Im Oktober 2019 gab es ein Treffen der HOG Neubeschenowa in Laimering. Wer hätte damals gedacht, dass es danach lang keins geben wird? Die Pandemie hat zugeschlagen und dann ist auch noch der HOG-Vorsitzende aus dem Leben geschieden. Doch jetzt gab es einen Anlass: Die Kirche in Neubeschenowa, oder jetzt Dudeștii Noi, wurde frisch saniert und wir waren eingeladen, der Segnung beizuwohnen.
Nationales Kulturerbe wird erhalten
Das Restaurierungsprojekt war von der Gemeinde Dudeștii Noi in Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Diözese Temeswar bei der Europäischen Union eingereicht worden und hat den Zuschlag erhalten. Ziel war dabei, den kirchlichen Komplex, ein historisches Denkmal, das zum nationalen Kulturerbe der Kategorie A gehört, in den nationalen und internationalen Tourismuskreislauf zu integrieren. Dafür sollte die Kirche restauriert, das Pfarrhaus renoviert und in ein Museum umgewandelt und ein Touristeninformationspunkt geschaffen werden. Ein öffentlicher Park im Kirchengarten sollte den architektonischen Komplex abrunden. Von der Genehmigung bis zur tatsächlichen Ausführung ist allerdings einige Zeit vergangen. Zunächst musste eine zeitraubende Bürokratie durchlaufen werden, über die der damalige Bürgermeister der Gemeinde Dudeștii Noi Alin Nica schon beim Treffen 2019 berichtete. Von der veranschlagten Gesamtsumme sind zwei Drittel (4,8 Millionen Lei) aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und dem nationalen Haushalt finanziert worden, der nicht förderfähige Rest von 2,2 Millionen Lei wurden aus dem lokalen Haushalt finanziert.
Der Heilige Wendelin als Schutzpatron der römisch-katholischen Kirche von Neubeschenowa feiert seinen Namenstag am 20. Oktober. Wer erinnert sich nicht an das gesellschaftliche Ereignis der Kirchweih? Nach mehrjährigen Renovierungsarbeiten wurde die katholische Kirche von Neubeschenowa nun zeitgerecht am 28. Oktober 2023 wieder eröffnet und gesegnet. Aus dem Ausland waren allerdings nur zwei Hand voll Gäste der Einladung gefolgt.
Der für 11 Uhr angesetzte Gottesdienst wurde von Generalvikar Msgr. Johann Dirschl aus Temeswar zusammen mit dem Ortspfarrer Bonaventura Dumea zelebriert. Beim Einzug der Geistlichkeit mit zwei ortsansässigen Ministranten flossen die ersten Tränen. Es waren dabei: Pfarrer Daniel Pozsonyi aus Hatzfeld, Pfarrer Cristinel Balan aus Lowrin, Pfarrer Attila Andó aus Großsanktnikolaus, Domherr Adalbert Jäger aus Fratelia, Pfarrer Zoltán Máthé aus T.-Mehala, Pfarrer Augustin Bărbuț aus T.-Marienheim, Pfarrer Daniel Dumitru aus der Fabrikstadt und Pfarrer Piry Radulov aus Vinga. Der Zug wollte nicht enden und alles erstrahlte im festlichen Glanz. Musikalisch umrahmt wurde die Heilige Messe durch den Chor der Pfarrkirche der Mehala unter der Leitung von Aurelia Ihnatiuc.
Vor Beginn des Gottesdienstes erläuterte Ramona Ehrenberger, Ingenieurin beim Bistum Temeswar, den Ablauf der Renovierungsarbeiten. Die Renovierung der römisch-katholischen Kirche „St. Wendelin“, die Einrichtung eines Banatschwäbischen Museums und eines touristischen Informationspunktes in den Räumlichkeiten des Pfarrhauses und die Landschaftsgestaltung des Parks, der den architektonischen Komplex umgibt, wurden als Projektziele beschrieben. Zunächst hatte man mit der Entwässerung, Trocknung und Beseitigung von Infiltrationen in den Kirchenwänden und dem Dach der Kirche beginnen müssen.
