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Gottlober feiern wieder Kirchweihfest

Aufmarsch der Trachtenträger mit Karina Palcu-Socaciu und Alex Dohincă als Geldherren. Dahinter: die Banater Musikanten unter der Leitung von Iosif Dorel Antal. Foto: Siegfried Thiel

Anneliese Wambach und Hans Bader: Nach 34 Jahren wieder bei einem Kirchweihtanz dabei. Foto: Siegfried Thiel

Hans Bader bietet kräftig mit, bei der Straußversteigerung. Schnell ist es eindeutig, dass er letztendlich den Kirchweihstrauß mit nach Hause nehmen will. Bei 1500 Lei angekommen, kommt von Geldherr Alex Dohincă das „zum Drittemol“ und Hans Bader nimmt unter Applaus und musikalischem Tusch den Strauß entgegen. Zu jenem Zeitpunkt wissen viele der Teilnehmer am Kirchweihfest in Gottlob nicht, dass Hans Bader der einzige Mann im Ort ist, der am letzten Kirchweihfest 1989 in Gottlob teilgenommen hat. Sein damaliges Kirchweihmädchen, Anneliese Wambach, ist heute Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Gottlob. Die beiden sind die einzigen noch in Gottlob verbliebenen, die damals, vor nunmehr 34 Jahren am Kirchweihfest mitgemacht haben und freuen sich, dass es nun eine Neuauflage gibt. Anlass für die Wiederbelebung des Festes war ein ganz Besonderer: 250 Jahre seit der Einweihung der ersten katholischen Kirche in Gottlob. Gemeinde, Pfarrei, Kreisrat und Deutsches Forum hatten sich dafür eingesetzt, dass das Fest in der Temescher Gemeinde zustande kommt. 

Es geht eigentlich Schlag auf Schlag in der kleinen Gemeinde mit dem prägenden Namen Gottlob, dem selbst die kommunistische Zeit nichts anhaben konnte. Lediglich ein „T“ war aus der Ortsbezeichnung gestrichen, ein Buchstabe, der seit fast zwei Jahrzehnten die Ortsbezeichnung erneut vervollständigt. Das eine „T“ sei in den Jahren des Kommunismus gestrichen worden, wohl deshalb, „weil Doppelkonsonanten in der rumänischen Orthographie nicht üblich sind“, versuchte einst der Germanist Peter Kottler eine Erklärung. Im vergangenen Jahr feierte die Ortschaft der Banater Melonenbauer ihr 250. Gründungsjubiläum, in diesem Jahr stand das 250. Fest der ersten katholischen Kirchenweihe an. Dazu gab es trotz zeitweiligem Platzregen einen Trachtenaufmarsch, Tanz, Blasmusik und eine Straußversteigerung. Nach alter Tradition wurden Hut und Tuch und diesmal ganz speziell eine Weinflasche per Losentscheid vergeben.

Tanzlehrer Hansi Müller hatte für das Kirchweihfest in Gottlob sozusagen seine Elitetänzer, die Banater Spatzen, bestehend aus Tanzpaaren aus mehreren Ortschaften, in denen Hansi Müller die Tanzschritte einlernt, nach Gottlob gebracht. Dementsprechend vielfältig waren dann auch Tänze und bunt die Trachten, die die Gottlober zu sehen bekamen. Die Forumsvorsitzende Anneliese Wambach begrüßte die Anwesenden mit dem Gottlober Kirchweihspruch in der Kirche. Dieser war – wie erwähnt – vor mehr als drei Jahrzehnten zum letzten Mal in Gottlob, damals zur Gemeinde Lowrin gehörend, vom Fass aus verkündet worden. „Den Brauch der Ahnen wollen treu wir halten, in Ehren und ihn neugestalten. (…) Das Sinnbild, in meiner Hand, es ist der Rosmarein, geschmückt mit buntem Band. Ich grüße dich, Heimaterde, aus Sumpf geschaffen, von Ahnenhand. (…) Heimatland, Banaterland.“

Dann erwähnte Anneliese Wambach einiges über den Ablauf des Kirchweihfestes in Gottlob, so wie es vor Jahrzehnten ablief. Die Neubürger, die Gäste und die Kirchweihpaare erfuhren so einiges über das Spezielle an der Gottlober Kirchweih. Keine Unterschiede „ob arm, ob reich“, habe es bei der Teilnahme am Fest gegeben, das zunächst am Tag des Heiligen Wendelin, im Oktober, abgehalten wurde, doch weil zu diesem Zeitpunkt die Ernte nicht vollständig eingebracht war, wurde es auf das erste Wochenende nach Allerheiligen, also in den November, verlegt.

Heute läuft ein Kirchweihfest im Zeitraffer, mit Aufmarsch, Messe, Tanz, Verlosungen und Versteigerung. Den zehn Trachtenpaaren voran gingen Karina Palcu-Socaciu aus Sanktanna, und Alex Dohincă, ein aus Warjasch stammender Jugendlicher. Dahinter die Trachten und Tänzer aus Hatzfeld, Großjetscha, Billed, Nitzkydorf, Sanktanna, Temeswar und Warjasch. Und Hansi Müller bietet eine wahre Show vor dem Bürgermeister von Gottlob, den weiteren Ehrengästen. Kein Wunder, wenn Hansi Müller banat-schwäbisches Volksgut in die Welt hinausträgt. Derzeitigen Informationen nach wird Hansi Müller im Herbst in den USA und im Frühjahr drei Monate in Entre Rios, Brasilien, bei der Donauschwäbischen Gemeinschaft weilen und dort sein Wissen in Sachen Volkstanz weitergeben.

Als der Generalvikar der Temeswarer Diözese, Johann Dirschl, zusammen mit Ortspfarrer Cristinel Bălan die Messe zelebrierte, waren auch Priester und Prediger anderer Konfessionen in der katholischen Kirche zugegen. Einen „Meilenstein in unserer Ortsgeschichte“, habe man begangen, so Bürgermeister Gheorghe Nastor. Es sei die Aufgabe der gesamten Gottlober Gemeinschaft, „nicht zu vergessen und die römisch-katholischen und schwäbischen Prinzipien hervorzuheben“, schloss Nastor und ließ erkennen, dass neben dem Melonenfest auch ein Kirchenfest der Gemeinde in Aussicht steht.

Auch wenn dieser „Schatz“ des Brauchtums in Gottlob neu ausgehoben wurde, eines bleibt verborgen: eine Weinflasche, die nach dem Ausgraben des Kirchweihbaumes in das Loch gelegt und ein Jahr später wieder ausgegraben wurde. Eine Betonschicht ist heute über den ehemaligen Platz für den Kirchweihbaum gegossen und hält dort verewigt ein Stückchen Tradition, die 2023 neuen Nährboden gefunden hat.