ab 1918, den Anschluss ans Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen mit dem nun serbischen Ortsnamen Dzombolj und schlussendlich, am 10. April 1924, den Anschluss ans Königreich Rumänien unter dem nun wieder neuen Ortsnamen Jimbolia. Diese letzte Grenzverschiebung war von der damals mehrheitlich schwäbischen Bevölkerung des Ortes gewollt und sie wurde auch entsprechend gefeiert. In diesem Zusammenhang wies Koch ausdrücklich darauf hin, dass nach nur wenigen Jahren der Anpassung unser Heimatort seinen wohl größten wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung erlebt hat. Aus diesem Grund ging diese Zeitspanne bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs als „die  goldenen Jahre“ in die Ortsgeschichte ein. Aber auch die kulturellen Leistungen waren auf hohem Niveau, sodass Hatzfeld auch noch den Beinamen „das Weimar des Banats“ erhielt, in Anspielung an die Wirkungsstätte von Goethe und Schiller.  In der Folge des Zweiten Weltkriegs sollte sich die Geschichte Hatzfelds jedoch total verändern. Los ging es schon ab Herbst 1944 mit der Flucht vieler schwäbischer Familien Richtung Westen. Dann folgte im Januar 1945 die Deportation der arbeitsfähiger Deutschen nach Russland, wenige Monate später die totale Enteignung und im Jahr 1951 auch noch die Verschleppung in die Baragansteppe. Erst gegen Ende der 1950-er Jahre glaubten viele, nicht nur die  Deutschen, an eine hoffnungsvollere Zukunft. Leider wurden sie enttäuscht, in den Jahren ab 1970 war zunehmend die kommunistische Misswirtschaft mit Versorgungsengpässen, Unsicherheit und einer permanenten Beobachtung zu spüren. Die Deutschen hatten immer mehr  das Gefühl, im Land nicht mehr erwünscht zu sein. Besonders als Gerüchte aufkamen, dass der rumänische Staat die Deutschen für viel Geld an Deutschland verkaufte.  Das waren die Gründe, warum immer mehr Deutsche das Land verließen, besonders ab Dezember 1989. Und es ist die Erklärung dafür, warum dieses Jubiläumsfest nun leider ohne die Nachkommen jener Hatzfelder Schwaben gefeiert wird, die vor 100 Jahren den Anschluss an Rumänien gewollt und auch erreicht haben. Und doch, darauf wies der Redner ausdrücklich hin, hat es für die Hatzfelder Deutschen in diesem letzten Jahrhundert neben dem Leid und dem erlittenem Unrecht auch viele Jahre des Wohlstands, des Glücks und großartiger Erfolge gegeben, die sie  zumeist gemeinsam mit den Rumänen, Ungarn und auch einigen weiteren Nationalitäten gelebt haben. Abschließend wünschte er der Stadt und ihren gegenwärtigen Bewohnern auch im Namen unserer Heimatortsgemeinschaft eine Zukunft in Frieden und Wohlstand.

Anschließend gab der Künstler Liviu Mocan noch einige Erklärungen zu dem von ihm geschaffenen Denkmal. Dessen drei Bögen stehen für die damaligen Hatzfelder Bewohner – die Deutschen, die Ungarn und die neu hinzu gekommenen Rumänen - aber auch für die Dreieinigkeit (Vater, Sohn und Heiliger Geist) des gemeinsamen christlichen Glaubens. Erwähnt wurde auch die am Fuße des Denkmals angebrachten Metalltafel, mit einigen erklärenden Worten zum Denkmal, zu den Initiatoren und finanziellen Unterstützern, worunter sich auch die  „HOG Hatzfeld – Asociatia svabilor jimbolieni din Germania“ befindet. Nach den offiziellen Grußworten wurde das Denkmal „Arc peste timp. In semnul iubirii“ / „Bogen über die Zeit. Im Namen der Liebe“ feierlich enthüllt und vom Banater Metropoliten Ioan im Beisein weiterer Geistlicher gesegnet. Danach spielte die Militärkapelle noch einige Lieder.

Am Nachmittag gab es für die Hatzfelder noch ein Volksmusikkonzert im schön umgebauten Sommertheater  und am Abend im Kulturheim, vor ganz vielen Besuchern, ein Konzert mit Auszügen aus der von Emmerich Bartzer komponierten Operette „Grüß mein Banat“. Im Vorraum des Kulturhauses war auch die von den beiden Organisatoren Cristina und Sergiu Dema auch schon in Temeswar gezeigte Ausstellung „Identitätseinblicke – der Charme des schwäbischen Lebens“  zu bestaunen. Dieser besondere Tag wird bestimmt in die Geschichte der Stadt eingehen und mit den Feierlichkeiten allen Teilnehmern noch lange in guter Erinnerung bleiben.