Aktuelle Anliegen der Heimatvertriebenen und Aussiedler standen im Mittelpunkt eines Runden Tischs mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Christoph Bergner, zu dem der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) die Vertreter der Landsmannschaften am 7. August ins Haus Sudetenland in Waldkraiburg eingeladen hatte. Dabei waren sich alle Teilnehmer über die Notwendigkeit eines nationalen Gedenktages für Heimatvertriebene einig. Seitens der Landsmannschaft der Banater Schwaben nahm Stadtrat und Kreisvorsitzender Georg Ledig, zugleich auch stellvertretender Bundesvorsitzender, an der Gesprächsrunde teil.
Das tragische Schicksal der Heimatvertriebenen drohe nach Meinung der Landsmannschaften in Vergessenheit zu geraten. Darum fordern sie einen nationalen Gedenktag. Dies sei auch sein Bestreben, bekräftigte der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer. Am 2. September 2014 soll zwar bayernweit ein Erinnerungstag für Heimatvertriebene begangen werden. Das reiche ihm aber noch nicht, solange es keinen nationalen Gedenktag gebe, sagte Mayer.
Die Deutschen seien die größte in Mittel-, Ost- und Südosteuropa vertretene Bevölkerungsgruppe gewesen. Sie seien nicht als Eroberer gekommen, sondern als „Gerufene“, sagte Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Deutschland habe daher mit den Aussiedlern und Vertriebenen eine gemeinsame Siedlungsgeschichte. „Wir müssen eine Solidargemeinschaft sein und europäisch denken. Dann haben wir eine bleibende Kulturgemeinschaft“, so Bergner.
Seinen Frust darüber, dass die Heimatvertriebenen immer noch keinen eigenen nationalen Gedenktag haben, brachte Georg Ledig zum Ausdruck. Waldkraiburgs Bürgermeister Siegfried Klika machte klar, dass auch die nachwachsende Generation mit so einem Gedenktag etwas anfangen können müsse. Hier sei das Kultusministerium gefragt. Er vermisse einfach die Behandlung der Thematik Flucht und Vertreibung im Schulunterricht. Laut Bergner bestehe das Informationsdefizit schon bei den Lehrern. Als er bei einer Lehrerfortbildung in Tutzing einen Vortrag zur Thematik halten sollte, sei er prompt gefragt worden, was denn eigentlich der Unterschied zwischen Ausländern und Aussiedlern sei. Bergner stellte zudem heraus, dass in Deutschland derzeit rund 2,5 Millionen Russlanddeutsche als Aussiedler und Spätaussiedler leben – etwa genauso viele wie Türkischstämmige. Letzteren werde in der Öffentlichkeit und in den Medien ungleich mehr Aufmerksamkeit zuteil. So sei 2011 an die Deportation der Russlanddeutschen vor 70 Jahren kaum erinnert, aber das Jubiläum „50 Jahre Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei“ sei von Politik und Medien groß beachtet worden. „Dieses Missverhältnis stört mich“, so der Bundesbeauftragte.