DBJT on Tour – Elisa Schöffler berichtet in zwei Teilen vom Abenteuer der Folkloretage in Italien und Frankreich
Die Reise, über die ihr nachfolgend lesen werdet, begann am 12. April und ging bis zum 16. April. Abzüglich der An- und Abreisetage waren wir effektiv drei Tage vor Ort. Was in dieser Zeit allerdings geschehen ist, war so viel mehr, dass es eigentlich gar nicht in diese kurze Zeit passt – und erst recht nicht in einen Zeitungsartikel. Hier gibt es neben dem nötigen Kontext also nur die Highlights zu lesen (oder zumindest einige davon).
Die Folkloretage hätten, wie so vieles andere auch, eigentlich schon vor Jahren stattfinden sollen. Aus bekannten Gründen wurden sie ausgesetzt und verschoben, bis die DBJT dieses Jahr die Chance endlich wahrnehmen konnte, sich vor einem internationalen Publikum zu repräsentieren. Aber die Außenwirkung ist nicht das Einzige, was die Reisenden zur Teilnahme bewegt hat. Für Sonja Dieterle, Mitglied der Tanzgruppe KV Esslingen, waren einerseits die Freunde aus der Tanzgruppe ausschlaggebend, andererseits auch die Neugier, andere Trachten, Traditionen und Volkstänze zu erleben. Ähnliche Beweggründe hatte auch Samia Sobotta aus Augsburg, die noch einen weiteren angenehmen Nebeneffekt der Reise nannte: „Weil es schön ist, mal in Cannes, Sanremo und so zu sein, wo ich noch nie war“.
Dem Motto sind insgesamt über 50 Reiselustige gefolgt, darunter auch unser tapferer Busfahrer (ihr erfahrt später, was es damit auf sich hat) und seine hilfsbereite Frau. Ob die Tatsache, dass wir uns bei Reutlingen etwas verfahren und den nächsten Zustieg nicht direkt gefunden haben, ein Vorgeschmack darauf sein sollte, was uns die nächsten Tage an Verwirrungen erwarten würde? Vielleicht. Die Hinfahrt verlief abgesehen davon aber ereignisarm, bis wir den Zielort erreichten. Dort wurden wir auf einer engen Straße von einem schwarzen Kleinbus mit serbischem Kennzeichen überholt und ausgebremst. Was zunächst unheimlich schien, stellte sich als harmlos heraus: Es waren die Organisatoren der Folkloretage, die uns zufällig gesehen haben und zu unserer Unterkunft eskortieren wollten. Es war also ein erstes Aufeinandertreffen der etwas anderen Art.
Zumindest fanden wir unser Bungalow-Villaggio dadurch ganz einfach. Beim späteren gemeinsamen Abendessen lernten wir auch schon die anderen Gruppen kennen, die dort untergebracht waren: Sie kamen aus der Slowakei, aus Rumänien und aus Mexiko. Ansonsten verlief der erste Abend eher ruhig – ein Ergebnis der langen Busfahrt und in weiser Vorausschau, den bevorstehenden Sightseeing-Tag energiegeladen anzutreten.
Dieser hielt drei große Stopps für uns bereit und sollte uns durch drei Länder führen. Der erste Halt war die Parfümerie Fragonard, gelegen im malerischen Städtchen Èze im Süden Frankreichs, kurz vor der italienischen Grenze. Dort durfte jeder selbst entscheiden: Mache ich die Führung durch die Parfümfabrik mit, lerne etwas über die Herstellung der guten Düfte und kaufe danach vielleicht ein paar im Shop als Mitbringsel? Oder gehe ich durch die verwinkelten Gassen der einladenden Altstadt und genieße den Ausblick von oben auf das glänzende Meer? Eines lässt sich jedenfalls sagen: Beide Optionen wären eine gute Entscheidung gewesen.
Leider war die Zeit aber begrenzt und wir sollten uns aufmachen zur nächsten Destination namens Nizza. Dort erwartete uns das beste Wetter, das die Côte d’Azure zu bieten hatte: Strahlender Sonnenschein bei 24°C ließen das blaue Wasser umso einladender wirken.
Nachdem wir den Bus mangels anderer Möglichkeiten kurzerhand mitten auf der Promenade des Anglais verlassen mussten, konnten einige sich gar nicht schnell genug die Schuhe ausziehen, um in die sprudelnden Wellen zu waten. Nach nicht ganz so kurzer Abstimmung mit unserer Reiseleitung und aber schon einigen Schnappschüssen vom einladenden Meer und einem obligatorischen Gruppenfoto später, wurden wir zusammen mit weiteren Teilnehmern der Folkloretage weg von der Promenade Richtung Innenstadt zu einem großen Brunnen auf dem Place Macéna gelockt – nur um dann feierlich gesagt zu bekommen: „You are free now!“ (dt.: Ihr seid jetzt frei!) – von da an unsere Antwort auf alles.
Dennoch ließen wir uns das nicht zweimal sagen und zogen in kleineren Grüppchen durch die Straßen Nizzas, suchten Souvenirs, gutes Eis und den besten Platz an der Sonne. Dabei trugen alle weiblichen Teilnehmerinnen eine rote Rose bei sich. Wieso? Gerüchten zufolge hatte es zuvor an der Promenade einen missglückten Heiratsantrag gegeben, woraufhin ein forsches Mitglied unserer Gruppe sich den Strauß schnappte, der zu schön war um zu verwelken, und damit allen Damen in unseren Reihen, ob heiratsfähig oder nicht, eine kleine Freude machte.
