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Ein „klares Zeichen für die Zukunft“ gesetzt

Gastgeber und Ehrengäste (von links): Bürgermeister Dominic Fritz, Helmut Weinschrott, Direktor der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung, Hilfswerksvorsitzender Nikolaus Rennon, Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber, Kreisratsvorsitzender Alin Nica, Konsulin Regina Lochner, Vizepräfekt Sorin Ionescu, Dietlinde Huhn, Vorsitzende des Deutschen Forums Großsanktnikolaus Fotos: Zoltan Pázmány

Hausherr Helmut Weinschrott überreicht Erna Paler und Walter Altmayer einen symbolischen Büroschlüssel.

Generalvikar Monsignore Johann Dirschl segnete den gemeinsamen Büroraum von AMG-Stiftung, Landmannschaft und Hilfswerk.

Landsmannschaft und Hilfswerk der Banater Schwaben eröffnen gemeinsames Büro in Temeswar

Am 3. August, einen Tag nach der Wallfahrt der Deutschen nach Maria Radna, wurde in Temeswar ein kleines, aber wichtiges Zeichen gesetzt. Die Landsmannschaft und das Hilfswerk der Banater Schwaben haben im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar ein Büro eröffnet. Genau 72 Jahre nach der Gründung des Verbandes in Deutschland ist das schon etwas Besonderes und so mancher dürfte sich die Frage stellen: Warum oder warum jetzt? Die Gründe sind praktischer Natur, sie gehen aber über das alltägliche Wirken in beiden Vereinen weit hinaus. Mitglieder unserer Verbände werden beim Bezug von Renten oder Entschädigungsleistungen aus Rumänien immer wieder mit Problemen konfrontiert, wo eine Vertretung vor Ort hilfreich sein könnte. Mit Behörden und Institutionen vor Ort, die für unsere Arbeit relevant sind, könnte eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufgebaut werden. Zum Deutschen Forum, zu unserer Kirche mit ihren Pfarreien und Institutionen sollte auch zwischen Besuchsterminen und jenseits von Telefonaten und Mail-Verkehr eine direkte Beziehung vor Ort bestehen. Verbliebene Deutsche, oftmals in eher abgelegenen Dörfern, die weder von den Heimatortsgemeinschaften noch vom Deutschen Forum erreicht werden, sollten dann von uns gezielt gesucht werden, um ihnen gegebenenfalls zu helfen. 

Der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung als Träger der deutschen Sozialeinrichtungen im Banat stand bisher immer ein Vertreter aus Deutschland vor. Nachdem mit Erna Paler zum ersten Mal eine im Banat lebende Deutsche den Vorsitz der Stiftung übernommen hatte, sollte die Stiftung auch ein Büro im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus haben, und unsere Verbände dazu. Das waren die Überlegungen, die nun im August konkretisiert werden konnten. Entsprechende Überlegungen gab es seitens der Landsmannschaft schon länger, nur konnten sie nicht verwirklicht werden. 

Umso erfreulicher, dass es im Verbund mit dem Hilfswerk und dem Deutschen Altenheim im AMG-Haus zu einer guten Lösung gekommen ist. Besetzt ist das Büro von Walter Altmayer. Er ist in Johannisfeld geboren und in Lenauheim aufgewachsen, ist Ingenieur und Lehrer, war nach Deutschland ausgesiedelt und lebt nun aber wieder im Banat. Vorsitzende der Adam Müller-Guttenbrunn-Stiftung ist Erna Paler, die Tochter des vielen Landsleuten bekannten Lokalforschers Wilhelm Weber, der die bekannte Dokumentation über die Bărăgan-Deportation der Banater Schwaben „Und über uns der blaue, endlose Himmel“ verfasst hat. 

Das Ereignis in Temeswar wurde mit einem Festakt im Hof des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses begangen, zu dem sich zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Verwaltung, Kirche und Gesellschaft einfanden. Bürgermeister Dominic Fritz war gekommen, die deutsche Konsulin Regina Lochner, Kreisratsvorsitzender Alin Nica, Vizepräfekt Sorin Ionescu, Generalvikar Johann Dirschl, Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin, Forumsvorsitzender Dr. Johann Fernbach, Bürgermeister Ilie Suciu von Lenauheim, Vertreter der Regionalforen, der deutschen Sozialeinrichtungen, der Banatia-Stiftung, der deutschsprachigen Presse und erfreulicherweise auch viele Vertreter landsmannschaftlicher Gliederungen, die Anfang August im Banat waren. 

