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Podcastpreis für Gredlhingl un Hanslkokosch

Zu den Gratulanten für Patrick Polling (l.) und Sandra Keller zählte auch Natalie Pawlik, MdB (r.) Quelle: Patrick Polling

Die Veranstaltung wurde auf YouTube live übertragen und ist online verfügbar.

Einer Einladung folgt man meistens gern. Besonders dann, wenn die damit verbundene Reise in eine aufregende Stadt führt – in diesem Fall Berlin - und am Ziel sogar ein Gewinn wartet. Unser Gredlhingl, besser bekannt als Sandra Keller, und unser Hanslkokosch, besser bekannt als Patrick Polling, haben nämlich für ihren gemeinsamen Podcast einen Preis erhalten. Dieser Preis des sogenannten Brückenbauer-Podcast-Wettbewerbs, der sich in eine Preisserie nach dem Foto- und dem Video-Preis einreiht, wurde vergeben von der Deutschen Gesellschaft e. V. und verliehen am 10. November dieses Jahres.

Moderiert wurde die Preisverleihung, die im Haus der Deutschen Kultur stattfand, von Tilman A. Fischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin. Gleichzeitig wurde die Veranstaltung auf YouTube live übertragen und ist auch heute noch online, sowie über untenstehenden QR-Code abrufbar.

Eingeladen waren von allen Teilnehmenden, die Wurzeln im osteuropäischen, ostmitteleuropäischen und südosteuropäischen Raum haben, die Top 5 Platzierten sowie Natalie Pawlik, Ministerin des Bundes und Beauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten; sie ist die Nachfolgerin von Bernd Fabritius sowie Jurymitglied im zuständigen Preiskommittee und richtete sich in ihrem Grußwort an die Teilnehmenden. Diese haben, in Pawliks Worten, Wege und Perspektiven aufgezeigt auf kreative Art und Weise und damit zum Ausdruck gebracht, welch verbleibende Kraft deutsche Minderheiten  in unserer Gesellschaft haben. Besonders würde dabei die junge Generation den Ausgesiedelten eine Zukunft geben, was Pawlik äußerst beeindruckt. Denn sie sieht Vielfalt als große Chance für unsere Gesellschaft, ebenso das Aufwachsen mit mehreren Sprachen. Als Spätaussiedlerin aus Sibirien kenne sie sich mit Identitätsfragen aus, mit denen sich auch die Teilnehmenden des Podcastpreises intensiv über dieses Medium auseinandergesetzt haben. Trotz aller Herausforderungen erkennt Pawlik jedoch die, zwangsweise, erworbene Qualität des Brückenbauens zwischen den Kulturen und bezeichnet die Podcaster*innen als Botschafter für Dialog und Verständigung – eine Arbeit, die derzeit wichtiger sei denn je.

Mit dem fünften Platz wurde die (freiwillige) Arbeit von Eduard „Edik“ Deiker gewürdigt, einem Russlanddeutschen, wie er sich selbst in seinem Audiobeitrag bezeichnet, der in Sibirien geboren und im Jahr 1992 mit seiner Familie nach Deutschland gekommen ist. Doch auch seine Familie konnte nicht kollektiv ausreisen, weshalb ein Teil der Familie erst später nachreisen konnte. Seine nonchalante Erzählung darüber, wie er mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einem Raum gelebt hat, wird bei vielen unserer Landsleute Erinnerungen wecken, ebenso das Unverständnis, wer diese Russlanddeutschen, die weder Russen noch Deutsche zu sein scheinen, wohl sein mögen.

Platz vier belegten unsere lieben Gredlhingl un Hanslkokosch. Die zum Wettbewerb eingesendete Podcastfolge handelte vom „Jahr durchs Banat“ wurde mittels eines Ausschnitts dem anwesenden Publikum vorgestellt, in dem der Advent, die Schweineschlacht und der Nikolaustag näher beleuchtet wurden. Im anschließenden Interview wurden dabei besonders die Tabubrüche sowie die nicht eingehaltene „Political Correctness“ hervorgehoben, jedoch fast schon anerkennend da, wie Patrick Polling, Vorstandsvorsitzender der DBJT, erklärte, gewisse Ansichten zwar tradiert wurden, von der jüngeren Generation aber mit neuem Weitblick reflektiert und eingeordnet werden können.

Auf dem dritten Platz landete ebenfalls ein Podcast-Duo, bestehend aus Paula Martaler-Martin und Christoph Krämer. wählten in ihrem Beitrag „Am Ufer der Donau“ einen literarischen Zugang zu ihrer persönlichen Geschichte, in dem die Donau als potenzielle Antwortgebende für ihre Identitätsfragen angesehen wird. Mit diesem Bild, das in den Gedanken der Zuhörenden gezeichnet wird, soll das Format Podcast zusätzlich zur auditiven eine weitere visuelle Ebene erlangen.

Die Zweitplatzierte Sabrina Marzell, deren Großeltern und Vater „einmal aus Hermannstadt gegangen und in Ingolstadt angekommen [sind]“, betont in ihrem Podcast besonders die Tatsache, dass es nicht die eine, sondern mehrere Heimaten geben kann. Der Beitrag „Augen, die von fern kommen, berichten“ erzählt auf professionell anmutende Weise mit modernen Schnitten zwischen ihrer Tonspur und der ihrer Großmutter, sowie einer vereinnahmenden Melodik in der Stimme von Erinnerungen an sorgenvolle Tage unter einem repressiven Regime, das einem die eigene Identität erschwerte.

Der erste Preis ging an Laura Glatter, deren Großeltern aus Schlesien kommen. Ihr Podcast umfasst meh-
rere Folgen unter dem Titel „entwurzelt – Der Podcast über Flucht und Vertreibung nach 1945“ und ist jeweils als Experteninterview aufgebaut. Dabei geht sie vor allem auf die  durch die Vertreibung hervorgerufenen Traumata ein, die selten bis nie psychotherapeutisch behandelt wurden und mit denen die Betroffenen alleine bzw. in ihrer eigenen Gemeinschaft bewältigen mussten.

Die jeweiligen Auszeichnungen der Platzierten geben nur wieder, auf welche unterschiedlichen Herangehensweisen junge Menschen ihre (Familien-)Geschichte sehen und verarbeiten und sind damit definitiv eine absolute Hörempfehlung!