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Eine kleine Ehrennadel für große Verdienste

Die Laudatio auf Bischof Emeritus Dr. h.c. Martin Roos hielt der Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin (Mitte), die Auszeichnung, die von Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des DFDB (links), überreicht wurde, nahm László Bakó (rechts) stellvertretend entgegen. Foto: Karin Bohnenschuh

Bischof Emeritus Dr. h.c. Martin Roos Foto: Walther Konschitzky

Seine bescheidene Art ließ ihn nach seinem Rücktritt, eher in den Hintergrund der Geschehnisse treten, die mit der römisch-katholischen Diözese Temeswar in Zusammenhang stehen. Bischof Emeritus Dr. h. c. Martin Roos konnte man jedoch in der Sankt-Georgs-Kathedrale treffen, als die Pressekonferenz zur Vorstellung  des großangelegten Sanierungsvorhabens stattfand, oder auch bei der Dom-Neuweihe, wo er gemeinsam mit mehreren Bischöfen und Domherren die Heilige Messe konzelebrierte. Seine beeinträchtigte Bewegungsmöglichkeit hinderte ihn jedoch daran, bei den Heimattagen der Banater Deutschen auf der Opernbühne zu stehen, um die Ehrennadel in Gold des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat (DFDB) persönlich entgegenzunehmen. Die Laudatio auf Bischof Roos verlas Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin, die Auszeichnung wurde seinem Sekretär László Bakó ausgehändigt. „Ich danke Ihnen herzlich für die hohe Auszeichnung, die Sie mir zugedacht haben und die mich überaus ehrt, die ich jedoch durch keinerlei außergewöhnliche Leistung verdient habe“, schrieb der emeritierte Bischof an den DFDB-Vorsitzenden Dr. Johann Fernbach – seine Bescheidenheit drang auch aus den wenigen Briefzeilen sofort hervor. Denn Bischof Roos gehört zu den Persönlichkeiten des Banats, die sich in besonderer Weise für die Gemeinschaft eingesetzt haben. 
Geboren 1942 in einer schwäbischen Familie aus Knees/Satchinez in der Banater Heide, musste der junge Martin früh ohne die Mutter zurechtkommen – sie war in die ehemalige Sowjetunion verschleppt worden, er lernte sie erst kennen, als er etwa sieben Jahre alt war. Die Großeltern kümmerten sich jedoch liebevoll um das Enkelkind und vermittelten ihm die Liebe zum Glauben und zur Geschichte des Banats. Kein Wunder, dass der junge Martin oft über den Zaun sprang, von der Schule zur Kirche, um bei der Heiligen Messe zu ministrieren. 
Sein Theologiestudium begann er in Karlsburg/Alba Iulia, unterbrach es aber, um mit der Mutter zum Vater nach Kanada auszuwandern. Doch die Familie kehrte schließlich nach Europa zurück. Martin Roos beendete sein Studium in Königstein im Taunus, in Deutschland, und wurde Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Nach der Wende wanderte der Geistliche wieder zurück nach Rumänien – das Banat schien ihn für immer geprägt zu haben. Er wollte ja „Parrer uf dr Heed“ werden, schon immer, wie er das vor zwei Jahren in einem ADZ-Gespräch gesagt hatte. „Er blieb hier und half Bischof Sebastian Kräuter bei der Neuordnung der ausgebluteten Diözese, bei der Sanierung und Neueinrichtung des alten Bischöflichen Ordinariats, rettete unzählige Pfarrarchive, Bibliotheken und Kultgegenstände, die ein neues Zuhause im Diözesanarchiv, im Diözesanmuseum und in der Bibliothek des Ordinariats gefunden haben. Es war nicht immer einfach, aber die Liebe zu Gott, zur eigenen Heimatdiözese, zu ihren Völkern und Sprachen, zum eigenen Volksstamm und zur Kultur war und ist unerschöpflich“, so Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin in seiner Laudatio bei der Verleihung der goldenen Ehrennadel des Demokratischen Forums.
1999 wurde Martin Roos durch Papst Johannes Paul II. zum 93. Nachfolger des Heiligen Gerhard und zum dritten Bischof der Diözese Temeswar ernannt. Die Verdienste von Bischof Martin Roos, der mit der Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät Fulda ausgezeichnet worden ist, sind vielfältig. Pastoralarbeit in Deutschland und Rumänien, Arbeit für das Institut für Donauschwäbische Kirchen- und Kulturgeschichte e.V. in Stuttgart und im Südostdeutschen Priesterwerk St. Gerhard, die Neuorganisation der römisch-katholischen Diözese Temeswar, Forschungsarbeit und zahlreiche Buchveröffentlichungen zur Geschichte der alten Diözese Tschanad/Cenad. Durch sein Engagement konnten große Sanierungsvorhaben – wie jenes von Maria Radna im Kreis Arad oder der Sankt-Georgs-Kathedrale in Temeswar – verwirklicht werden. Zwar sieht man Bischof Roos nun nicht mehr so oft in der Öffentlichkeit, doch aktiv ist er trotzdem noch. Er widmet sich weiter seiner Forschungsarbeit zur Diözese Tschanad. Man sollte sich also nicht wundern, wenn in Zukunft ein neues Buch, das die Urheberschaft „Dr. Martin Roos“ trägt, das Licht der Welt erblickt.