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Trauer um den Ehrenvoristzenden des Landesverbandes Baden-Württemberg Josef Prunkl

Ein Leben für die Banater Gemeinschaft - In tiefer Trauer nimmt der Landesverband Baden-Württemberg Abschied von seinem Ehrenvorsitzenden Dipl. Ing. Josef Prunkl, Oberlandwirtschaftsrat a.D., der am 19. Februar im Alter von 88 Jahren in Sinsheim verstorben ist.
Als Josef Prunkl am 19. Februar seine geliebte Ehefrau Therese auf ihrem letzten Weg auf den Sinsheimer Friedhof begleitete, nahm er auch gleichzeitig Abschied von den Seinen. Seine Tochter mit Familie standen ihm zur Seite, seine Bogaroscher Verwandten und Landsleute waren gekommen, Nachbarn und Freunde aus Sinsheim und Waibstadt und auch die Banater Landsleute aus dem Kreisverband Rhein-Neckar und dem Landesverband Baden-Württemberg trösteten Josef Prunkl in dieser schweren Stunde. Keiner konnte ahnen, dass dies auch der Abschied von ihm selbst sein würde. Noch am selben Abend verstarb Josef Prunkl in seinem Haus in Sinsheim. Über Jahrzehnte hinweg hat er sich in vielfältigen landsmannschaftlichen Funktionen unermüdlich für die Integration der Banater Schwaben eingesetzt und dabei maßgeblich zur Pflege der heimatlichen Traditionen der Banater Schwaben beigetragen. Sein Leben war geprägt von Hingabe, Leidenschaft und unermüdlichem Einsatz für seine Landsleute.
Josef Prunkl wurde am 20. Mai 1935 in der Heidegemeinde Bogarosch als einziges Kind der Eheleute Anton Prunkl und Magdalena, geb. Tierjung, geboren. Trotz zunächst unbeschwerter Kindheit ereilten ihn auch bald die Schattenseiten des Lebens, als der Neunjährige die Deportation der eigenen Mutter in die Sowjetunion erleben musste. Ein Trauma, das er mit vielen Landsleuten teilte. Er durchlief die Schule in seiner Heimatgemeinde, bevor sein Weg ihn über eine Technische Mittelschule zum Studium der Landwirtschaft an die Hochschule in Temeswar führte, das er 1960 mit dem Staatsexamen als Diplom- Agraringenieur abschloss. 1959 heiratete er die aus Kowatschi stammende Lehrerin Theresie Benke. Die Töchter Christine (1960) und Margot (1965) vervollständigen die Familie.
Der berufliche Werdegang von Josef Prunkl war eng mit der Banater Landwirtschaft verbunden und führte ihn nach Wiseschdia, Ostern, Lovrin, Tschanad und Neusiedl. Schon in jungen Jahren setzte er sich für die Wiederbelebung des deutschen Brauchtums im Banat ein.
1974 gelang ihm die Flucht nach Deutschland, er ließ sich zunächst in Waldshut in Baden-Württemberg nieder. Erst 1976 konnte seine Frau mit den beiden Töchtern folgen. Und nur wenige Monate nach deren Ankunft ereignete sich eine furchtbare Tragödie für die Familie Prunkl: Die 16-jährige Tochter Christine verunglückte auf dem Schulweg tödlich. Ein Ereignis, das die Familie dazu bewog, nach Sinsheim bei Heidelberg umzuziehen.
Beruflich absolvierte Josef Prunkl das Referendariat für die Höhere Beamtenlaufbahn in der landwirtschaftlichen Verwaltung und bestand 1977 das Staatsexamen zum Landwirtschaftsassessor. Vom Landwirtschaftsamt Waldshut kam er 1978 an das Amt für Landwirtschaft Ladenburg, wo er am 1. Juni 2000 als Oberlandwirtschaftsrat in den Ruhestand trat. Großes Ansehen genoss er auch beim „Landwirtschaftlichen Club Mannheim“ (LCM), dessen 125. Jubiläumsfeier er 1997 in der Festhalle des Mannheimer Luisenparks als Geschäftsführer organisierte. Außerdem engagierte er sich auch in dem 1984 gegründeten „Verein deutscher Diplom-Agraringenieure aus dem Banat und Siebenbürgen“.
