Mit diesem Fazit beschloss Sylvia Stierstorfer, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene den „Mitteleuropa-Tag“ im Bayerischen Landtag, der konsularische Vertreter der Länder Ostmittel- und Südosteuropas, Mitglieder der Landsmannschaften und Jugendverbände der Aussiedler und Vertriebenen, Studierende und Repräsentanten aus Wissenschaft und Kultur in einem Fachforum zusammengeführt hatte. Dabei bestätigte sich, wie eng sich gerade die Vertriebenen und Aussiedler und ihre Nachkommen ihrer „alten Heimat“ in unseren östlichen Nachbarländern verpflichtet fühlen, und wie sehr sie als Brückenbauer die Verständigung und das Zusammenwachsen in einem Mitteleuropa, das über Geschichte und Kultur seit Jahrhunderten eng miteinander verbunden ist, befördern können.
Gut einhundert Gäste, aus ganz Bayern, dem Bundesgebiet und zum Teil sogar aus dem benachbarten Ausland angereist, hatten sich am 4. Mai im Bayerischen Landtag zusammengefunden, um über „Mitteleuropa“ zu diskutieren.
Einen ersten Impuls gab Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, indem er über „Die Deutschen im östlichen Europa in Geschichte und Gegenwart“ berichtete. Dr. Florian Kühler-Wielach vom Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Südosteuropa an der LMU in München stellte die Frage, ob es „Nach Wende und EU-Osterweiterung“ wirklich von der „Wiedergeburt Mitteleuropas“ die Rede sein könne, ehe Prof. Dr. Ulf Brunnbauer vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg erste Ergebnisse des dort im vergangenen Jahr eingerichteten und mit Mitteln des Freistaats geförderten Forschungs-projekts „Die Vertriebenen als integraler Bestandteil Bayerns“ präsentierte.
Zwischen den Fachvorträgen verliehen zwei von der ARD-Journalistin Dr. Susanne Glass moderierte Podiumsdiskussionen der Debatte wertvolle Impulse. Zunächst sprachen die in München akkreditierten Vertreter Tschechiens, der Slowakei und Ungarns, die Generalkonsuln Dr. Ivana Cervenkova, Jozef Korcek und Gábor Tordai-Lejkó über „Die Bedeutung des historischen Erbes und die Vertriebenen als Brückenbauer“, bevor dann die junge Generation an der Reihe war. Nelli Geger von der jungen Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Julia Schäffer, Bundessprecherin der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde, einem Zusammenschluss sudetendeutscher Katholiken, und Klaus Weber von der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppe stellten sich in einer angeregten Diskussion der Frage „Was bedeuten Mitteleuropa und die alte Heimat für mich heute?“
Wie wichtig das Thema „Mitteleuropa“ gerade in der aktuellen geopolitischen Situation in Europa ist, kam aber auch dadurch zum Ausdruck, dass sowohl die Bayerische Staatsre-gierung als auch der Bayerische Landtag hochrangige Vertreter entsandt hatten. So ließ Europaministerin Melanie Huml das Publikum ebenso Anteil an ihren „Gedanken zu Mitteleuropa“ haben, wie Landtagsvizepräsident Freller in seinen Grüßen seitens des Parlaments die Relevanz des Themas würdigte. Darin zeigten sie sich einig mit Sylvia Stierstorfer als Gastgeberin des Fachforums, die sich am Ende der vierstündigen Veranstaltung begeistert zeigte: „Wir haben heute nicht nur viel Neues gelernt und erfahren, sondern auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Bayern und seinen östlichen Nachbarn erlebt. Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft, die durch Kultur und Geschichte längst nicht mehr getrennt, sondern eng miteinander verbunden ist. Dazu haben gerade auch die Vertriebenen und Aussiedler und ihr Wille zur Verständigung beigetragen. Früher als andere haben sie erkannt, dass unsere Zukunft im Herzen Europas liegt. Dafür bin ich sehr dankbar“.
„Unsere Zukunft liegt im Herzen Europas“
Verbandsleben