Neue Erkentnisse nach dem Banater Treffen von Lunéville/Lothringen
Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Französische Schule von Triebswetter von 1945 bis 1948 existierte. Die Temeswarer Schriftstellerin, Journalistin und Kunsthistorikerin Dr. Annemarie Podlipny-Hehn, Jahrgang 1938, erinnert sich, dass sie ab der 1. Klasse die Triebswetterer Französische Schule besuchte. Das muss im Schuljahr 1945/46 gewesen sein. Bis Ostern hielt sich ihre Familie in Österreich in der Nähe von Graz auf. Wie viele Banater Schwaben waren auch die Hehns nach dem Einmarsch der Roten Armee im September 1944 aus dem Banat westwärts geflüchtet. Um Ostern 1945 kehrten sie in das Banat zurück. Annemarie fing schon in Österreich mit der 1. Klasse an. Weil sie sie aber wegen der Rückkehr ins Banat nicht beenden konnte, kam sie in Triebswetter im Schuljahr 1945/46 erneut in die 1. Klasse. „Da hat man alles auf Französisch gelernt – vom Rechnen bis zur Geschichte und Geografie“, sagte sie uns in einem Interview. „Wir durften in der Klasse und in der Schule kein Wort Deutsch sprechen. Wer etwas in Deutsch gesagt hat, wurde bestraft, wenn er verpetzt wurde. Unsere Lehrerinnen, die Nonnen waren, haben uns mit der Rute auf die Finger geschlagen.“ Auch die folgenden zwei Schuljahre besuchte Annemarie ihrer Erinnerung nach in der Französischen Schule von Triebswetter. Durch die Schulreform von 1948 wurden in Rumänien alle konfessionellen und Privatschulen in staatliche Schulen umgewandelt. Artikel 35 des Dekrets Nr. 175/1948 vom 3. August 1948 sah dies ausdrücklich vor.
Über ihre ersten drei Jahre an der Französischen Schule von Triebswetter hat Annemarie Podlipny-Hehn kein Dokument.
Sie hat aber ein Diplom für gute Leistungen in der 4. Klasse der deutschen Schule von Triebswetter. Das Diplom trägt das Datum 4. Juli 1949. Unterzeichnet ist es von ihrer Klassenlehrerin, Frau Trasser.
Daraus lässt sich schließen: Annemarie Hehn (verheiratete Podlipny) muss die ersten drei Klassen in der Französischen Schule von Triebswetter gemacht haben: 1945/46 die 1. Klasse, 1946/47 die 2. Klasse, 1947/48 die 3. Klasse. Ab der 4. Klasse im Schuljahr 1948/49 ging der Unterricht für sie in deutscher Sprache weiter. Wie sie uns in dem oben erwähnten Interview sagte, kam sie wie alle ihre Mitschüler ohne jegliche Französisch-Kenntnisse in die 1. Klasse. „Am Schluss konnten wir aber viel Französisch, hatten einen großen Wortschatz. In der kommunistischen Zeit wurde keine Fremdsprache mehr unterrichtet, kein Französisch, kein Englisch, nur Russisch.“ Wie uns Annemarie Podlipny-Hehn sagte, hat sie ihre französischen Lehrbücher von damals bis zum heutigen Tag aufbewahrt.
Leser der „Banater Post“, die weitere Einzelheiten über die Französische Schule von Triebswetter beisteuern können, sind gebeten, ihr Wissen der Redaktion mitzuteilen. Es ist zum Beispiel nach wie vor unklar, welche Rolle der Banater Franzosenverband von Stefan/Etienne Frecot bei der Gründung dieser Schule spielte. Wurde sie auf seine Initiative hin gegründet? Oder ohne sein Mitwirken? Je mehr Puzzle-Teile wir zusammentragen, umso vollständiger wird das Bild.