Parallel zu seiner hauptberuflichen Tätigkeit betätigte sich Josef Prunkl immer schon ehrenamtlich. In Temeswar gehörte er dem erweiterten Redaktionskollegium der „Neuen Banater Zeitung“ an, wo er verschiedene Beiträge über Landwirtschaft und Gartenbau veröffentlichte und sich für die Erhaltung von Brauchtum und Kultur einsetzte. Sein Leitspruch für seinen Einsatz um unsere Gemeinschaft war das bekannte Zitat von Jean Jaures: „Tradition heißt nicht, Asche zu bewahren, sondern die Flamme am Brennen zu halten“.
In der neuen Heimat, insbesondere in Baden-Württemberg, wirkte er auf verschiedenen Ebenen aktiv in der landsmannschaftlichen Arbeit mit. 1980 übernahm er den Vorsitz des Kreisverbandes Rhein-Neckar-Heidelberg und prägte diesen mit unzähligen Veranstaltungen und einer Trachten-Tanzgruppe. Der Verband wurde unter seiner Leitung immer aktiver und trug mit seinen Veranstaltungen und den Auftritten der Trachten-Tanzgruppe viel zur Präsentation und Verbreitung unseres Brauchtums bei. In all den Jahren wirkte er, erfolgreich Brücken schlagend, nach innen und nach außen. Über 43 Jahre füllte Prunkl das Amt des Kreisvorsitzenden mit großem Einsatz aus, bis er es 2023 an Josef Klein übergab.
Josef Prunkl war auch Mitbegründer der Ortsgemeinschaft seiner Heimatgemeinde Bogarosch. Ab 1981 war er dort stellvertretender Vorsitzender und 2001 übernahm er den Vorsitz. In dieser Zeit wurden grundlegende Projekte realisiert, vor allem war er 1993 maßgeblich an der Herausgabe einer Ortsmonographie beteiligt. In der Stadthalle in Sinsheim fanden bis 2015 viele unvergessene Bogaroscher Heimatreffen unter seinem Vorsitz statt. Projekte wie die Erstellung eines Bogaroscher Familienbuchs, die Internetpräsenz, die Friedhofspflege und die Instandhaltung der Kirche waren stets Anliegen, die Josef Prunkl betreute und förderte. 2017 übergab er das Amt des HOG-Vorsitzenden an Ewald Spang, blieb der HOG jedoch als Ehrenvorsitzender weiterhin verbunden.
Von 1993 bis 1996 war Josef Prunkl Mitglied im Bundesvorstand unserer Landsmannschaft, wo er viele Projekte und Vorhaben erfolgreich mittrug. Seine größte Aufgabe fand er jedoch im Landesverband Baden-Württemberg, dessen Vorstand er ab 2002 angehörte. Sein Landsmann und Freund Jakob Laub (1924 –2020) war ihm dabei stets ein Vorbild. Von 2008 bis 2019 bekleidete er das Amt des Landesvorsitzenden in Baden-Württemberg. Ein Ehrenamt, das er mit viele Freude und Engagement ausfüllte und das ihm zum Herzensanliegen wurde. Unvergessen sind die Landestrachtenfeste in der Patenstadt Göppingen mit hoher politischer Prominenz, die Volkstanzfestivals in ganz Baden-Württemberg, die anspruchsvollen Landeskulturtagungen in Sindelfingen, die Blasmusikkonzerte in Mannheim und viele andere Veranstaltungen.
Bei all seinen Tätigkeiten stand stets die Sache im Vordergrund und er gab immer seinen vollen persönlichen Einsatz. Seine besonnene Vorgehensweise fand Anerkennung und Unterstützung. Er wusste, dass gesteckte Ziele in der landsmannschaftlichen Tätigkeit nur dann Erfolg haben, wenn sie der Gemeinschaft dienlich sind und dass jede Gemeinschaft mit dem Willen ihrer Mitglieder zum Bekenntnis steht und fällt. 2019 kandidierte er nicht mehr für das Amt des Landesvorsitzenden und wurde von Richard Jäger abgelöst. Er wurde jedoch einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des Landesverbandes ernannt. Nebenbei war Prunkl von 2017 bis 2021 im Landesvorstand des BdV und als Sprecher der Südostdeutschen Landsmannschaften aktiv. Neben diesen Aktivitäten pflegte Josef Prunkl auch etliche Hobbys, darunter Wandern und Tanzen oder Märsche in Wald und Wiese.