Aber auch die schönsten Sonnenstunden vergehen wie im Flug und so sollten wir uns wieder am Bus einfinden, um zu unserem letzten Ziel des Tages zu gelangen. Monaco erwartete uns mit etwas niedrigeren Temperaturen, dafür aber genauso viel Glitzer und Glamour wie verhießen, was bedeutet, dass vor dem berühmten Casino der Schönen und Reichen die edlen Autos ebendieser standen und im Schritttempo, für die Passanten zum Fotos Schießen, immer wieder mal über den Platz gen Straße bewegt wurden. Dort wiederum wurden fleißig Tribünen und Absperrungen aufgebaut zur Vorbereitung auf das Formel-1-Rennen. Über eines konnte es aber nicht hinwegtäuschen. „Wir haben in Monte Carlo keinen Eisladen gefunden“, berichtete Samia erschüttert.
Auch in Sachen Busparkplätze ist der Stadtstaat schlecht ausgestattet, denn allzu weit darf man mit dem Bus gar nicht hineinfahren, was darin resultierte, dass unser Busfahrer Martin Freisinger sich von der dortigen Polizei zum einzigen für Busse vorgesehenen Parkplatz geleiten lassen musste. Dieser war jedoch so gut versteckt im Tunnel Rainier III, durch den auch die Motorsportstrecke führt, dass er wiederum uns dorthin eskortieren musste. Danach waren wir nur noch einen großen Stau und ein Wendemanöver neben dem Tennisplatz, auf dem sich gerade die besten Spieler der Welt gemessen hatten, von unserer Heimfahrt zum Villaggio entfernt.
Ob man sich das alles im Vorfeld so hatte vorstellen können? „Überhaupt nicht“, findet Karsten Loch vom Kreisverband Reutlingen. „Also man hat ja nur das Programm gesehen mit den Auftritten und ein bisschen Frankreich, Italien, Monaco. Es war schon spannend und interessant, weil man so nicht alltäglich hin kommt.“
Erst am nächsten Tag, als hätten wir bis hierhin nicht schon genug erlebt und gesehen, folgten die eigentlichen Feierlichkeiten der Folkloretage und damit auch der Teil, auf den Maria Freisinger, unsere „Frau Busfahrer“ besonders gespannt war: „Ich wollte eure Tracht sehen und wie ihr eure Bräuche pflegt“, denn auch sie weiß, dass sich Brauchtum nicht nur von Ort zu Ort, sondern auch von einer Generation zur anderen verändert.
Nachdem wir uns im Supermarkt mit genügend Wasser und reichlich italienischen Köstlichkeiten eingedeckt haben, fuhren wir nach Sanremo. Dort hatten wir die wohl schönste Kulisse jemals, um uns in die Tracht zu kleiden: Sonne, Sand, Palmen und das Meer umrahmten uns, während immer mehr Busse mit weiteren der insgesamt 16 teilnehmenden Gruppen aus aller Welt ankamen. Hier zeigte sich schon: Unsere Tracht ist etwas Besonderes, denn wir waren die einzigen, die nicht in voller Montur im Bus sitzen konnten. Gemeinsam zogen wir in der Innenstadt ein, wo wir einen großen, multikulturellen Trachtenzug bildeten. Da niemand so recht wusste, wann und wo genau der erste Auftritt stattfinden sollte – man lief einfach der Gruppe vor einem selbst hinterher – fingen immer wieder andere Gruppen an, Musik mit den mitgebrachten Instrumenten zu spielen, zu singen oder einfach so zu tanzen.
Die erste Gänsehaut vor lauter neuen Eindrücken ließ nicht lange auf sich warten und animierte dazu, selbst musikalische Kultur zu zeigen und zur allgemeinen guten Laune beizutragen. Besonders ist dabei unter anderem eine slowenische Gruppe, die schier unaufhörlich und einfach mitreißend gesungen hat. Zu dieser Gruppe werdet ihr in einer der folgenden Ausgaben der Banater Post auch noch mehr lesen.
Wir hatten dann also zwei Auftritte in der Fußgängerzone im Herzen Sanremos. Obwohl wir stolz waren, uns vor so einem interessierten Publikum präsentieren zu dürfen – immer wieder hörte man ein „Wo kommt ihr her?“ auf den verschiedensten Sprachen – folgte ein Highlight für die Teilnehmer selbst nach diesem ersten offiziellen Part des Programms. Die mexikanische Gruppe, mit denen wir zusammen untergebracht waren, spielte auf ihren Instrumenten landestypische Lieder, deren Stimmung so ansteckend war, dass alle Trachtengruppen dazu tanzen mussten, jedoch jede auf ihre eigene Art. Was heißt das für die Banater Schwaben? Natürlich, Polka! Das hat so sehr Spaß gemacht, dass wir danach unbedingt noch zusammen ein Erinnerungsfoto schießen mussten, um diesen Moment wenigstens ein bisschen einzufangen.
Allzu lange konnten wir indes nicht im Moment verweilen, denn aufgrund unserer aufwendigen Trachten wollten wir uns rasch umziehen gehen, um dann möglichst schnell nach Cannes weiterfahren zu können, wo die zweite Hälfte der offiziellen Auftritte stattfinden sollte. Doch diese Rechnung hatten wir offensichtlich ohne die Stadt Sanremo bzw. deren Stadtplaner gemacht. Fatal, wie sich herausstellen sollte.
Konnten wir uns aus dieser sprichwörtlichen Sackgasse noch herausmanövrieren? Und wie verlief der Rest der Reise? Diese Fragen und noch einige mehr werden euch in der nächsten Ausgabe unserer Jugendseite beantwortet. Fürs erste heißt es also auch für euch: You are free now!