In Guttenbrunn, am nördlichen Ende der Hauptgasse, steht eine alte Kapelle, im bäuerlichen Barockstil gebaut. „Die zu Ehren des Heiligen Vendelin geweihte Kapelle befindet sich am nördlichen Ende der Possession, in der Mitte des Hügels, etwas entfernt von den Häusern, aber nicht vor Bränden geschützt.“ Mit diesen Worten beginnt Pfarrer Mathias Eisele, er war von 1836 - 1852 Pfarrer in Guttenbrunn, seinen Eintrag über die Kapelle im Kirchenbuch im Jahre 1837. „Die Kapelle scheint von der Gemeinde erbaut worden zu sein, aber es ist nicht bekannt, wann sie errichtet und von wem sie eingeweiht wurde... Der Zustand der Kapelle wird von der Gemeinde sorgfältig gepflegt.“
Im Buch „Erbe und Auftrag“ (Band I, 2a) von Bischof Martin Roos ist nachzulesen, dass die Kapelle in Guttenbrunn sicher eine der ältesten Wendelini-Kapellen ist und dass sie bereits 1779 in den Visitationsakten genannt wird. In den Jahren 1770/1780 erhielt die Kapelle, so lesen wir weiter, ein Gemälde, das Franz Wagenschön, einem akademischen Maler aus Wien, zugeschrieben wird. Es stellt den Heiligen Wendelin dar. Heute befindet sich das wertvolle Gemälde im Diözesanmuseum in Temeswar.
Die ausführliche „Historia Domus“ von Pfarrer Balthasar Baschinger (1757 - 1767 Pfarrer in Guttenbrunn) erwähnt die Kapelle nicht. Es gibt jedoch ein Dokument aus dieser Zeit, welches die Kapelle ausweist. Es ist ein Ortsplan von Guttenbrunn aus dem Jahre 1764, der sich heute im Finanz- und Hofkammerarchiv des Österreichischen Staatsarchivs in Wien befindet. Auf diesem Plan ist die Kapelle an der gleichen Stelle eingezeichnet, wo sie sich heute befindet.
Wir können also sicher davon ausgehen, dass die Kapelle vor 1764 gebaut worden ist. Ob sie bereits zum Zeitpunkt der Einwanderung dort stand oder von den ersten Siedlern als Bethaus gebaut und genutzt wurde, wie in anderen Chroniken nachzulesen ist, können wir nicht belegen.
Mehr als zweihundert Jahre spielte die Kapelle im kirchlichen Leben unserer Vorfahren eine wichtige Rolle. Der 20. Oktober, der Hl. Wendelinus-Tag, war in Guttenbrunn ein großer Feiertag. Keine Kuhherde wurde rausgeschickt, erzählte mir ein betagter Guttenbrunner. Die Prozession ging von der Kirche zur Kapelle, wo das Hochamt abgehalten wurde. Da für den Kirchenchor und für die Gläubigen kein Platz in der Kapelle war, blieben sie während der Heiligen Messe vor der Kapelle stehen.
Ab 1947 war die Kapelle verschlossen und wurde nicht mehr genutzt, denn alle kirchlichen Prozessionen waren verboten. Der bauliche Zustand hatte sich zunehmend verschlechtert. Deshalb hat die Heimatortsgemeinschaft Guttenbrunn in einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit der katholischen Pfarrei mit Pfarrer Ioan Cadarean, und der Gemeinde Zăbrani mit Bürgermeister Dan Codrean mit der kompletten Sanierung der Kapelle durch einen katholischen Maurer vor Ort begonnen. Am 3. August 2024 werden alle Arbeiten abgeschlossen sein, dann soll die Kapelle im Rahmen der 300-Jahr-Feier von Guttenbrunn wiedergeweiht werden.
