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21. Schöndorfer Heimattreffen in Ostfildern-Nellingen - Schöndorfer „Kerweih wie drhaam“

Zum ersten Mal wurden die über 80-jährigen Teilnehmer des Schöndorfer Heimattreffens geehrt. Nicht nur bei ihnen bedankte sich die HOG-Vorsitzende Anita Maurer (auf der Bühne). Foto: HOG Schöndorf

Die Kirchweihpaare in Schöndorfer Tracht. Foto: Philipp Glosse

Mit einem Schöndorfer Kirchweihfest wurde am 24. Juni 2023 das 21. Schöndorfer Heimattreffen im Kultur- und Bildungszentrum Kubino in Ostfildern-Nellingen begangen. Die Gäste von nah waren froh, sich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Beim Eintritt in den Festsaal bekam jeder der 200 Gäste einen Eintrittsbutton. Auf dunkelblauem Hintergrund waren darauf einige Trachtenpaare des Jahres 1975 zu sehen. Nachdenklich sah so mancher den Button an: und fragte sich: „Wo ist die Zeit geblieben?“

Auf der einen Seite des Eingangs zum Festsaal stand ein Willkommens-Rollup der HOG Schöndorf. Diesem gegenüber ein zweites mit bekannten Schöndorfer Gesichtern. Auch ein Aushang mit dem Entwurf für das geplante Schöndorfer Denkmal zur Erinnerung an unsere Ahnen zog seine Aufmerksamkeit auf sich.

Der Saal war festlich geschmückt. Auf der Bühne stand das Bild der Schöndorfer Kirche, das Anna Denk zu jedem Treffen mitbringt, ebenso wie die Trachtenpuppe „Nicoleta“. Peter Steimer bewahrt sie auf, zur Freude seiner Enkelkinder, die sie sehr in ihr Herz geschlossen haben. Ein Weidengeflecht aus Schöndorf erinnerte an die traditionelle Flechtkunst des Dorfes.

Noch am Vormittag fanden die Neuwahlen des Vorstands der HOG Schöndorf statt, Wahlleiterin war Christine Neu, stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Als Vorsitzende wurde Anita Maurer wiedergewählt. Ihre Liebe zur Heimat, ihre Einsatzbereitschaft, Spontanität und Durchsetzungskraft finden bei den Schöndorfern Anerkennung. Günther Gehl wurde stellvertretender Vorsitzender. Wieder in den Vorstand gewählt wurden Anna Denk zur Schriftführerin, Carmen Dauttner zur Kassenwartin sowie Barbara Bomans, Werner Mayer, Johann Schankula, Anton Seitz und Sven Seitz als Beisitzer. Neu im Vorstand sind Else Dittel und Reinhold Molter. Kassenprüfer wurden Peter Steimer und Erhard Prohaska.

Nach dem Mittagessen wehte ein herber, angenehmer Duft aus dem Umkleideraum. Die „Rosmreisträußchen“ mit „Schlepp“ der „Kerweihmaadl und -buwe“ standen schon bereit. Eine Augenweide war der von Julianna Schankula gebundene und geschmückte „Kerweihstrauß“, der in einem großen „rotbackigen“ Apfel steckte. Auch die seit Wochen vorbereiteten Schöndorfer Trachten warteten auf ihre Trägerinnen. Mütter, Großmütter und Helferinnen begangen nun mit dem „Oozieh“. Amira war auf dieses Wort aufmerksam geworden und kam mit ihrer Oma Annamaria Schneider vorbei, um das „Oozieh“ der Schöndorfer Tracht zu beobachten.

Draußen vor der Festhalle spielten die Schöndorfer Musikanten zusammen mit den Banater Teck-Musikanten unter Leitung von Erich Seibert. Die Gäste blickten erwartungsvoll: „Welche Trachten heute wohl getragen werden?“ Das Vortänzerpaar Dr. Katharina Glosse mit Jannick Fuchs erschien mit dem „Kerweihstrauß“. Katharina trug einen hellgrünen Rock mit weißem „Fertr“. Ihr langes schwarzes Haar war zu einem „Kringlzopp“ hochgesteckt und Jannick trug den originalen „Kerweihhut“ seines Großvaters. Kilian und Jonathan trugen die von ihrer Oma neu gebastelten „Kerweihhüte“. Der Trachtenzug folgte dem Vortänzerpaar mit Trachten aus der alten Heimat, aber auch in der neuen Heimat genähte waren dabei. Die farbenfrohen Trachten leuchteten an diesem heißen Sommertag den goldenen Sonnenstrahlen entgegen! In Begleitung der Marschmusik bewegte sich der Zug zur Kirche „Zur Heiligsten Dreifaltigkeit“, dabei ertönte die Frage des Vortänzers: „Buwe, was hawe mr heint?“, abgewechselt von der Frage der Vortänzerin „Maadl, was hawe mr heint?“ Die Antworten kamen umgehend: „Kerweih“. Erhitzt kamen die Paare an der Kirche an und wurden mit kühlen Getränken empfangen.

