zur Druckansicht

Sitzung des erweiterten Bundesvorstands der Landsmannschaft in Ulm: Vernetzt für die Zukunft des Verbandes

Der erweiterte Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben stellte sich in der Sitzungspause zum Gruppenfoto vor der „Ulmer Schachtel“ auf. Foto: Jürgen Griebel

Kurz vor dem Heimattag traf sich der Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben zu einer erweiterten Bundesvorstandssitzung mit Vertretern der Vereine und Institutionen, die als Partner der Landsmannschaft an Veranstaltungen und Projekten beteiligt sind, im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm.
Der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber betonte zum Einstieg, wie wichtig es sei, in allen Gremien und Strukturen Präsenz zu zeigen, sich zu vernetzen und Synergieeffekte zu nutzen. Nicht alle Aktiven seien im Verband eingebunden, aber nur als Verband hätten wir eine Wirkmöglichkeit nach außen. Das größte Problem sei die Überalterung, deshalb müssen jüngere Aktive rechtzeitig und durch gezielte Ermunterung eingebunden werden. Insgesamt laufe die Verbandsarbeit aber darauf hinaus, die Kräfte zu bündeln und sich auf das Mögliche zu konzentrieren. So müssen auch an der Banater Post, die in den Verband, aber auch in die Öffentlichkeit wirkt, immer wieder Stellschrauben gedreht werden, z.B. zur Präsenz in den sozialen Medien oder dem Erscheinungsrhythmus der Zeitung. Auch der Heimattag, über Jahrzehnte ein verlässlicher Treffpunkt der Mitglieder aus nah und fern, müsse sich dem Generationswechsel anpassen.
Die in der Runde Anwesenden stellten danach reihum ihre Aufgabenbereiche vor. Swantje Volkmann, Bundeskulturreferentin für den Donauraum mit Sitz im Donauschwäbischen Zentralmuseum und damit die Gastgeberin des aktuellen Treffens, berichtete über ihre Projekte: das Donaufest Ulm/Neu-Ulm, wo sich immer auch die Banater Schwaben präsentieren können. Das zweite wichtige Projekt der Kulturreferentin ist das jährliche Jugendcamp mit Teilnehmern aus verschiedenen Donauländern, in diesem Jahr steht eine Schreibwerkstatt mit Thomas Perle an.  Außerdem unterstützt die Kulturreferentin auf Antrag Projekte der Landsmannschaften, von denen die der Banater Schwaben am aktivsten sei, mit Mitteln des BMI.
Walter Tonța, seit einem knappen Jahr Betreuer des Kultur- und Dokumentationszentrums der Landsmannschaft in Ulm, berichtete über die anstehenden Arbeiten. Die Buchbestände wurden geordnet und erfasst, beim Heimattag wird es erstmals einen Bücherflohmarkt mit den Dubletten geben. Die Heimatblätter der HOGs sind ein leider nur lückenhaft vorhanden, ihre komplette Sammlung an einem Ort aber ein wichtiges Anliegen. Ein weiterer Schritt wird künftig die Erfassung der Archivbestände sein. Veranstaltungen in den schönen Räumen des KDZ können leider nur selten stattfinden, da es in Ulm keinen Kreisverband gibt. Überregionale Angebote wie Vorträge oder der Tag der offenen Tür werden aber gut angenommen.
Die HOG-Sprecherin Anita Maurer stellte in den Aktivitäten der HOGs nach Corona wieder einen guten Trend fest. Hauptthemen seien bei allen HOGs außer den Treffen und Jubiläumsfeiern die Pflege der Friedhöfe und der Zustand der Kirchen. Die Frage. „Wie lange noch?“ steht bei allen im Raum, weil die Spendenbereitschaft bei der jüngeren Generation nachlässt.
Bernhard Fackelmann war als Vorsitzender des Kulturwerks Banater Schwaben Bayern, das mit Mitteln des Bayerischen Sozialministeriums Projekte der landsmannschaftlichen Gliederungen in Bayern fördert, in der Runde. Über das Kulturwerk werden 300.000 Euro jährlich verteilt. Inzwischen hat sich das herumgesprochen, sodass die Anträge im laufenden Jahr nicht mehr in vollem Umfang genehmigt werden konnten. Man bemühe sich um eine gerechte Verteilung. Dennoch sei die Situation in Bayern Dank des Kulturwerks sehr gut, vieles hätte ohne diese Mittel nicht stattfinden können.
Walter Keller, Mitglied im Bundesvorstand, sprach vor allem aus der Sicht des Landesverbandes Rheinland-Pfalz, der auch Alterserscheinungen zeige – drei Kreisverbände hätten sich letztlich aufgelöst. Doch in Frankenthal, wo auch immer das Bundestreffen unserer HOGs und Gliederungen stattfindet, ist nach wie vor viel los, das eigene Haus wird gut genutzt.
