Er war ein Kind der Banater Ebene, der Tod ereilte ihn in den Bergen Südtirols. Die längste Zeit seines Lebens verbrachte er in seiner bayerischen Wahlheimat, trotzdem engagierte er sich über vierzig Jahre lang in den verschiedensten Ämtern unserer Landsmannschaft. Er war ein Banater Schwabe, einer jener verschwindenden Vertreter, die sich mit den Bewohnern des Banats sehr gut in ihrer jeweiligen Muttersprache verständigen konnten. Seit dem 25. Februar ist er nur noch in unserer Erinnerung da. Am 6. März nahmen Familie, langjährige Weggefährten, und eine überwältigend hohe Zahl von Freunden und Landsleuten für immer Abschied von Stefan Ruttner. Am Vorabend hielt Pfarrer Paul Kollar, Ebendorf/Ludwigshafen, in St. Pius in München die Totenmesse für den Verstorbenen. Es sangen der St. Pius Chor München und die Banater Singgruppe „Sunnereen“, in beiden war Stefan jahrelang aktiv gewesen. Pfarrer Kollar rief die wichtigsten Stationen im Leben von Stefan Ruttner in Erinnerung und sprach den Hinterbliebenen Trost zu. Am folgenden Tag weinte der Himmel, aber auch die große Trauergemeinde, die Stefan Ruttner auf seinem letzten Weg begleitete, seiner hinterbliebenen Frau Karin und Tochter Emilia ihre Verbundenheit zeigten. Die Familie, die Banater Trachtengruppe München, die DBJT, der Kreisvorstand München mit der Vereinsfahne, die Banater Dorfmusikanten, die HOG Tschene, ehemalige Schulfreunde, die Sänger aus den beiden erwähnten Chören, Vertreter zahlreicher Kreisverbände und Heimatortsgemeinschaften, der Landesvorstand, der Bundesvorstand, sie waren alle da, um nochmals ihre Verbundenheit mit dem Verstorbenen und den Hinterbliebenen zu unterstreichen.
Stefan Ruttner, am 8. Dezember 1955 geboren, stammte aus der Gemeinde Tschene, einer Grenzgemeinde, in der die Deutschen als Minderheit neben Serben, Rumänen, Kroaten und Ungarn lebten. Ein
Stefan Ruttner ist 1862 als Apotheker bezeugt, es ist der direkte Vorfahre. Dieses Leben am geografischen Rand, als Minderheit, verlangte eine Offenheit und gleichzeitig eine ständige Rückbesinnung auf die eigene Gemeinschaft. Stefan Ruttner war ein freiheitsliebender Mensch. Aus dem kommunistischen Rumänien ist er über die grüne Grenze geflüchtet. Er fand in München eine neue Heimat, als Beamter der Bundesbahn fand er eine gute Anstellung. Er heiratete seine Frau Karin, wurde Vater einer Tochter. Der Gemeinschaft der Banater Schwaben blieb er eng verbunden. So engagierte er sich gleich in der Banater Volkstanzgruppe München, lehrte und musizierte, gab sein Wissen der nächsten Generation weiter. Er wirkte im Kreisvorstand München, im Landesvorstand Bayern, im Bundesvorstand unserer Landsmannschaft. Er engagierte sich ebenso bei der DJO, er war Bundesvorsitzender der Deutschen Banater Jugend, Vorsitzender seiner HOG Tschene, gehörte dem Vorstand des Gerhardsforums Banater Schwaben an.
Stefan Ruttner war ein großer Freund der Musik. Deshalb wirkte er in der Gesanggruppe „Sunnereen“ mit, einer besonderen Gruppe, die sich dem Gesang in der Banater Mundart verpflichtet sah, aber auch im Banater und St. Pius Chor München. Die Gitarre hatte er stets griffbereit – kein Beisammensein, das nicht mit einem Lied von ihm endete. So auch am Tag seiner Beerdigung, diesmal aber nur mehr eingespielt, während vor seinem Sarg ein Rosmarinstrauch stand.
Stefan Ruttner hatte sich in der Landsmannschaft für kein Amt beworben oder danach gedrängt, aber er verweigerte sich nicht, wenn er der Ansicht war, dass er sich gewinnbringend betätigen könnte. Dabei fiel es ihm nicht schwer, nach einer gewissen Zeit in die zweite oder dritte Reihe zu wechseln. Es ist oft die Reihe, die trägt. Und für ihn war es eine Freude, zu sehen, dass die nächste Generation weitermacht.
Bei uns im Banat sagte man zu einem besonders liebenswürdigen Menschen, dass er so gut sei, wie ein Stück Brot. Stefan Ruttner gehörte zu jenen Menschen. Er hatte für jeden ein freundliches Wort bereit, er nahm sich die Zeit zuzuhören Er gehörte zu den Menschen, in deren Nähe man sich immer wohl fühlte, deren Nähe man gesucht hat. Offen und freundlich, neugierig auf seine Mitmenschen, stets einen Witz auf den Lippen, so war er, so wollen wir ihn in Erinnerung behalten, als einen, der die Menschen zusammenführte und versöhnte.
Man ist so oft Mensch, wieviel Sprachen man spricht, lautet ein Sprichwort im Südosten, dort wo man viele Sprachen gesprochen hat. Stefan Ruttner konnte sich in den Sprachen aller seiner Landsleute verständigen, auch weil er stets mit viel Empathie, der Sprache des Herzens, unterwegs gewesen ist.
Er hat viel Gutes getan, er hat uns allen gutgetan.
Stefan Ruttner hat durch sein Schaffen unseren Verband gestärkt, unsere Arbeit bereichert und mit seiner Familie – er war froh und stolz, wenn seine Frau und seine Tochter mitwirkten – einen wichtigen Beitrag zum Fortbestand unserer Gemeinschaft, zur Pflege und Vermittlung unseres Brauchtums und unseres kulturellen Erbes geleistet. Er hat uns gezeigt, dass der freundliche, offene und respektvolle zwischenmenschliche Umgang genauso wichtig ist, wie das Inhaltliche, mit dem wir uns beschäftigen. Dafür sagen wir ein letztes Mal Danke.
Die Landsmannschaft der Banater Schwaben mit allen Gliederungen, in denen er gewirkt hat, wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt den hinterbliebenen Familienangehörigen. Er ruhe in Frieden!