Durch den HOG-Weihnachtsbrief 2023 wird es uns erst bewusst: Was für ein ereignisreiches Jahr für die HOG Nitzkydorf! Einer der Höhepunkte war sicherlich die gemeinsame Banat-Reise mit Besuch der Kulturhauptstadt Temeswar und den Banatschwäbischen Kulturtagen in Nitzkydorf. Ein herzliches Dankeschön an alle die mitwirkten, die dabei sein konnten und die, die unsere Projekte durch ihren Einsatz oder durch Sach- und Geldspenden unterstützten.
Kulturreise auf den eigenen Spuren
Es ist immer schön mit Landsleuten und Freunden in die alte Heimat zu fahren. Im Jahr der Temeswarer Kulturhauptstadt Europas war es noch dazu etwas Besonderes. Die wunderbare Banatreise der HOG Nitzkydorf liegt schon einige Monate zurück. Viel wurde bereits über die verschiedenen Ereignisse, Veranstaltungen, Begegnungen und Eindrücke im Rahmen der Reise berichtet. Viel ist noch zu berichten. Diesmal waren wir eine kleinere Gruppe, aber alle sehr interessiert. Schon am ersten Abend auf der Terrasse im Hotel Continental war uns klar: Die Reise hat viel zu bieten, die Nächte werden kurz.
Schon am zweiten Tag stand die Deutsche Wallfahrt nach Maria Radna auf dem Programm – und ein Jubiläum: 25 Jahre seit der Priesterweihe von Pfarrer Robert Dürbach. Pfarrer Dürbach war 2018 bei den Banatschwäbischen Kulturtagen in Nitzkydorf dabei und zelebrierte auf dem Nitzkydorfer Friedhof ein zu Herzen gehendes Gedenken. Die Teilnahme an der Deutschen Wallfahrt Maria Radna war wie immer beeindruckend, berührend und brachte Heimatgefühl, gepaart mit Freude und Dankbarkeit.
Am 3. August, dem „Temeswar-Tag“ führte uns die wunderbare Stadtführerin Ramona Lambing durch die Europäische Kulturhauptstadt 2023. Viele Eindrücke, Spuren, Erinnerungen, aber auch Neues und zufällige freudige Begegnungen – wie mit Ovidiu Ganț, Abgeordneter der Deutschen Minderheit in Rumänien – wurden uns zuteil. Temeswar zeigte sich multiethnisch, europäisch, einfach schön! Es folgte ein Besuch bei Freunden im AMG-Haus, in dem vor einem Jahr eröffneten gemeinsames Büro der AMG Stiftung, dem Hilfswerk und der Landsmannschaft der Banater Schwaben, ein Treffen mit Erna Weber, Vorsitzende der AMG-Stiftung und Walter Altmayer, Beauftragter der Landsmannschaft und des Hilfswerks der Banater Schwaben im Banat. Das Museum im AMG-Haus ist beeindruckend. Da es an dem Tag auch eine Vorstandssitzung des Banater DFDR-Forums im Haus gab, konnten wir uns auch mit dessen Vorstandsmitgliedern kurz austauschen. Abends gab es im Rosengarten ein fantastisches Fest, multiethnisch, wie wir Temeswar kennen. Dabei waren auch die Banater Spatzen unter der Leitung von Hansi Müller.
Ein Ausflug brachte uns am nächsten Tag an die Donau, wo wir mit und bei guten Freunden weilten: am Donau-Defilee („Clisura Dunării“), bei Coronini, Tarabostes Ranch, mit dem Reiseführer und Freund der Nitzkydorfer und der Banater Schwaben Cosmin Odorescu. Das Donau-Defilee steht für die umgangssprachliche Bezeichnung der geographischen Region entlang des rumänischen Donauufers im Süden des Banats, an der ehemaligen Südgrenze der kuk Monarchie. Eine bezaubernde Landschaft!
Der nette Besuch bei Familie Hildegard und Nicu Anghelaș – Hildegard, Vorsitzende des DFDR Banat, Filiale Nitzkydorf, und Nicu, Friedhofspfleger der HOG Nitzkydorf – zu Beginn der Kulturtage, stimmte aufs bevorstehende Nitzkydorfer Fest am 5. und 6. August ein. Kirchweihhüte und Brustschmuck erhielten noch den letzten Schliff. Kirchweihkuchen und Getränke wurden serviert. So viel Gastfreundschaft, so schöne Erinnerungen an daheim!
Die Banatschwäbischen Kulturtage in Nitzkydorf, eine Gemeinschaftsleistung der HOG Nitzkydorf, der Gemeinde Nițchidorf-Nitzkydorf mit Bürgermeisteramt und Gemeinderat, der Gymnasialschule, dem DFDR – Banat, Ortsfiliale Nitzkydorf, dem Bistum Temeswar und dem Kreisrat Temesch, sind im Jahr 2015 nach der gemeinsamen 230-Jahr-Feier Nitzkydorf-Nițchidorf entstanden und finden seither jährlich statt.
