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Worschtkoschtprob 2022 in Lenauheim

Jury und Gäste hatten die Qual der Wahl, denn zur Verkostung standen 33 Wurstproben bereit. Fotos: HOG Lenauheim

Tanzvorführung der Lenauheimer banatschwäbischen Trachtengruppe

Gastgeber und Ehrengäste (von links): Iura Hleba von der Union der Ukrainer, Bürgermeister Ilie Suciu, Konsulin Regina Lochner, HOG-Vorsitzender Werner Griebel und Forumsvorsitzender Dr. Johann Fernbach

Die Bratwurst – ob roh oder geräuchert – spielte in der Esskultur der Banater Schwaben schon immer eine wichtige Rolle. Sie ist bei unseren Landsleuten nach wie vor beliebt, so dass viele auch hier in Deutschland die Tradition des Wurstmachens fortführen. Auf eine lange Tradition blickt auch die sogenannte „Worscht-koschtprob“ im Banat zurück, die Anfang der 1970er Jahre von der „Neuen Banater Zeitung“ initiiert und nach der Wende von der „Banater Zeitung“ als öffentliche Veranstaltung weitergeführt wurde. Austragungsort der traditionellen Wurstverkostung war dieses Jahr Lenauheim.

Aus pandemischen Gründen musste das ursprünglich am 17. Februar geplante Fest verschoben werden, wobei sich die Organisatoren schließlich auf den 10. März einigten. Am Tag zuvor war der seit knapp zwei Jahren geltende, auf Grund der Coronakrise eingeführte Alarmzustand durch die rumänische Regierung aufgehoben worden, sodass zahlreiche der bisher bestehenden Einschränkungen wegfielen. Zwar gab es am 9. März landesweit einen Ansturm auf Tankstellen aus Angst vor Spritknappheit und hohen Preisen, aber am nächsten Morgen hatte sich die Panik gelegt.

Der „Worschtkoschtprob“ stand nichts mehr im Wege. Der Tag kündigte sich mit einem wunderbaren Sonnenaufgang an und die Sonne sollte uns den ganzen Tag über begleiten. Die Temperaturen blieben allerdings unter null Grad. „Die Sonne scheint auf einen kalten Stein“, würde meine Oma zu so einem Wetter sagen.

Am Tag vor dem Fest trafen sich der Bürgermeister der Gemeinde Lenauheim Ilie Suciu und der Vorsitzende der HOG Lenauheim Werner Gilde zu einer Besprechung, um die letzten Einzelheiten abzuklären. Am Nachmittag stießen die Vertreter der „Banater Zeitung“ mit ihren Helfern dazu, wonach die Vorbereitungen auf das Fest im großen Saal des Kulturheims begannen. Es wurden Tische auf- und Platten für die Wurstproben bereitgestellt und eine kleine, von der HOG Lenauheim vorbereitete Fotoausstellung zum Thema Schweineschlacht und Wurstmachen aufgestellt. Der renovierte Saal wie auch der gesamte Kulturheim-Komplex mit seinen großen, hellen Räumen, einer Küche und einem schön ausgebauten Gewölbekeller erfuhren mit dieser Veranstaltung ihre Feuertaufe. Gute Dienste leistete angesichts der niedrigen Temperaturen die eingebaute Fußbodenheizung.

Eigens zur „Worschtkoschtprob“ hatten das Bürgermeisteramt und der Gemeinderat ein Schwein geschlachtet und daraus Bratwürste, Grieben und Steaks gemacht. Am Abend gab es Kraut mit Wurst und Fleisch sowie weitere Leckereien vom Schwein.

Am Morgen des Festtags wurden die Wurstproben abgegeben und jeder Teilnehmer bekam eine Nummer. Zum Schluss waren es 33 Proben, die zur Verkostung bereitstanden. Für den Wettbewerb war die Redaktion der „Banater Zeitung“ verantwortlich. Sie bestimmte die Mitglieder der Jury und wickelte den Wettbewerb ab. Die Gemeinde Lenauheim und die HOG Lenauheim haben das Fest finanziell und durch Eigenleistung unterstützt.

Gegen 11 Uhr trafen die „Banater Musikanten“ aus Temeswar ein und verbreiteten mit ihren Blasmusikklängen gute Stimmung. Auch die mitwirkenden Tanzgruppen fanden sich in der Zwischenzeit im Kulturheim ein: zum einen zwei Lenauheimer Tanzgruppen, angeleitet von dem Ehepaar Pătru, eine in rumänischer Tracht, die andere in banatschwäbischer Tracht, zum anderen die Tanzgruppe „Hatzfelder Pipatsche“ unter der Leitung von Hansi Müller. Die unter Anleitung von Edith Singer neu angefertigten banatschwäbischen Trachten der Lenauheimer waren eine Augenweide. Beim Ankleiden halfen Luminiţa Pătru, Gabi Mateaş und Isolde Griebel mit. 

So langsam füllte sich der Saal des ehemaligen „Groß Wertshauses“. Man sah den Gästen die Freude an, nach so langer Zeit wieder eine Veranstaltung besuchen zu können. Überschattet wurde das Fest allerdings von der Sorge um den Krieg in der Ukraine. Dem trugen die Veranstalter Rechnung und riefen zu Spenden für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auf.

Um 12 Uhr eröffnete Siegfried Thiel, Redaktionsleiter der „Banater Zeitung“, das Fest. Nachdem er auf die Tradition der „Worschtkoschtprob“ hingewiesen und deren Ablauf erläutert hatte, begrüßte er die Ehrengäste und dankte den Organisatoren und fleißigen Helfern sowie den mitwirkenden Gruppen .

