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Regelmäßiger Austausch ist für beide Seiten wichtig

Dr. habil. Mathias Beer, Joschi Ament, Peter-Dietmar Leber, Anna Probst, Hans Supritz und Prof. Dr. Reinhard Johler (von links) tauschten sich im Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen im Rahmen des Forums Landsmannschaften aus. Foto: IdGL

Das Forum Landsmannschaften, die Plattform des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen (IdGL) für den Austausch mit Vertretern der donauschwäbischen Landsmannschaften, tagte am 6. Mai. Das IdGL war durch Institutsleiter Prof. Dr. Reinhard Johler und Geschäftsführer Dr. habil. Mathias Beer vertreten, seitens der Landsmannschaften nahmen die Bundesvorsitzenden Joschi Ament (Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn), Peter-Dietmar Leber (Landsmannschaft der Banater Schwaben) und Hans Supritz (Landsmannschaft der Donauschwaben) sowie die stellvertretende Landesvorsitzende der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben in Baden-Württemberg Anna Probst teil.

Professor Johler freute sich, dass die coronabedingte Unterbrechung der Treffen nun endlich ein Ende gefunden habe. Er betonte den Stellenwert, den die Treffen des Instituts mit Vertretern der donauschwäbischen Landsmannschaften in diesem institutionalisierten Rahmen hat, und begrüßte es, dass die Kommunikation zwischen Landsmannschaften und IdGL auch zwischen den Sitzungen des Forums gut funktioniere.

Eingangs gab Professor Johler bekannt, dass seit dem letzten Treffen zwei Todesfälle eingetreten sind, die aufs Engste mit der Geschichte des IdGL verbunden sind. 2020 ist Gründungsdirektor Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Harald Zimmermann und dieses Jahr der zweite wissenschaftliche Leiter des Instituts, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Förster, verschieden. Beide haben das Institut geprägt und mit dazu beigetragen, dass das IdGL heute eine national und international anerkannte Forschungseinrichtung der deutschen Südosteuropaforschung ist.

Anhand einer PowerPoint-Präsentation und ausgewählten Beispielen stellte Professor Johler die Tätigkeit des Instituts in den beiden Jahren vor. Er folgte dabei der Struktur der Tätigkeitsberichte, für deren Erstellung Dr. habil. Mathias Beer verantwortlich war. Die Berichte sind auf der Website des Instituts veröffentlicht. Neben den eingetretenen Personalveränderungen (Einstellung von Dr. Daniela Simon 2021 und die bevorstehende Einstellung von Dr. Cristian Cercel als wissenschaftliche Mitarbeiter sowie von Renate Orendi 2021 im Sekretariat) hob Professor Johler die Erfolge im Bereich von Forschung und Lehre, Dokumentation und Wissensvermittlung sowie das erfolgreiche Einwerben von Drittmitteln und die verstärkte Präsenz des Instituts in den digitalen Medien hervor.

Die Vertreter der Landsmannschaften begrüßten in der anschließenden Diskussion die institutionalisierte Form des Austauschs des Instituts mit den Landsmannschaften und dankten für den Bericht. Er sei, so der Bundesvorsitzende Leber, beeindruckend. Fragen gab es zur einjährigen Stellensperre, die in Kraft tritt, wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin aus dem Institut ausscheidet, sowie der Praxis der Stellenausschreibung und -besetzung. Dr. Beer erläuterte das Verfahren und wies auf die Voraussetzungen hin, die die Bewerberinnen und Bewerber mitbringen müssen. Professor Johler unterstrich die Bedeutung der Sprachkenntnisse in mindestens einer südosteuropäischen Sprache, die mit den Bewerbungen verbunden sind.

Auf Nachfrage gab Dr. Beer Auskünfte zum „Repositorium Heimatbücher“, das das IdGL aufgebaut hat und weiter vervollständigt. Ziel ist es, möglichst viele der donauschwäbischen Heimatbücher in elektronischer Form zur Verfügung zu stellen. Zudem erläuterte er die Zielsetzung und Ergebnisse des mit Partnern in Serbien durchgeführten Drittmittelprojekts zur Sicherung von Unterlagen ehemaliger donauschwäbischer Kirchengemeinden in Jugoslawien.

