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Trauer um Hans Harle: Engagiert für die Banater Gemeinschaft

Hans Harle (rechts) im Gespräch mit Landsleuten. Foto: HOG Neudorf

Nach kurzer Krankheit ist am 17. Oktober Hans Harle in die ewige Heimat zurückgekehrt. Mit ihm verlieren wir nicht nur eine für unsere Banater Gemeinschaft engagierte Persönlichkeit, sondern auch einen feinfühligen, hoch gebildeten und angenehmen Menschen.
Hans Harle wurde am 4. Mai 1938 in Neudorf geboren. Da seine beiden Eltern nach Russland verschleppt waren, verbrachte er seine Grundschulzeit in der Obhut der Großmutter. Erst als seine Mutter zurückkehrte, kam er ins Internat nach Lippa und besuchte anschließend die „Päda“ in Temeswar, um Lehrer zu werden.
Seine berufliche Laufbahn begann in Lunga/Großkomlosch, wo er Theresia Horn kennenlernte. Die beiden heirateten im Jahr 1957. Neben der Tätigkeit als Lehrer war er in Lunga auch auf kulturellem Gebiet aktiv. Er rief eine Theater-, eine Tanz- und eine Singgruppe ins Leben und veranstaltete mit ihnen abendfüllende Vorstellungen, daneben organisierte er Faschingsfeiern und Brauchtumsfeste. 1961 kam er als Lehrer nach Grabatz, wo er bis zu seiner Ausreise bleiben sollte. Er unterrichtete die Fächer Deutsch und Geschichte, bestand nebenbei alle Lehramtsprüfungen und war dann in der Schulleitung für die Belange der deutschen Abteilung verantwortlich. Es war der Höhepunkt seiner Karriere, wo er seinen Handlungsspielraum nutzte, die Schule trotz bescheidener Mittel zeitgemäß auszustatten und für gute Unterrichtsbedingungen zu sorgen. Ehrenamtlich war er auch noch Lehrbeauftragter für die Zulassung der deutschen Grundschullehrer zu den Gradprüfungen. Auch in Gra-batz fühlte er sich der Kulturarbeit verpflichtet. Die Theatergruppe des Kulturheims erreichte unter seiner Leitung schon 1962 die Endphase des Landeswettbewerbs in Bukarest und erfreute die umliegenden Ortschaften regelmäßig mit Gastauftitten. Für unzählige Schulfeste und auch für das Kirchweihfest zeichnete Hans Harle verantwortlich. Mit der Geschichte und dem Brauchtum seines Heimatdorfes Neudorf beschäftigte er sich auch da bereits. Ein Beitrag von ihm („Der Lebenskreis in Neudorf“) fand 1975 Eingang in den von Hans Gehl herausgegebenen Sammelband „Handwerk und Brauchtum“.
Nachdem er mit seiner Familie einen Ausreiseantrag gestellt hatte, wurde Hans Harle 1980 aus der Schulleitung und 1982 aus dem Schuldienst entlassen. Erst 1985 konnte die Familie mit den beiden Töchtern Ingrid und Sigrid Rumänien verlassen.
Nach einem beruflichen Umweg als Pflegehelfer in Winnenden, entschloss er sich schließlich, die nötigen Prüfungen für die Anerkennung als Lehrer zu machen. 1987 erlangte er die Lehrbefähigung für Baden-Württemberg und kam an die Grund- und Hauptschule Höfen-Winnenden. Von dort ging er 2003 in den Ruhestand.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit kümmerte er sich auch um seine Banater Landsleute. 1987 rief er die HOG Neudorf ins Leben und wurde gleich beim ersten Treffen zu deren Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt füllte er über 20 Jahre aus. Immer wieder veröffentlichte er auch Beiträge zur Banater Geschichte und Kultur. In dem von Jakob Dietrich 1998 herausgegebenen Sammelband „Sonnenräume und Schattenseiten“ erschien von ihm ein Text über „222 Jahre deutsche Schule in Grabatz“. Regelmäßig veröffentlichte er Beiträge in der Banater Post und in den Neudorfer Heimatblättern.
Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in unserer Gemeinschaft. Die HOG Neudorf spricht den Hinterbliebenen ihr herzliches Beileid aus.