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Eine Feier unter Freunden

Konsulin Regina Lochner bei der Festansprache. Foto: Zoltán Pázmány

Es war fast wie eine große Familienfeier: Das Deutsche Konsulat in Temeswar lud in diesem Jahr zum Tag der Deutschen Einheit ins Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus ein. Am Nachmittag des 3. Oktober kamen im Forumshaus die Vertreter der deutschen Gemeinschaft aus dem Banat und nicht nur zusammen, um gemeinsam 33 Jahre seit der deutschen Wiedervereinigung zu feiern. Anwesend waren mehrere Vertreter des Konsularkorps in Temeswar, aber auch Politiker, Menschen, die im Bildungswesen, in der Kultur, in der Wirtschaft und im Sozialbereich tätig sind, Geistliche sowie Mitglieder der deutschen Foren aus dem gesamten Banat. Den musikalischen Rahmen der Feier gestaltete die Gruppe „D`Wadlbeißer“ aus Regensburg, die mit echter bayerischer Volksmusik für eine gute Atmosphäre nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung sorgte. „Am 3. Oktober 1990 wurde die Einheit Deutschlands in Freiheit vollendet, die Wiedervereinigung möglich gemacht durch das epochale Ereignis schlechthin, der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 ist heute noch ein genauso großes Geschehen wie vor 33 Jahren. Und mögen die Zeiten auch schwerer werden, mögen wir gerade in vielerlei Hinsicht, vor allem wegen des völkerrechtlichen Angriffs Russlands auf die Ukraine, auch in diesem Jahr durch ein Tal der Tränen gehen: die Erinnerung an diesen Glückstag der Geschichte kann uns niemand nehmen. Dieses Ereignis, das seinerseits der Ausgangspunkt für soviel Neuerung und Wandel zum Besseren in vielen Ländern gewesen ist, bleibt in unseren Köpfen und in unseren Herzen“, sagte die deutsche Konsulin in Temeswar, Regina Lochner, im Rahmen des Festakts. „Das feiern wir heute froh, dankbar, gemeinsam und getröstet in dem Gedanken, dass sich auch im Zusammenleben der Völker manches zum Guten wenden kann. Auch das war – neben vielem anderen – ein Gedanke, der den Besuch von Bundespräsident Steinmeier in Temeswar im Mai geprägt hat. Dieser Besuch, bei bestem Wetter und in bester Stimmung, wird uns als ein eindrückliches Zeichen der Freundschaft unserer beiden Völker in Erinnerung bleiben!“, fügte sie hinzu.
Zu Wort kamen, nacheinander, der Vorsitzende des Temescher Kreisrats, Alin Nica, der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz und der Vizepräfekt Ovidiu Drăgănescu. Alle betonten die Wichtigkeit der deutsch-rumänischen Beziehungen, die seit vielen Jahren in Rumänien und im Banat bestehen. „Wir müssen den Generationen von Banater Schwaben, die in der Geschichte oftmals ein schweres Schicksal hatten, dankbar sein und diesen Geschichtsteil nicht vergessen. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Vielfalt, die wir in Temeswar feiern, mit Opfern einhergegangen ist, mit schweren Zeiten, aber es gab immer wieder einen Willen in jeder Generation, diese Vielvölkerschaft und dieses gute Zusammenleben in Temeswar zu bewahren“, sagte der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz. „Deutschland ist uns ein zuversichtlicher und wichtiger Partner, insbesondere in diesen Zeiten, in denen wir einen Krieg an unseren Grenzen haben, wobei Deutschland auf der Seite der Ukraine steht“, fügte er hinzu. Der deutsche Bürgermeister unterstrich zum Schluss seiner Rede, dass das Bürgermeisteramt Temeswar in Zukunft gern als Mitveranstalter bei der Organisation der Heimattage der Banater Deutschen fungieren würde – „damit dieser Beitrag der deutschen Gemeinschaft eine größere Strahlkraft haben soll“. 
Vizepräfekt Ovidiu Drăgănescu sprach über das erfolgreiche „deutsche Muster“, das sich in mehreren Bereichen abseits der Wirtschaft zeigen würde. „Auch die Regierung, die ich heute vertrete, richtet sich nach einem deutschen Muster. Eine Regierung, die ich als Liberaler nicht aus ganzem Herzen erwartet habe, aber es ist eine Regierung so ähnlich wie die große deutsche Koalition. Deutschland hatte schon viermal Koalitionen der beiden deutschen Parteien: CDU und SPD. Es ist ein Best-Practice-Muster, das auch in Brüssel geschätzt wird“, sagte Ovidiu Drăgănescu, der sodann die deutsche Kulturpolitik in den Mittelpunkt seiner Rede stellte. 
Zum Schluss des Festakts sprach der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Johann Fernbach. „Der Mauerfall erfolgte in einer Zeit, in der sich in Europa politische Wandlungen vollzogen. Deutschland nahm diese Gelegenheit der Wiedervereinigung wahr. Diese Situation wurde für alle unvergesslich. Sowohl für jene, die das damals vor Ort miterlebten, aber auch wir, die vor den Fernsehapparaten saßen, und sahen, wie sich Fremde aus Ost und West in die Arme fielen und über das Ereignis freuten“, sagte Johann Fernbach. „Diese Ereignisse sind der Schlüssel zu einem neuen Europa, in dem Deutschland und Rumänien zu strategischen Partnern geworden sind und nun einen gemeinsamen Weg des Fortschritts eingeschlagen haben. Die Öffnung der Grenze bedeutete jedoch auch, dass viele unserer Landsleute aus dem Banat den Weg in ihre Ur-Heimat einschlugen, aus der ihre Ahnen vor 300 Jahren ins Banat gekommen waren. Sie, aber auch die verbliebenen Deutschen, nehmen sich vor, als Brücke zwischen den beiden Nationen, Völkern, Ländern zu wirken, was sie seit mehr als drei Jahrzehnten tun“, unterstrich der Forumsvorsitzende.
Es war das erste Mal, dass der Tag der Deutschen Einheit im Temeswarer Forumshaus stattfand – ein zusätzlicher Beweis der guten Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Konsulat in Temeswar und dem Demokratischen Forum der Deutschen im Banat.