Die Sanierungsarbeiten haben bereits im Juli dieses Jahres begonnen. Das Fundament rund um die Kapelle wurde verstärkt und erneuert. Die mehr als 200 Jahre alten, gut erhaltenen Eichenhölzer im Dachstuhl wurden verstärkt, einige ersetzt und das Dach mit den alten, intakten Dachziegeln neu eingedeckt. Unter den Dachziegeln fanden sich noch rechteckige Ziegel – die ersten Ziegel, die in Guttenbrunn gebrannt worden sind. Das schwarze Eisenkreuz auf dem Dach ist gut erhalten und erhält einen neuen Anstrich. Bis Weihnachten wird der Außenputz abgeschlagen sein. Über den Winter ist die Sanierung im Inneren der Kapelle geplant. Die zugemauerten Fenster werden geöffnet. Die Fensterrahmen sind noch gut erhalten, sie müssen lediglich gestrichen und verglast werden. Die Eingangstür wird durch eine neue Tür, ein originalgetreuer Nachbau, versehen mit den alten Scharnieren, ersetzt. Die Tür wird im oberen Bereich ein Glasfenster bekommen, so dass jederzeit auch für Durchreisende ein Blick in die
Kapelle, auf den Altar, möglich ist. Der ursprüngliche Altaraufsatz aus Holz ist gut erhalten und kann nach einer gründlichen Reinigung seinen alten Platz auf dem Steinaltar wieder finden.
Vom Gemälde des Hl. Wendelin haben wir bereits eine maßstabgetreue Reproduktion erstellen lassen, die nur noch in den Altar-Rahmen eingesetzt werden muss. Der Fliesenboden ist intakt. Die Wände innen und außen erhalten einen neuen Putz und einen Anstrich.
Die Kapelle hat nicht nur uns, die Erlebnisgeneration, begleitet, sondern bereits viele Generationen vor uns. Die Erstansiedler in Guttenbrunn, die Fürther, Unterschönmattenwager, Mörlenbacher, Abtsteinacher, die mit ihren Eltern im Kindesalter ankamen, sie alle hat die Kapelle begleitet. Einwanderer vor 300 Jahren und Auswanderer in den 1970er und 1980er Jahren, die Kapelle ist für alle das verbindende Band. In Gedenken an die Erstansiedler von Guttenbrunn – es waren 50 Familien, die mehrheitlich aus dem Odenwald kamen – wird die Heimatortsgemeinschaft eine Gedenktafel erstellen lassen. Diese Gedenktafel wir im Inneren der Kapelle ihren Platz finden.
Die Heimatortsgemeinschaft Guttenbrunn beteiligt sich an den Gesamtkosten für die Sanierung der Kapelle. Auf uns werden Kosten zukommen, die sich in einem fünfstelligen Bereich bewegen. Das Erbe unserer Gemeinschaft, das wir hinterlassen haben – sei es die Kapelle, der Friedhof, die Kirche oder das Kriegerdenkmal – will die HOG Guttenbrunn gemeinsam mit der Pfarrei und der Gemeinde erhalten und pflegen, solange wir die Unterstützung unserer Landsleute haben.
Die Beteiligung unserer HOG an der kompletten Sanierung der Kapelle ist ein großes Projekt, das nur mit der finanziellen Unterstützung unserer Landsleute realisiert werden kann. Deshalb haben wir uns im Vorstand dazu entschlossen, einen Spendenaufruf zur Sanierung der Kapelle zu starten. Jeder Spender wird von der HOG eine Spendenurkunde erhalten, in der wir unseren Dank dafür aussprechen.
Außerdem werden wir ein „Kapellen-Spendenbuch“ anlegen, in dem alle Spender mit ihrer Spendensumme eingetragen werden. Dieses Spendenbuch kann bei der 300-Jahr Feier am 3. und 4. August 2024 in Guttenbrunn und bei unseren Heimattreffen in Fürth im Odenwald eingesehen werden.
Bitte helfen Sie mit! Das Spendenkonto der Heimatortsgemeinschaft Guttenbrunn lautet: HOG Guttenbrunn, IBAN: DE74 5095 1469 0002 0580 50.
Allen Spendern gilt schon jetzt unser herzlicher Dank!