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Facettenreiche Brauchtumsvorstellung

Das von der Banater Trachtengruppe Esslingen/Wendlingen dargebotene abwechslungsreiche Programm veranschaulichte mittels Volkstänzen, Liedern, Gedichten und eines Mundartstücks Traditionen und Brauchtum der Banater Schwaben.

Das von der Banater Trachtengruppe Esslingen/Wendlingen dargebotene abwechslungsreiche Programm veranschaulichte mittels Volkstänzen, Liedern, Gedichten und eines Mundartstücks Traditionen und Brauchtum der Banater Schwaben.

Die Darsteller des kurzen Theaterstücks „Aschenbrödel“ in banatschwäbischer Mundart. Fotos: Walter Tonţa

Der Verein Haus der Donauschwaben war gut beraten, die Trachtengruppe des Kreisverbandes Esslingen/Wendlingen der Banater Schwaben zum Tag der offenen Tür im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen am 24. Juli einzuladen (wir berichteten), ist diese Gruppe doch ein Aushängeschild unserer Landsmannschaft und ein beredtes Beispiel für eine über mehr als drei Jahrzehnte erfolgreiche Jugendarbeit im Bereich der Traditions- und Brauchtumspflege. 

Die Darbietungen der Trachtengruppe im Rahmen des kulturellen Begleitprogramms zum Tag der offenen Tür sind in mehrfacher Hinsicht besonders hervorzuheben: Die Jugendlichen präsentierten ein einstündiges Programm, das darauf ausgerichtet war, die Banater Schwaben, ihre Geschichte und ihr Brauchtum in all seinen Facetten vorzustellen. Dementsprechend vielfältig und abwechslungsreich gestalteten sie ihren Auftritt und nahmen das Publikum mit auf eine kulturelle Reise, in deren Verlauf mittels Volkstanzvorführungen, Lied- und Gedichtvorträgen sowie eines kurzen Theaterstücks die Traditionen und regionalen Eigenheiten der Banater Schwaben aufgezeigt wurden. 

Die einzelnen Programmpunkte ließen erkennen, wie vielseitig die Aktivitäten der Esslinger Trachtengruppe sind: Hier wird im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes getanzt, gesungen, musiziert, Theater gespielt und vieles andere mehr, darüber hinaus legt man Wert darauf, den Jugendlichen Wissen zur Geschichte und Kultur der Banater Schwaben zu vermitteln.

Und noch eines führte der Auftritt vor Augen: Die Jugendlichen wirken souverän, weil sie das, was sie vorführen, perfekt beherrschen und weil sie selbst Verantwortung dafür tragen. Die beiden mitwirkenden Gruppen – die Kindergruppe 2 (11 bis 16 Jahre) und die Jugendgruppe (16 bis 27 Jahre) – werden von Jugendlichen selbst geleitet, die eine von Anna Lehmann, die andere von Ann-Kathrin Kobsa. Letzterer oblag auch die Moderation des Programms. Dabei behielt Renate Krispin, die beherzte Gesamtleiterin der Trachtengruppe, im Hintergrund alles im Blick.  

Zum Einstieg gab es von Romy Kemmner, Marie-Kristin Kobsa, Lena Schleppe und Anastasia Strauch (Gruppe 2) Hintergrundinformationen über die Banater Schwaben und die Trachtengruppe. Damit hatten sie sich, wie in der Moderation angemerkt, während der Corona-Zeit, als Präsenztreffen nicht möglich waren, intensiv beschäftigt. Das in eine PowerPoint-Präsentation gegossene Ergebnis ihrer Arbeit stellten sie nun vor. Das Publikum erfuhr, wer die Donauschwaben sind und wie es zu dieser Bezeichnung kam, wie die Geschichte der Banater Schwaben verlief, wie sich die Esslinger Trachtengruppe gliedert, welche Aktivitäten sie entfaltet und wie vielfältig die hier geleistete Brauchtumsarbeit ist.

Dass sie begnadete und begeisterte Tänzerinnen und Tänzer sind, stellten Pia Böse, Sonja Dieterle, Ann-Kathrin Kobsa, Johanna Koch, Anna Lehmann, Johannes Krispin, Lukas Krispin und Lars Wild unter Beweis. Die Jugendgruppe, für die es der erste Auftritt in diesem Jahr war, zeigte mit dem „Donauschwabenwalzer“ und der Polka „Mein Banater Land“ zwei Gemeinschaftstänze der Jugendorganisation DBJT und beendete mit dem Walzer „Wenn zwei sich wirklich lieben“ ihre Darbietung.
Die Mundart ist ein wesentliches Identitätsmerkmal einer Volksgruppe. Wie „Schwowisch“ klingt, verdeutlichte der nächste Programmpunkt. Lars Wild trug zunächst das Gedicht „Mei Heimat“ der Jahrmarkter Mundartdichterin Marianne Ebner vor, wonach die Singgruppe das lustige Lied „Die Fresch“ und die von Franz Stürmer bearbeitete Banater Volksweise „Die wahre Lieb“ zu Gehör brachte. Der A-capella-Gesang ergab einen harmonischen Gesamtklang, der das Publikum begeisterte.

Mit ebenso großer Begeisterung verfolgte es die zweite Tanzvorführung der Jugendgruppe, der eine kurze Vorstellung der von den Tänzerinnen und Tänzern getragenen Moritzfelder Festtagstracht durch Ann-Kathrin Kobsa vorangegangen ist. Mit den Grundinformationen zur Tracht versorgt, kamen die Zuschauer in den Genuss zweier weiterer Gemeinschaftstänze. Neben dem Walzer „Kathiländer“ präsentierten die Jugendlichen die Polka „Veilchenblaue Augen“ – bei den Banater Trachtengruppen in Deutschland mit Abstand der beliebteste und am meisten getanzte Volkstanz, wie die Moderatorin anmerkte.

Als nächstes stand ein kurzes Theaterstück auf dem Programm: „Aschenbrödl“, eine Adaption des Grimmschen Märchens „Aschenputtel“ im Banater Dialekt. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Darstellerinnen und Darsteller keine Mundartsprecher sind und sich den „schwowischen“ Text erst aneignen mussten. „So kam es bei den Proben zu vielen lustigen Momenten“, verriet Ann-Kathrin Kobsa. Die jungen Leute meisterten das Stück mit Bravour. 

Mit dem Lied „Hem geh ich net“ und dem Tanz „Bis bald auf Wiedersehen“ verabschiedete sich die Jugendgruppe vom Publikum. Für die gelungene Darbietung gab es zum Schluss viel Applaus und anerkennende Worte, unter anderem auch seitens des Vorsitzenden des Vereins Haus der Donauschwaben Raimund Haser. Diesen Beifall und Lob haben sich die Mitwirkenden redlich verdient. Und auch ich ziehe den Hut vor dieser Leistung.