Zum feierlichen Gottesdienst geleitete Pfarrer Paul Kollar die Kirchweihpaare in die Kirche. Im Altarraum standen das Bild unserer Heimatkirche, das Weidengeflecht mit dem „Kerweihstrauß“ und die zum Segnen gebrachte Heimaterde. In Begleitung einiger Schöndorfer Sänger und Bläser erklangen die bekannten Messgesänge aus der alten Heimat. Die Lesung und die Fürbitten wurden von der Vortänzerin und der Kirchweihjugend vorgetragen. Pfarrer Kollar verwies auf das Bekenntnis zum Glauben. Beim Empfang der Kommunion standen die Geschwister Mayer, Andrea und Melanie, vor dem Altarraum und sangen drei ergreifende Lieder: „Du großer Gott“, „Ein Plätzchen kann ich nennen“ und „Wenn die Welt dich lockt“. Beim Klang ihrer Stimmen herrschte eine tiefe Stille, danach folgte viel Applaus. Andrea und Melanie sind Schöndorfer Abstammung und hatten bereits bei mehreren Schöndorfer Treffen wunderschöne musikalische Auftritte.

Den gesegneten Kirchweihstrauß und die Heimaterde nahm das Vortänzerpaar mit zum Festsaal. Was alle außerdem mitnahmen, bewusst oder unbewusst, waren zwei Sätze, die einen Schwerpunkt der Predigt ausmachten und die uns über das Fest hinausbegleiten werden: „Fürchtet euch nicht“ und „Passt auf“.

Nach den Tänzen vor dem Festsaal folgte der traditionelle Schöndorfer Kirchweihaufmarsch. Stolz marschierte das Vortänzerpaar, gefolgt von den zehn wunderschön gekleideten Trachtenpaaren, in den Saal ein. Die Vorsitzende Anita Maurer eröffnete den Festakt. Es wurde gemeinsam das Lied „Banater Land“, eine Schöndorfer Komposition mit dem Text von Josef Prohaska und der Melodie von Hans Schlett gesungen. Dieses Lied war einst im ganzen Banat bekannt, es wurde auf vielen Festlichkeiten gesungen. Viele Gäste sangen kräftig mit.

Seit dem letzten Treffen vor vier Jahren sind bedauerlicherweise 78 Landsleute aus Schöndorf gestorben. Darunter auch die langjährige Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft und Ehrenvorsitzende der HOG Schöndorf Barbara Hirth und unsere Trachtenmutter Anneliese Schulz. Beide hatten sich mit viel Engagement und Herzblut für unsere Gemeinschaft eingebracht. In tiefer Ehrfurcht lasen die Vorstandsmitglieder Sven und Anton Seitz die uns allen bekannten Namen der Schöndorfer Verstorbenen vor. Zum Glockengeläut der Heimatkirche erhoben sich alle zu einer Schweigeminute.

Mit einem Dankeschön seitens der Vorsitzenden wurden die Kirchweihpaare vorgestellt. Der Vortänzer trug den Kirchweihspruch vor. Die Gewinner des Kirchweihstraußes Barbara und Gerhardt Bomans wurden mit dem Ehrentanz bedacht.

Vor den noch im Halbkreis stehenden Kirchweihpaaren saßen die über 80-jährigen Schöndorfer. Zum ersten Mal fand die „Altenehrung“ auf diesem 21. Heimattreffen statt. Die Senioren wurden mit einem kleinen Geschenk bedacht. Auch die Kinder durften sich Süßigkeiten aus dem Schöndorfer Korb heraussuchen. Auf der Bühne wies die Vorsitzende Anita Maurer darauf hin, dass es unter uns „lebende Geschichtsbücher“ gibt. „So lange sie unter uns sind, sollen die Kinder, die Enkel und Urenkel es nicht verpassen, viel über die Vergangenheit, das Brauchtum der Banater Schwaben und die Zeit in Schöndorf in Erfahrung zu bringen.“ Sie erinnerte daran, dass in diesem Jahr zwei Schöndorfer ihren 100. Geburtstag gefeiert haben, Josef Striffler und Hans Prohaska. Letzterer hat zusammen mit seiner Schwester Barbara Hirth viel Ahnenforschung für die Schöndorfer betrieben und die „Schöndorfer Chronik“ herausgegeben. Mit großer Freude begrüßte sie die älteste Schöndorferin im Saal, die Prohaska Nanibasl, mit 93 Jahren. Anschließend erklang das Lied „Ich hab Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren“, gesungen von Erich Seibert. Nach der Danksagung an alle Teilnehmer folgte der Ausmarsch der Trachtenpaare. Winkend verließen sie unter großem Applaus die Festhalle.

Die Banater Teck-Musikanten spielten zum Tanz. Es herrschte wie immer gute Stimmung, viele Gäste blieben bis zum Schluss. Mit dem Lied „Wahre Freundschaft“ endete das Treffen in der Hoffnung, dass man sich beim nächsten Treffen im Jahre 2025 gesund wiedersieht.