Im Jahr 1949 wurde auch in Reutlingen von 15 Personen eine Landsmannschaft der Donauschwaben gegründet, nachdem ein solcher Verein bereits ein Jahr früher erfolgreich in Mosbach ins Leben gerufen worden war. Die Eintragung erfolgte allerdings erst ein Jahr später.
Zum 75-jährigen Jubiläum des Vereins stellte der Ortsvorsitzende Norbert Merkle ein Blasmusikmusikfest zusammen. Hans Wetzler, seit vielen Jahren einer seiner besten Freunde, wollte natürlich auch mit seiner Kapelle teilnehmen. Das Fest wurde auf den 9. März 2024 in der Festhalle Reutlingen-Degerschlacht festgelegt. Hans Wetzler erlebte seinen Auftritt leider nicht mehr, er verstarb am 2. Weihnachtstag und so wurde das Festkonzert gleichzeitig ein Gedenkkonzert an den rührigen Kapellmeister.
Schon drei Wochen vor dem Termin war das Festkonzert restlos ausverkauft. Der Ortsvorsitzende begrüßte die Besucher, darunter die Ehrengäste, an erster Stelle den Bundes- und Landesvorsitzenden der Donauschwaben Hans Supritz, der sehr erfreut über die volle Halle war. Auch der Landesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Richard Jäger und der Vorsitzende des Freundeskreis Donauschwäbischer Blasmusik Richard Hummel waren über den guten Zuspruch begeistert. Vom Gemeinderat der Stadt Reutlingen waren Andreas Benz, CDU, und Hagen Kluck, FDP, sowie das Gemeinderatsmitglied von Lichtenstein Alfons Reiske, SPD, zu Gast.
Den ersten Teil des musikalischen Programms übernahmen die Schoabachmusikanten unter Bernhard Weber aus Holzgerlingen, sie erfreuten die Besucher mit Egerländer Blasmusik. Anschließend folgte der erste Auftritt der Donauschwäbischen Tanz- und Folkloregruppe Reutlingen mit einem donauschwäbischen Programm. Die riesige Gruppe aus Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren bot zum großen Vergnügen des Publikums ein gemeinsames Programm auf sehr hohem Niveau. Danny Harter stellte die einzelnen Tänze vor. Hier bestätigte sich, dass die Reutlinger Tanzgruppe derzeit das Beste ist, was Trachtengruppe aus dem Bereich des BdV in Baden-Württemberg zu bieten haben.
Anschließend folgte der ernste Teil, das Gedenkkonzert der Weinbergmusikanten für ihren Kapellmeister Johann Wetzler, der im Bereich der mährischen Blasmusik als Legende galt. 1997 gründete er in Grafenberg die Weinbergmusikanten, die vor allem in den letzten Jahren bei allen Festen der Donauschwaben ohne einen Cent Gage gespielt haben. Dieses Fest sollte sein Bühnenabschied werden, doch leider verstarb noch vor Ende des letzten Jahres nach schwerer Krankheit. Seine Musikanten haben beschlossen, das Konzert in seinem Sinn zu spielen. Als Moderator des Orchesters versuchte Norbert Merkle das Lebenswerk des sehr beliebten, immer freundlichen Kapellmeisters entsprechend zu würdigen. Alle waren sich einig, dass wir mit Hans Wetzler eine Persönlichkeit verloren haben, wie es nicht sehr viele gibt. Da die Weinbergmusikkanten unter seiner Leitung so oft wie keine andere Musikgruppe für den Freundeskreis der donauschwäbischen Blasmusik gespielt hatten, wurde das Orchester von dessen Vorsitzenden Richard Hummel mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Gerhard Wetzler nahm die Ehrenurkunde entgegen.
Es folgte der zweite Auftritt der Tanzgruppe, diesmal mit feurigen ungarischen Tänzen in wunderbarer Perfektion, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen.
Zum Tanz spielte danach die kleine Besetzung des Spitzenorchesters Stribrnanka aus der Region Südmähren, ganz im Südosten der Tschechischen Republik, unter der Leitung von Ivo Horky auf. Die sieben Musiker versprühten sofort ihr Temperament, die Anreise von gut 800 Kilometern war ihnen nicht anzumerken. Sie spielten den ganzen Abend alles auswendig, ohne ein einziges Notenblatt. Wie immer waren viele Anhänger der Gruppe nach Reutlingen gekommen, so aus Bayern oder auch der Schweiz. Die Tanzfläche füllte sich sehr schnell und selbst die ältesten Besucher wagten mit knapp 90 Jahren noch ein Tänzchen.
Schnell vergingen die Stunden, aber das Fest hat gezeigt, dass die Donauschwaben trotz eines hohen Durchschnittsalters noch immer eine tolle Gemeinschaft sind, die sie intensiv pflegen und die auch gerne feiern. Zum Schluss bedankte sich der Ortsvorsitzende bei allen Gästen für die jahrzehntelange Unterstützung.