Der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber begründete in seiner Ansprache die Eröffnung des Büros in Temeswar und erläuterte gegenüber den Vertretern der örtlichen Behörden die Anliegen der Landsmannschaft. Der Hilfswerks-Vorsitzende Nikolaus Rennon informierte über die Arbeit des Hilfswerks der Banater Schwaben, die soziale Betreuung der alten und hilfsbedürftigen Landsleute im Banat und wie man nun vor Ort auch als Hilfswerk aktiv sein wolle. Breite Zustimmung für die Eröffnung des Büros kam vom Kreisratsvorsitzenden Alin Nica, der als Bürgermeister von Neubeschenowa schon Gast beim Heimattag in Ulm gewesen ist sowie stets zum Treffen der Heimatortsgemeinschaft Neubeschenowa nach Deutschland gekommen war. Nica unterstrich die Bedeutung der Deutschen in der Entwicklung des Banats, bedauerte deren Weggang und brachte einige Beispiele aus dem Alltag, in dem das deutsche Erbe überdauert, und sei es in der Kulinarik. Vizepräfekt Sorin Ionescu stellte die Büroeröffnung in den größeren Zusammenhang deutsch-rumänischer Beziehungen und erwähnte die Bedeutung des deutschsprachigen Unterrichts in Schule und Hochschule für die Entwicklung der Region. 
Bürgermeister Dominic Fritz lobte die Initiative als ein „klares Zeichen für die Zukunft.“ Gegenüber Radio Temeswar sagte Fritz an diesem Abend weiter: „Es ist hier eben nicht so, dass der Letzte irgendwann das Licht ausmacht, sondern Sie denken in die Zukunft, Sie haben neue Ideen, wie Sie einerseits das Erbe der Banater Schwaben hier weitertragen können, aber eben gleichzeitig auch Neues entstehen lassen können und dafür möchte ich Ihnen auch die volle Unterstützung der Stadt Temeswar zusagen, auch meine ganz persönliche Unterstützung. Lassen Sie uns gemeinsam Wege finden. Ich möchte mich bedanken, dass Sie weiterhin aktiv dabei sind Brücken zu bauen in diesem einen Europa.“
Die Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar Regina Lochner stellte in ihrem Grußwort die Menschen in den Mittelpunkt, die Wurzeln sowohl im Banat als auch in Deutschland haben, in beiden Ländern arbeiten und leben. Sie bildeten ein großes Potenzial an Kenntnissen, an gutem Willen, manchmal auch an finanziellen Mitteln. Es sind Menschen, die sich sinnvoll für Gemeinschaft und Gesellschaft einbringen. 

Monsignore Johann Dirschl, Generalvikar der Diözese Temeswar, überbrachte Grüße von Bischof Josef Csaba Pál und vom emeritierten Bischof Martin Roos. Die römisch-katholische Kirche, mit der das Leben der Banater Schwaben seit mehr als drei Jahrhunderten verbunden war und ist, möchte ihren Gläubigen aus nah und fern weiterhin nahe sein, sowohl durch geistliche Betreuung und christlichen Glauben als auch durch Unterstützung im kulturellen und erzieherischen Bereich. „Die Einweihung dieses Büros ist ein Zeichen, ein festes Symbol in diesem Sinne, ein klares Bekenntnis zur engen Verbundenheit zwischen der Kirche und den Banater Schwaben und vor allem eine Bitte an Gott, eine Initiative zu segnen, die darauf abzielt, allen Hilfesuchenden wohlwollende Unterstützung anzubieten“, sagte der Generalvikar, bevor er Büroräume und Mitarbeiter segnete. Zuvor hatte Helmut Weinschrott, Direktor der deutschen Sozialeinrichtungen im Banat, einen symbolischen Büroschlüssel an Erna Paler überreicht, die ebenfalls Anliegen und Aufgaben der Stiftung und des Büros skizziert hatte.

Das neue Büro von Stiftung, Landsmannschaft und Hilfswerk befindet sich im dritten Stock des AMG-Hauses in Temeswar, gleich neben dem Aufzug, Raum 318. Viele der anwesenden Ehrengäste und Gäste haben es besucht und konnten sich mit der Büroleitung austauschen. Mit dabei waren Dr. Johann Fernbach, Ignaz Bernhard  Fischer, Edith Singer, Dagmar Şiclovan vom Deutschen Forum, Edda und Dieter Probst mit Brigitte Rennon vom Hilfswerk der Banater Schwaben, Anni Weinschrott, Dietlinde Huhn, Roswitha Csonti, Monika Nicola und Anni Macarie von den deutschen Altenheimen und Sozialeinrichtungen im Banat, Benjamin Neurohr von der Banatia-Stiftung, Christine Neu, stellvertretende Bundesvorsitzende, Bernhard Fackelmann, Vorsitzender des Kulturwerks Banater Schwaben, die Vertreter der Heimatortsgemeinschaften Großjetscha Helmut Reiter, Guttenbrunn Hiltrud Leber, Hatzfeld Josef Koch, Lenauheim Werner Griebel, Lovrin Helmut Kierer, Lugosch Herbert Petri, Nitzkydorf Dr. Hella Gerber, ferner der Kassenprüfer der Landsmannschaft Kurt Lohmüller mit Gattin und die Buchhalterin der Landsmannschaft Michaela Weiler. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von dem Violinisten Alex Vasiliu aus Lugosch. Den anschließenden Empfang im sommerlichen Garten hatten die Mitarbeiter des Altenheims vorbereitet, wofür allen helfenden Händen herzlich gedankt sei. Ausführlich über das Ereignis berichtet haben die „Banater Zeitung“ Temeswar, Radio Temeswar und der Online-Dienst der Diözese Temeswar.