Josef Prunkl kannte die Bedeutung der Medien, die neuen Technologien waren ihm nicht fremd. Er war in den modernen Medien präsent, nutzte den PC für die Gestaltung von Inhalten und verbreitete diese auf Portalen wie YouTube und Facebook. Auch erstellte er Datenträger mit kommentierten Filmen über geschichtliche Ereignisse und Live-Mitschnitten von Brauchtumsveranstaltungen. Sein Einsatz für die mediale Präsenz und seine Fähigkeiten im Bereich der neuen Technologien zeugen von seiner geistigen Beweglichkeit auch im hohen Alter.
Neben der klassischen Verbandsarbeit trat Josef Prunkl auch publizistisch in Erscheinung. Das hervorragend dokumentierte Buch über „Die Landwirtschaft der Banater Schwaben“ verfasste er 2009. Die Tagungsbände der Kulturtagungen sind jährlich in seiner Verantwortung erschienen. Durch sein elegantes Auftreten, seine rhetorische Sprachgewandtheit und seine sanfte Stimme zog er die Teilnehmer bei Veranstaltungen und die Zuhörer bei Vorträgen oder Präsentationen in seinen Bann.
Für sein langjähriges und herausragendes Engagement erhielt Josef Prunkl mehrere Auszeichnungen unserer Landsmannschaft, darunter den Ehrenbrief sowie die Verdienstmedaille in Silber und in Gold, auch wurde ihm die Goldene Ehrennadel des Bundes der Vertriebenen verliehen. Die höchste Anerkennung für sein ehrenamtliches Wirken, eine Würdigung und Anerkennung seiner herausragenden politischen, wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Leistungen, wurde ihm am 3. November 2021 durch die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland (bekannt als Bundesverdienstkreuz) durch den Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier zuteil. Wegen der Pandemie konnte die feierliche Verleihung erst am 15. Februar 2023  durch den baden-württembergischen Minister für den ländlichen Raum Peter Hauk in einem festlichen Rahmen in der Sinsheimer Stiftskirche Sunnisheim stattfinden.
Josef Prunkl wird uns nicht nur als herausragende Persönlichkeit in Erinnerung bleiben, sondern auch als Pionier, der mit Leidenschaft, Kreativität und Engagement die Gemeinschaft der Banater Schwaben in Baden-Württemberg geprägt hat. Er war als Banater eine anerkannte Autorität in Baden-Württemberg, weil er es verstand, mit Kommunal- und Landespolitikern, Abgeordneten und Staatssekretären auf Augenhöhe umzugehen. Mit dem Tod von Josef Prunkl verlieren wir nicht nur einen hochgeschätzten Landesvorsitzenden, sondern auch einen Freund, Mentor und Wegbereiter. Sein Lebenslauf zeigt, dass er viele Dinge auf den Weg gebracht, aber durch seine freundliche Hingabe auch viele Herzen bewegt hat.
In Dankbarkeit für sein beeindruckendes Wirken werden wir Josef Prunkl stets in liebevoller Erinnerung behalten und sein Vermächtnis im Bereich der Banater Kultur weitertragen. Er wird in den Herzen derer weiterleben, die das Glück hatten, ihn zu kennen, und sein Wirken wird als inspirierendes Vorbild für kommende Generationen dienen. In der Geschichte unseres Verbandes und unserer Gemeinschaft leuchtet sein Wirken beispielhaft. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seiner Tochter Margot, dem Schwiegersohn Thomas und den beiden Enkelinnen Laura und Sarah. In Dankbarkeit und tiefem Respekt nehmen wir Abschied von einem außergewöhnlichen Menschen, der seine Spuren in der Geschichte und Gemeinschaft der Banater Schwaben hinterlassen hat. Möge er in Frieden ruhen!