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Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben

Innenminister Thomas Strobl Foto: Laurence Chaperon

Weihnachtliche Grußbotschaft des Innenministers von Baden-Württemberg - Liebe heimatvertriebene Landsleute, zu den schönen Traditionen der Advents- und Weihnachtszeit gehört es, Kerzen zu entzünden. Licht ist ein Zeichen der Hoffnung – der Hoffnung auf die Wendung zum Guten, der Hoffnung auf Frieden. Hoffnung zu haben ist gerade in schweren und bedrückenden Zeiten wichtig. Sie gibt uns die Kraft, uns ungeachtet negativer Umstände weiter um positive Veränderungen in der Gegenwart und in der Zukunft zu bemühen. Und dieses helle Licht der Hoffnung tut uns gerade in diesen Zeiten not. Denn die derzeitige weltpolitische Lage ist sehr ernst: Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon fast zwei Jahre an und der terroristische Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober hat weiteres schreckliches Leid hervorgerufen.

Umso wichtiger ist es, die Hoffnung auf Frieden nicht aufzugeben. Dass Versöhnung und Frieden möglich sind, zeigt uns ein wegweisendes Dokument: Die „Charta der Deutschen Heimatvertriebenen“, die am 5. August 1950 in Stuttgart unterzeichnet und am darauffolgenden Tag verkündet wurde. Diese erste bundesweite und öffentliche politische Willensbekundung der Vertriebenen setzte damals ein Zeichen für den Frieden. Bis heute gilt sie als „Grundgesetz“ der deutschen Heimatvertriebenen, als wichtiges Gründungsdokument der Bundesrepublik Deutschland. Für viele Zeitgenossen war es unvorstellbar, dass die „Schaffung eines geeinten Europas […], in dem Völker ohne Furcht und Zwang leben können“, eines Tages Wirklichkeit werden könnte.

Die in der Charta festgehaltenen Erklärungen waren sehr weitsichtig. Sie waren ein Schritt in Richtung einer europäischen Einigung und einer Versöhnung Deutschlands mit seinen ostmitteleuropäischen Nachbarn. Und dafür bin ich zutiefst dankbar. Nicht nur der Wille und die Bereitschaft der Heimatvertriebenen, sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen, wird in der Charta zum Ausdruck gebracht, sondern zugleich wird die unabdingbare Voraussetzung dafür genannt: Ein Verzicht „auf Rache und Vergeltung“. Darin zeigt sich eine Botschaft mit hoher moralischer Kraft. Nur wer auf Rache und Vergeltung verzichtet, kann Versöhnung erreichen und Frieden finden. Die deutschen Heimatvertriebenen und Aussiedler haben diesen Weg eingeschlagen und sind ihn gegangen. Ihre Bereitschaft zur Versöhnung war kein „Lippenbekenntnis“, sie haben sie vielmehr in all ihren vielfältigen Aktivitäten und in unzähligen persönlichen Begegnungen gezeigt und gelebt. Ihr Beitrag für ein friedliches und geeintes
Europa kann nicht hoch genug geschätzt werden. Dass sie „Brückenbauer“ in Europa waren und immer noch sind, steht für mich außer Frage. Ohne ihren Verzicht auf Rache und Vergeltung hätte es keine Versöhnung geben können.

Die Lichter, die wir auch in diesem Jahr an Weihnachten leuchten lassen, sind ein Zeichen der Hoffnung, der Hoffnung auf Frieden. Lassen Sie uns diese Hoffnung niemals verlieren. Ich danke Ihnen allen für Ihren Einsatz für Frieden und Versöhnung im vergangenen Jahr. Ihnen und Ihren Familien wünsche ich ein gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest. Und für das Neue Jahr 2024 begleiten Sie meine besten Wünsche.

Herzlich
Ihr Thomas Strobl
Stellvertretender Ministerpräsident,
Minister des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen des Landes Baden-Württemberg,
Landesbeauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler