„Kann man hier am Rad drehen?“ – Das Glücksrad war der Blickfang des Standes, den der Kreisverband Augsburg der Banater Schwaben sich mit dem Kreisverband Augsburg des Bundes der Vertriebenen (BdV) und der Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen teilte. Im Gegensatz zu 2019 war das Wetter diesmal freundlich, es war viel los am Königsplatz und die Passanten schauten neugierig vorbei. Die Kinder wollten alle am Glücksrad drehen. Eigentlich hatten wir Fragen zu den Banater Schwaben vorbereitet, die zuerst beantwortet werden sollten. Aber bei den Kindern drückten wir ein Auge zu. „Baton“, „Eugenia“, Gummibärchen und andere Leckereien sorgten für glückliche Kinderaugen. Mit den Erwachsenen kam man allerdings ins Gespräch. „Wissen Sie, wo das Banat liegt?“ „Welche Sprachen spricht man da?“ Zum Glück hat die Landsmannschaft erst kürzlich die Info-Flyer neu aufgelegt, die über Geschichte, Sprache und Kultur der Banater Schwaben informieren. Die Passanten nahmen sie dankbar mit.
Kurze Irritation: Eine junge Frau studiert unsere Rollups. „Wieso schottet ihr euch ab? Ihr seid doch Deutsche. Warum müsst ihr noch was Besonderes sein?“ Sie selbst ist Belarussin und fände es gut, wenn es nicht so viele unterschiedliche Gruppen gäbe. Wir versuchen zu erklären, dass Banater Schwaben und Deutsche kein Widerspruch ist, genauso wenig wie Bayer oder Franke oder Schwabe zu sein nicht bedeutet, dass man kein Deutscher ist. Aber es gibt eben bei jedem auch Besonderheiten, eigene Identitäten. Auch bei den Banater Schwaben und den Siebenbürger Sachsen und all den anderen Aussiedlergruppen. Und auch nach vielen Jahren. Sie ist nicht überzeugt. Ob sie selbst nach 30 Jahren in Deutschland nun Deutsche ist oder immer noch Belarussin? Dieser Frage weicht sie aus.
Zumindest bei den kulinarischen Spezialitäten sind die Besonderheiten einer Gemeinschaft schnell zu erkennen. Alle BdV-Gruppen hatten was fürs Kuchenbuffet mitgebracht: Karlsbader Oblaten, Fettgebäck von den Russlanddeutschen und Baumstriezel von den Siebenbürger Sachsen wetteiferten mit unseren Bäckerkipfeln, der Doboschtorte, den Cremeschnitten und noch vielen anderen leckeren Dingen am Stand. Sie alle lockten die Passanten an, luden zum Probieren ein. Auch das eine oder andere Glas Rekascher Wein wurde gern genossen. Den ganzen Tag über war immer was los. Nicht nur Passanten näherten sich neugierig, auch Politiker kamen vorbei, Stadträte, selbst Bundestagsabgeordnete, hielten ein Schwätzchen, informierten sich. Viele Augsburger Stadträtinnen und Stadträte sind Stammgäste bei den Veranstaltungen der Banater Schwaben.
Kreisvorsitzende Dr. Hella Gerber, die gleichzeitig auch die Kreisvorsitzende des BdV Augsburg-Stadt ist, stellte beim offiziellen Teil auf der Festbühne den BdV mit seinen landsmannschaftlichen Gruppen vor, und betonte, dass diese sich bei jeder Gelegenheit gern und aktiv in die Stadtgesellschaft einbringen. Auch beim Europatag haben wir Banater Schwaben wieder gezeigt: Wir sind nicht nur Banater Schwaben, wir sind auch Augsburger. Das ist kein Widerspruch, es sind einfach nur zwei Facetten unserer Identität. Und darum sind wir dabei, wenn es in der Stadt was zu feiern gibt, gerade und erst recht beim Europatag.