Gemeinschaftlich das Kulturerbe erhalten
Das Symposium zum Kulturerbe der Banater Schwaben hat sich als zweisprachiges Format bewährt. Herzliche Grußworte überbrachten die HOG-Vorsitzende Hella Gerber und Bürgermeister Dănuț Drăghici. Eine Ausstellung mit Porzellanpuppen aus unserer Kindheit der Sammlerin Laura Ionescu aus dem benachbarten Kurort Busiasch war zu bewundern. Groß war der Andrang bei dem orthodoxen Ortspfarrer Ovidiu Balint, der diesmal als Künstler bei der Erstellung von Portraits und Karikaturen in Erscheinung trat. Der aus Nitzkydorf stammende Autor Balthasar Waitz stellte sein neues Buch „Als wir im Dunkeln saßen“ vor – Thema ist die Banater Dorfwelt. Die Moderatorin Denisa Drăghici stellte das neue Projekt der im Dezember 2022 gegründeten Lokalstiftung „DAR“ („DAR din dragoste“) mit drei Säulen – Unterstützung für Ortsbedürftige, Ortsverschönerung und für die römisch-katholische Kirche – vor. Die Kleinen der Tanzgruppe Kornblumen Nitzkydorf erfreuten die Gäste mit einem kulturellen Programm.
Die Entwicklung des Tourismus wird in Nitzkydorf großgeschrieben. Bianca Vintan vom Verein „Visit Timis“ stellte lokale touristische Projekte vor. In einem Film wurden zum Schluss Projekte zum kulturellen Erbe – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – präsentiert. Für das leibliche Wohl der Gäste standen Sandwich und Krapfen bereit, vorbereitet von dem Team um Diana Drăghici, der Frau des Bürgermeisters.
Abends gab es unter der Leitung von Henriette Andrea Nagy aus Arad ein berührendes Konzert in der römisch-katholischen Kirche. Sänger und Instrumentalmusiker brachten bekannte Kirchenlieder zu Gehör: Gina Onița (Mezzosopran), Lucian Onița (Bass), Henriette Nagy (Orgel, Klavier), Professor Andrei Ciuleac (Violine, Klavier) und Alexia Bălășoiu (Klavier).
Festliche Kirchweih wie früher gefeiert
Am nächsten Tag wurde Kirchweih wie früher gefeiert. Vor dem Start des Kirchweihzuges legten die HOG-Reisegruppe und das Ortsforum mit der Vorsitzenden Hildegard Anghelaș und dem Friedhofspfleger Nicu Anghelaș noch einen Kranz am großen Kreuz im Friedhof nieder.
Der stattliche Kirchweihzug mit über 30 Jugendlichen Kirchweihpaaren unter der Leitung von „Kerweivater“ Hansi Müller startete wegen Regen zweimal vom Kulturheim aus. Durch die Nitzkydorfer Gassen zog er zur Musik der Banater Musikanten zum Vortänzerpaar, dem Geschwisterpaar Sandu Christian Dumitru und Amalia Iusinovschi, in die Hinnersch Gass. Hier wurden Gäste und Kirchweihpaare wie früher mit Kuchen, Sandwich und Getränken bewirtet und es wurde zu den Klängen der Blasmusik getanzt. Angeführt vom Vortänzerpaar mit Strauß und den Kornblumen Nitzkydorf, mit Tanzgruppen und Trachtenpaaren aus Busiasch, Billed, Hatzfeld, Großjetscha, Reschitza, aus dem Kreis Karasch-Severin und aus Palota, Kreis Bihor, ging es durch das Dorf. Die Ehrengäste wurden eingeladen – darunter der orthodoxe Pfarrer Ovidiu Balint, Bürgermeister Dănuț Drăghici mit Gemeinderat, die HOG-Vorsitzende Dr. Hella Gerber und Christian Paul Chioncel, der Vizevorsitzende des Demokratischen Forums der Berglanddeutschen.
Eine große Bereicherung für alle
Die hl. Messe wurde in der römisch-katholischen Kirche von Pfarrer Daniel Dumitru von der Pfarrei Temeswar Fabrikstadt und seinem Kaplan Csaba Váncsa zelebriert, unterstützt vom Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin. Der Bürgermeister war immer an unserer Seite – so auch bei der Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal gemeinsam mit der HOG-Vorsitzenden.
Wegen Regen konnte leider nicht im Freien gefeiert werden, darum ging es im „Camin“ weiter. Die Tanzgruppen zeigten ihr Können vor den Gästen von nah und fern. Traditionsgemäß wurden „Hut und Tüchl“ versteigert. Das Nitzkydorfer Kerweihpaar Cristian Vasiică Topor und Geanina Cainar ersteigerte den Kirchweihstrauß. Die Banater Musikanten spielten anschließend zum Kerweihball mit deutschen und rumänischen, sogar serbischen und ungarischen Volksliedern und Schlagern auf. Das Kulinarische und die Geselligkeit kamen nicht zu kurz.
Fazit der Gäste: Es war eine sehr schöne Kirchweih in Nitzkydorf, mit einem stattlichen Kirchweihzug von über 30 Paaren, mit wunderbaren Kirchweihtrachten, einem bewegenden Gottesdienst und einem wunderbaren Kulturprogramm. Danke allen für alles! Die HOG Nitzkydorf ist sehr dankbar, dass die Banatschwäbischen Kulturtage auch vom Kulturwerk der Banater Schwaben Bayern mit Mitteln der Bayerischen Staatsregierung für Familie, Arbeit und Soziales gefördert wurde.
Zum Abschluss ging es für die Reisegruppe ins benachbarte Bad Busiasch. Man erinnerte sich, dass für viele Nitzkydorfer eine Sonntagsreise in den Busiascher Kurpark früher etwas Besonderes war.
Vollgepackt mit Erinnerungen wurde die Heimreise angetreten. Auf so einer Reise ist man nie allein, umgeben von der Gruppe und immer erfreut von Begegnungen mit Freunden und neuen Bekannten. Welch eine Bereicherung!