Für die seit Sommer vergangenen Jahres amtierende Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar Regina Lochner war die „Worschtkoschtprob“ eine Premiere. In ihrem Grußwort betonte die Diplomatin, dass sie sich schon lange auf dieses Fest gefreut habe und sehr gerne dabei sei. Zum ersten Mal an einem solchen Fest nahm auch Iura Hleba, Vorsitzender der Union der Ukrainer im Kreis Temesch, teil. Er war angesichts der dramatischen Situation in der Ukraine als Ehrengast eingeladen worden und berichtete kurz über die Lage der ukrainischen Flüchtlinge in Rumänien. Um diesen zu helfen, bat er um Spenden. Die Spendenaktion erfreute sich der Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, das Herausgeber der „Banater Zeitung“ ist. Dessen Vorsitzender Dr. Johann Fernbach bat in seinem Grußwort ausdrücklich um einen Obolus zugunsten der Ukraine-Flüchtlinge. 

Als nächstes sprach der Lenauheimer Bürgermeister Ilie Suciu, der alle Anwesenden willkommen hieß und seine Freude zum Ausdruck brachte, Gastgeber der diesjährigen Ausgabe der „Worscht-koschtprob“ zu sein. Auch der nächste Redner Werner Griebel begrüßte als Vorsitzender der HOG Lenauheim und Mitorganisator der Veranstaltung die Gäste. Er wies auf die lange Tradition der „Worschtkoschtprob“ hin und fand lobende Worte für die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lenauheim und der Redaktion der „Banater Zeitung“ bei der Planung und Vorbereitung des Festes. Anhand von Fotos aus dem HOG-Archiv, die er auf vier ausgestellten Tafeln gruppiert hatte, gab er einen Einblick in die Tradition der Schweinemast, der Schweineschlacht und des Wurstmachens in Lenauheim.

Nach diesen Wortmeldungen schritt die fünfköpfige Jury unter dem Vorsitz von Konsulin Lochner (ihr gehörte auch unsere Lenauheimer Landsmännin Erna Toth, geb. Maier an) zur Wurstverkostung. Keine leichte Aufgabe für die Juroren, die 33 Proben bewerten und die besten unter diesen ermitteln mussten.

Während dieser Zeit spielten die „Banater Musikanten“ unter der Leitung von Iosif Dorel Antal schöne Blasmusikstücke. Der Reihe absolvierten auch die drei Trachtengruppen ihre Auftritte. Die Tanzdarbietungen erfreuten das Publikum, das sich mitreißen ließ und nach jedem Tanz reichlich Applaus spendete.

Nun hatten auch die Gäste Gelegenheit, in den Genuss der Köstlichkeiten zu gelangen, die auf den Tischen appetitlich angerichtet waren. Es gab reichlich Bratwurst in den verschiedensten Geschmacksrichtungen, frische Produkte vom geschlachteten Schwein, Hefegebäck (Cozonac) sowie Getränke. Im Saal herrschte eine angenehme Atmosphäre, die Menschen kamen miteinander ins Gespräch, wobei sich nicht alles um die Wurst drehte, wie man meinen könnte.

Nachdem die Jurymitglieder die Verkostung beendet und ihre Bewertungen abgegeben hatte, verkündete die deutsche Konsulin die Gewinner. Den ersten Platz belegte Marian Sorin Duma aus Großkomlosch, auf Platz 2 kamen „Die Acht aus Temeswar“ um Hansi Müller, während Vasile Viorel Pomenar aus Lenauheim den dritten Platz belegte. Der Preis der Jury ging an Christine Theresia Neu aus Sackelhausen/Reutlingen. Die Preisgewinner bekamen seitens der „Banater Zeitung“ je ein Präsent und je eine Plakette, die von Regina Lochner und Siegfried Thiel überreicht wurden.

Lolita Mallinger, Schatzmeisterin des Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsvereins (DRW) Arad, hatte für den Verein eine Tombola organisiert. Als Preise winkten drei Abos für die „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien / Banater Zeitung“. Bei den durch Losziehung ermitteln Gewinnern stellte sich heraus, dass sie bereits Abonnenten der ADZ/BZ sind. Sie werden deshalb ihre Gewinner-Abos verschenken.

Die „Wortschtkoschtprob“ in Lenauheim erfreute sich eines regen Medieninteresses. Vertreten waren neben der „Banater Zeitung“, die mit ihrem gesamten Team anwesend war, Radio Temeswar, TVR Temeswar, TVR Bukarest, die „Hermannstädter Zeitung“ sowie mehrere rumänische Printmedien. 

Alles in allem war es ein schönes Fest, zu dessen Gelingen viele beigetragen haben, nicht zuletzt die „Banater Musikanten“, die viele bekannte Weisen spielten und auch mit ihrem Gesang in deutscher Sprache großen Anklang beim Publikum fanden. 

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei, besagt eine Redewendung. So nahm auch die „Worschkoschtprob“ in Lenauheim ein Ende. Viele Gäste verabschiedeten sich mit einem Dankeschön an die Organisatoren. Einen Dank aussprechen für die gelungene Zusammenarbeit möchten auch wir der „Banater Zeitung“, dem Demokratischen Forum der Deutschen im Banat (DFDB) und dem Bürgermeisteramt von Lenauheim.

Am Rande der Veranstaltung führten Bürgermeister Suciu und der HOG-Vorsitzende Griebel gute Gespräche mit der Konsulin Regina Lochner und dem DFDB-Vorsitzenden Dr. Johann Fernbach, die sich auf das Wirken der HOG und deren Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lenauheim und dem Banater Forum bezogen. Der HOG-Vorsitzende überreichte seinen Gesprächspartnern je ein Exemplar des Lenauheimer Heimatblattes 2021, in dem sich die vielseitige Tätigkeit der HOG Lenauheim widerspiegelt.