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Kirchenjubiläum in Knees: „Kirchweih ist ein Stück Heimat“

Pfr. Miklós Csaba, Bürgermeister Florin Cheaua, Vizebürgermeister Liviu Mihailescu, HOG-Vorsitzender Nikolaus Kutschera, S. E. Dr. h. c. Martin Roos, Pfr. Alexandru Rusandu mit seiner Ehefrau, Pfr. Mihai Herghelegiu und S. E. Bischof László Böcskei (v. l. n. r.) vor der Kirche, im Hintergrund die marmorne Erinnerungsplatte Foto: Ioan Ciocan

Die Trachtenpaare beim Kirchweihtanz Foto: Ioan Ciocan

Am 15. Oktober 2023 wurde in Knees einem ganz besonderen historischen Ereignis gedacht. An genau diesem Tag – 200 Jahre zuvor – war die römisch-katholische Pfarrkirche des Dorfes der Hl. Teresa von Ávila geweiht worden. In der alten, erstmals 1230 urkundlich erwähnten, Niederlassung „Knez“, die wohl slawisch geprägt war, lebten zunächst Serben. 100 Jahre später siedelten hier Ungarn und nannten die Siedlung „Kenéz“. Erst 1797 kamen die ersten deutschen katholischen Kolonisten aus Billed und legten den Grundstein für das spätere „Deutsche Dorf“ von Knees. Der Originalvertrag der Ansiedlung wird im 
Diözesanarchiv von Temeswar verwahrt. Der Grundstein für unsere Kirche wurde im Jahr 1822 gelegt und der Bau ein Jahr später vollendet. Das Gotteshaus wurde von 
Dechant Paul Kováts de Horth aus Neubeschenowa eingeweiht. 
Die Hl. Teresa, die Patronin der Kneeser Kirche, wurde 1515 im spanischen Ávila geboren und trat 1535 im Alter von 20 Jahren in das dortige Kloster der Karmelitinnen ein. 1560 erlebte sie gemeinsam mit einigen Freundinnen und Verwandten in ihrer Klosterzelle die sogenannte „Gründungssitzung“, aufgrund derer sie im Laufe ihres Lebens insgesamt 17 Klöster gründete. 1582 starb sie im Alter von 67 Jahren. 
Am Tag des 200-jährigen Kirchweihfestes, einer Festivität, die Gemeindemitgliedern zufolge zuletzt vor 36 Jahren gefeiert worden war, wurden zum ersten Mal in der Geschichte des Ortes zwei Bischöfe von Bürgermeister Florin Cheaua und Vertretern der Gemeinde am Dorfrand empfangen und zum Rathaus geleitet. Von dort aus zog ein Festzug aus Gästen und Trachtenpaaren unter der Leitung von Hansi Müller und der Blaskapelle „Banater Musikanten“ zur Kirche. Um 11 Uhr zelebrierte S. E. Dr. h. c. Martin Roos, emeritierter Bischof von Temeswar und ein gebürtiger Kneeser, gemeinsam mit Sr. E. László Böcskei, Bischof von Großwardein, und dem Dorfpfarrer Miklós Csaba die Heilige Messe. Auch der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Nikolaus Kutschera und über 30 Gäste aus Deutschland nahmen an den Feierlichkeiten teil. Die Lesungen wurden von einer ortsansässigen Frau vorgetragen, die Fürbitten vom Archivar Dr. Claudiu Călin verlesen. Die Predigt wurde von Bischof Martin in deutscher und rumänischer Sprache gehalten. Sie handelte vom Aufstieg und Niedergang der katholischen Gemeinde. Nach zwei Jahrhunderten des Aufbaus und Zusammenhalts mit Rumänen und Serben, so Roos, seien für die Deutschen nur noch die Kirche, die Dorfkreuze und der Friedhof geblieben, wo unsere Vorfahren ruhen. Dies seien die letzten Zeugnisse unseres Daseins und Wirkens im Ort unserer Wurzeln. Musikalisch gestaltet wurde der Jubiläumsgottesdienst von Prof. Christine Surdu (Orgel) und Prof. Simona Mustețiu (Gesang). Neben Bürgermeister Cheaua und anderen Vertretern der Gemeinde sowie den orthodoxen Priestern Mihai Herghelegiu und Alexandru Rusandu waren viele Gäste aus dem Ort und von weit her zum Gottesdienst gekommen; die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Kirchweihstrauß wurde gesegnet und Pfarrer Csaba dankte allen Helfern, die das Fest ermöglicht haben. Nach dem Schluss-Segen wurde auch eine an der Fassade der Kirche angebrachte Gedenktafel gesegnet. Sie soll stets an diesen ehrwürdigen Tag erinnern. Danach ging es im Festzug zum Bürgermeister und zu Familie Georgescu, wo Getränke und kleine Häppchen gereicht wurden, und weiter ins Kulturheim zum Feiern, Essen und Trinken zu Musik der „Banater Musikanten“. Der Kirchweihstrauß wurde von Alexander Dohincă für Ramona Georgescu ersteigert. Eine Monografie der römisch-katholischen Pfarrkirche von Knees in rumänischer Sprache, übersetzt von Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin, wurde vorgestellt und verteilt. Die vom Schriftführer der HOG Matthias Kutschera verfasste deutsche Version war den Landsleuten bereits vorher zugestellt worden. Nach dem Essen spielten die Brüder Radu und Ilie Vincu, bekannte Banater Geiger aus Knees, rumänische Volkslieder. Ein schöner, denkwürdiger Tag, mit vielen Erinnerungen ging zu Ende. 
In einem Interview für einen deutschsprachigen Beitrag des Senders Radio Temeswar erwähnte der emeritierte Bischof Roos die persönliche Bedeutung der Kneeser Kirche, in der er getauft worden war sowie die heilige Kommunion und das Sakrament der Glaubensstärkung empfangen hatte: „Es war eine Gelegenheit, auch denen gegenüber ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen, die zurückgeblieben sind, ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind und dass wir miteinander (…) aus der gütigen Hand Gottes, seiner Vorsehung gemäß, unser Schicksal und unser weiteres Leben entgegennehmen.“ Gefragt nach der Bedeutung des Kirchweihfestes, erwähnte Nikolaus Kutschera das Kirchweihfest des Jahres 1973 als eines der größten. Der HOG-Vorsitzende sagte im Interview: „Kirchweih ist ein Stück Heimat. Der Ort bindet und fasziniert immer wieder – ein Leben lang.“