Die neue wissenschaftliche Mitarbeiterin des IdGL, Dr. Daniela Simon, stellte sodann ihren Werdegang und die Schwerpunkte ihrer Forschung dar, die im Bereich der Geschichte der Habsburgermonarchie des 19. Jahrhunderts, der Geschichte Jugoslawiens und seiner Nachfolgestaaten liegen. Darüber hinaus erläuterte sie die Schwerpunkte, die sie im Bereich des Institutsarchivs legen will. Zu den Kulturhauptstädten Novi Sad, Temeswar und Veszprém wird sie Ausstellungen mit aussagekräftigen Fotos und Dokumenten erarbeiten.

Zum Tagesordnungspunkt „Planungen des IdGL für 2022 und darüber hinaus“ wies Professor Johler anhand der Tätigkeitsberichte die Schwerpunkte aus, die das Institut im laufenden Jahr setzt. Neben einzelnen Projekten hob er die Jahrestagung des Instituts sowie die weiteren Stationen hervor, die die Wanderausstellung „Fließende Räume. Karten des Donauraums 1650-1800“ in der Slowakei, in Ungarn, Österreich und der Bundesrepublik einlegen wird. Am Institut forschen derzeit zwei Doktoranden, Bianca Hepp über Identität und Erinnerungskultur bei den Sathmarer Schwaben und Kaukasusdeutschen in der dritten Generation und Branko Ranković über die Wahrnehmung der Donau in Literatur, Fotografie und Film in der Vojvodina nach 1945.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Vertreter der Landsmannschaften es begrüßen würden, wenn die Mitarbeiter des Instituts verstärkt in die Veranstaltungen der Landsmannschaften einbezogen werden könnten, und das IdGL Berichte über seine Arbeit für die eigenen Presseorgane zur Verfügung stellen würde.

Es folgten Berichte aus der Tätigkeit der Landsmannschaften. Joschi Ament nannte als wichtige Ereignisse des laufenden Jahres für die von ihm geführte Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn den am 7. Mai stattfindenden Schwabenball, die Würdigung des ungarndeutschen Malers Josef de Ponte (1922-2006) aus Anlass der 100. Wiederkehr seines Geburtstags sowie gemeinsame grenzüberschreitende Veranstaltungen (Sanktmartin und Elek). Zudem machte er auf die schwierige Lage aufmerksam, in der sich die Verbandszeitung „Unsere Post“ befindet, und die überschaubare Zahl von noch tätigen Heimatortsgemeinschaften.

Für die Landsmannschaft der Banater Schwaben berichtete Peter-Dietmar Leber unter anderem von dem Ziel, die durch die Pandemie in Mitleidenschaft gezogenen Strukturen des Verbandes zu konsolidieren; vom bevorstehenden Festakt „70 Jahre Landsmannschaft der Banater Schwaben“ am 4. Juni in Ulm, für den Dr. habil. Mathias Beer als Festredner gewonnen werden konnte; von der vollständigen Digitalisierung der „Banater Post“; der bevorstehenden Einrichtung eines Büros der Landsmannschaft in Temeswar; der institutionellen Förderung des Kulturwerks Banater Schwaben durch den Freistaat Bayern sowie über diverse Buchprojekte. Darüber hinaus kündigte Leber die Übergabe des Vorlasses von Peter Krier an das Archiv des IdGL an.

Anna Probst berichtete von den Herausforderungen der Verbandsarbeit durch Corona, den bevorstehenden Vorstandswahlen der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben sowie dem Bundestreffen im Juli.

Für die Landsmannschaft der Donauschwaben berichtete Hans Supritz unter anderem vom eingeleiteten Prozess der Verjüngung des Vorstandes seines Verbandes sowie der Einrichtung von Arbeits- und Kompetenzfeldern; der nur noch geringen Zahl von funktionsfähigen Heimatortsgemeinschaften; von den Bemühungen, die „Mitteilungen der Donauschwaben“ weiterhin herausgeben zu können.

Die Vertreter der Landsmannschaften und das Institut betonten die Bedeutung des regelmäßigen Austausches. Dr. Beer warb dafür, dass nicht mehr benötigte Unterlagen an das Archiv des IdGL abgegeben werden. Professor Johler dankte für die konstruktiven Gespräche und beschloss die diesjährige Sitzung des Forums Landsmannschaften. Als nächste große Veranstaltung steht die Tagung zu „300 Jahre deutsche Einwanderung in Ungarn“ am 7. und 8. Juli in Tübingen an.