Jürgen Griebel, stellvertretender Bundesvorsitzender, ist im Bundesvorstand für die digitale Präsenz des Verbandes zuständig. Ein Upgrade des Internetauftritts sei in Planung. Er beobachte auch die Zugriffszahlen auf Facebook und Instagram, hier nimmt die Interaktion grundsätzlich zu. Die Banater Post als reines Onlinemedium sei bei unseren Verbandsstrukturen derzeit jedoch nicht denkbar, die Inhalte der Banater Post werden aber in zunehmendem Maß, wenn auch zeitlich verzögert, ins Netz gestellt.
Christine Neu, stellvertretende Bundesvorsitzende, regte an, in einem Medienarchiv  die Dokumentation von Veranstaltungen in Foto und Film zu dokumentieren, zu erfassen und zu vernetzen. Der Trend zur Vernetzung zeige sich auch bei Wallfahrten, bei denen sich HOGs und Kreisverbände zusammenschließen. Ein wichtiges Vernetzungs-Thema sei auch der Weltdachverband der Donauschwaben, wo die Banater Schwaben bisher wenig Präsenz zeigen. Allerdings funktioniert der Jugendaustausch gut. Da der Landesvorsitzende Baden-Württemberg in der Runde fehlte, sprach Neu auch im Namen der Gliederungen in Baden-Württemberg, in ihrem Fall des Kreisverbandes Reutlingen, ihr Bedauern über mangelnde Zusammenarbeit aus.
Ramona Sobotta vertrat im Landesverband Bayern den Vorsitzenden Harald Schlapansky. Sie berichtete über eine rege Aktivität in Bayern, wenn auch hier das Publikum rückläufig sei. Wichtig sei Koordination und Zusammenhalt. Als wichtigstes Projekt im kommenden Jahr seien die Heimattage in Augsburg derzeit in Planung.
Günther Friedmann vertrat den Verband der Berglanddeutschen, der auch einen großen Mitgliederschwund habe. Er sprach auch als Vertreter des Freundeskreises Donauschwäbischer Blasmusik, deren Bestände im KDZ aufbewahrt werden und der letztlich in seinen Kapellen auch nur noch aus Banater Schwaben bestehe. Die Herausgabe von CDs sei ein wesentlicher Bestandteil der Aktivitäten des Verbandes.
Josef Lutz vertrat das Gerhardswerk, eine von Donauschwaben gegründete kirchliche Institution, die seit der Wende eng mit dem Bistum Temeswar zusammenarbeitet, beispielsweise durch Unterstützung der Temeswarer katholischen Oberschule „Gerhardinum“. In Deutschland macht es sich durch traditionelle Wallfahrten (z.B. alljährlich nach Altötting) und die Aktivität der Heimatpfarrer bemerkbar.
Halrun Reinholz bestätigte als Redakteurin der Banater Post, dass durch den Rückgang der Mitglieder neue Strategien entwickelt werden, zumal die Redaktion derzeit auch nicht voll besetzt sei. Außerdem vertrat sie den Verein der Freunde der Lenauschule. In dieser Funktion berichtete sie über die 150-Jahr-Feier in Temeswar und die Erscheinung des Jubiläumsbandes zur Lenauschule, den der Verein in Kooperation mit der Landsmannschaft und mit Förderung der Bundeskulturreferentin und des Kulturwerks Bayern herausgebracht habe. Die Zukunft des Vereins könne allerdings nur in der heutigen Lenauschule liegen. Die Zusammenarbeit laufe derzeit zwar gut, aber es müsse aktiv an der Mitgliederwerbung gearbeitet werden.
Über die Aktivitäten der DBJT sprach deren stellvertretender Vorsitzender Lukas Krispin. Die Jugend sei motiviert, die Seminare werden gut besucht und die Bereitschaft, sich bei offiziellen Anlässen in der Tracht zu präsentieren, sei trotz des hohen Aufwands vorhanden. Für die Zukunft wäre es allerdings wichtig, eine Regelung für den Übergang aus der (kostenlosen) Mitgliedschaft bei der DBJT in die Landsmannschaft zu finden, hier gehe viel Potenzial verloren.
Für das Hilfswerk Banater Schwaben war Jakob Lenhardt gekommen. Er berichtete vor allem über das Nischbach-Haus, wo eine gute Stimmung und eine rege Aktivität herrsche. Allerdings mache sich im Pflegebereich wie überall der Fachkräftemangel bemerkbar. Das übrigens auch im Banat, wo die Zusammenarbeit mit dem AMG-Haus und den anderen Einrichtungen in verschiedenen Ortschaften gut funktioniere.
Ernst Meinhardt vertrat den Landes- und Kreisverband Berlin und Neue Bundesländer, der nur wenige Mitglieder vorzuweisen hat, aber den Bundesverband oft bei offiziellen Terminen in der Hauptstadt vertritt. Es werde auch mit anderen Institutionen kooperiert, zum Beispiel mit der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft.
Die weiterführenden Diskussionen zeigten den Bedarf aller Beteiligten, sich abzustimmen, Probleme zu erörtern und Strategien für die Zukunft der landsmannschaftlichen Arbeit zu finden.