Feierlicher Weihegottesdienst
In seiner Predigt auf Rumänisch und Deutsch betonte Generalvikar Msgr. Johann Dirschl: „Es heißt, wenn ein Mensch einen Traum hat, dann bleibt er mit diesem Traum allein. Aber wenn er ihn mit anderen teilt, dann wird dieser Traum wahr.“ Er bescheinigte dem Bürgermeister Alin Nica, seinen Traum, dieses Gotteshaus wieder in seiner alten Pracht zu sehen, wahrgemacht hätte. „Indem er diesen Traum weitererzählte – und mit Gottes Segen – können wir alle uns hier und heute an seiner Verwirklichung erfreuen: eine schöne, wieder strahlende Kirche“. Er wies darauf hin, dass dies eine der ersten Kirchen im Banat ist, die aus gebrannten Ziegeln gebaut wurde, und eine der wenigen, die die bis heute in ihrer ursprünglichen Form, ohne wesentliche ästhetische und stilistische Veränderungen, erhalten geblieben ist. Er erinnerte auch daran, dass am Eingang der Kirche, oberhalb der Tür, die Jahreszahl 1751 in Stein gemeißelt ist und dass die Kirche dem heiligen Wendelin geweiht wurde, einem irischen Eremiten aus dem 5. Jahrhundert, der später Abt von Tholey im Saarland wurde und eine Zeit lang in Trier lebte. Er ist der Schutzpatron der Hirten, der Schafherden, der Beschützer des Viehs vor Seuchen und Krankheiten, aber auch der Ernten. Anschließend führte der Generalvikar den Ritus der Segnung durch und besprengte das renovierte Kirchengebäude mit Weihwasser.
Am Ende des Gottesdienstes ergriff der Bürgermeister der Gemeinde Dudeștii Noi Ion Goșa das Wort, gefolgt von dem ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde Alin Nica, heute Vorsitzender des Kreisrates Temesch. Letzterer forderte mich als Vertreterin des HOG-Vorstands auf, ein paar Worte zu sagen. Ich sprach im Namen der Deutschen, die von Neubeschenowa ausgewandert und heute über den gesamten Erdball verstreut sind. Wir sind heute hier bei Freunden und haben großen Respekt und Dankbarkeit für das Engagement bei der Renovierung unserer Kirche und auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen, die es zu den neuen Bewohnern gibt. Wir schwelgen alle in Erinnerungen, doch das Heimatgefühl ist nicht an einen Ort gebunden, sondern immer an Menschen. Eine Kirche prägt immer Werte und Zusammenhalt. Obwohl ich 1977 ausgewandert bin, gab ich zu bedenken, komme ich immer gerne hierher zurück. „Ich habe hier viele Menschen, die mir zu Freunden geworden sind, weil ein gegenseitiger Respekt besteht. Dafür ist in erster Linie Kirche mit ihren Werten verantwortlich.“
Nicht mehr daheim, aber bei Freunden zu Gast
Im Anschluss an die Heilige Messe folgte ein bewegendes kulturelles Programm mit deutschen Tänzen und Trachten im Hof der Kirche und des Pfarrhauses, dargeboten von der schwäbischen Kindertanzgruppe aus dem Nachbardorf Billed.
Für die Organisation war vor allem Frau Monica Dumea verantwortlich, an die hiermit großes Lob und ein herzliches Dankeschön geht. Als Beschäftigte des Rathauses von Dudeștii Noi zeichnet sie hauptverantwortlich für die Organisation und Dekoration der Kirche. Zwar hält sie sich immer im Hintergrund auf, ist aber über die ganze Zeit der Renovierungsarbeiten mit einigen Landsleuten in Deutschland in Kontakt gewesen und hat sie mit Bildmaterial und Informationen versorgt. Auch kümmert sie sich weiterhin um die Gestaltung des Museums im Pfarrhaus. Derzeit werden diese Räumlichkeiten noch von der Schule benutzt, weil diese renoviert und um eine Etage aufgestockt wird.
Zum Schluss waren alle Teilnehmer zu einem Buffet im Kulturhaus eingeladen. Bis in den späten Nachmittag wurde geschlemmt und viel erzählt. So erfuhr ich von Johann Willisch, dass er als Kind in den 60er Jahren sein erstes Geld mit dem Betätigen des Blasebalgs für die Orgel in der Kirche verdient hat.
Der gesamten Gottesdienst kann übrigens auf Youtube (Slujba de sfintire a bisericii catolice din Dudestii Noi, 28 octombrie 2023) verfolgt werden. Und: Ein Besuch in Dudestii Noi ist (immer) empfehlenswert!