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Augsburg bewegt sich und wir bewegen uns mit

Wieder auf der Bühne: Die Tanzgruppen der Banater Schwaben und der Siebenbürger Sachsen führten Volkstänze vor, präsentierten ihre Trachten und informierten über die beiden Volksgruppen. Fotos: privat

Unter dem Schlagwort #augsburgbewegt „fasst die Stadt Augsburg alle Maßnahmen zusammen, die dazu beitragen sollen, Bürgerinnen und Bürgern genauso wie Akteurinnen und Akteure (...) wieder zu begeistern und in Bewegung zu bringen“, heißt es auf der Website der Stadt. Dieses Konzept hat das Referat für Kulturerbe, Welterbe und Sport im Rahmen eines Fünf-Stufen-Plans zur Reaktivierung nach Corona vorgestellt. 

Eine Ausschreibung zur Teilnahme am „Gaswerksommer“ als Teil des Programms zum „Stadtsommer 2021“ ließ die Vorfreude, endlich wieder aktiv werden zu können, steigen. 

Einblicke in ein erstes Gespräch unter den Gruppenleitern:

Andrea Kielburg: Habt ihr die Ausschreibung gesehen? Es werden Kulturgruppen für einen Auftritt beim Gaswerksommer gesucht. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Auftritt der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben aus Augsburg?

Frank Orend: Ein Auftritt? So richtig live?

Andrea Kielburg: Ja!

Udo Schneider: Mit Zuschauern?

Ramona Sobotta: Ja!

Frank Orend: Wirklich?

Ramona Sobotta: Ja!

Udo Schneider: Das klingt großartig! Aber meinst du wirklich, dass das klappt? Die aktuellen Corona-Regeln sehen ja nicht so gut aus…

Andrea Kielburg: Ich weiß es nicht, aber lass es uns einfach versuchen!

Frank Orend: Das sollten wir machen. Lass uns in die Planung gehen.

Das war Anfang April 2021. Was darauf folgte, waren viele Planungsstunden, Proben via Skype oder in Mini-Gruppen im Garten, Absprachen zwischen den Tanzgruppen und immer wieder Änderungen der Corona-Vorschriften. Brauchen alle einen PCR-Test? Gelten die Beschränkungen bezüglich Personenzahl auch auf der Bühne? Dürfen die Masken abgesetzt werden? Haben wir Geimpfte oder Genesene? Wie schaffen wir es, dass die Tanzgruppen sich abwechseln und dabei den Abstand einhalten? Und noch viele weitere Fragen rund um den Ablauf und die gültigen Regeln. Daneben galt es, die Trachten wieder aus den Kellern und Dachböden rauszukramen, zu prüfen, ob sie trotz etwaiger Corona-Kilos noch passen, die Tanzschuhe herzurichten und weitere Handgriffe zu erledigen, um für den Auftritt vorbereitet zu sein.

Dann stand der große Tag am 6. Juni bevor. Doch schon am Morgen wurde klar, dass Petrus es nicht gut mit uns meint: Strömender Regen und Gewitterwarnung. So macht das weder uns und unseren Trachten noch den Zuschauern Spaß. Zum Glück waren die Organisatoren der Veranstaltung sehr flexibel und boten uns einen Ersatztermin an. Und so standen wir eine Woche später, am 13. Juni, bei strahlendem Sonnenschein nach einer Pause von eineinhalb Jahren wieder in Tracht auf einer Bühne. Was wir dort zeigen durften, war ein Programm aus mehreren Volkstänzen neben Trachtenpräsentationen und Informationen über die beiden Volksgruppen, die trotz großer Gemeinsamkeiten auch viele Unterschiede vorweisen. 

Die Zuschauer, die es sich im Biergarten auf der Aktivwiese vor der Bühne gemütlich gemacht hatten, wurden informiert über die Tanzgruppen und ihr Wirken, aber auch über die Beschaffenheit und Herstellung der Trachten, weitere Bestandteile wie Hüte oder Mäntel sowie die Anlässe, zu denen damals wie heute Tracht getragen wird. Natürlich gab es die Trachten auch in Aktion zu sehen. Den Beginn machte die Siebenbürgische Kindertanzgruppe Augsburg, die die Tänze „Pappillon“ und „Schlamperer“ zeigte. Die erste Tracht, die vorgestellt wurde, war die Banater Mädchentracht, die vor allem mit den vier gestärkten Unterröcken und dem Tuch, das im Rücken beginnt und flügelartige Ausläufer hat, sehr aufwändig ist. Wie vielfältig und unterschiedlich die Trachten sein können, war schon bei dem kleinen Teil der Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben Augsburg, der jetzt auf der Bühne stand, sichtbar. Gezeigt wurde dabei die „Donauschwäbische Tanzfolge“, bei der die Paare coronakonform nebeneinander statt im Kreis standen.  

Direkt im Anschluss war die Siebenbürgische Frauentracht an der Reihe, die zwar nicht so großvolumig ist wie die der Banater Schwaben, aber dennoch einige Besonderheiten vorzuweisen hat. Hervorzuheben sind dabei vor allem die Schürze, die mit dem Namen und dem Jahr der Konfirmation des Mädchens bestickt ist, und der Spangengürtel, der meist sehr prunkvoll gestaltet ist. Die Siebenbürgische Tanzgruppe Augsburg zeigte nun den „Reklich Med“ sowie den „Hetlinger Bandriter“. Natürlich kamen auch die Männertrachten der beiden Gruppen nicht zu kurz. Während bei der Banater Männertracht, die in Schwarz und Weiß gehalten ist, eher der Hut bunte Elemente aufweist, ist die siebenbürgische Männertracht, vor allem durch die Krawatte und den Gürtel, etwas farbenfroher. Nach der „Uschi-Polka“ und dem „Kathieländler“ der Banater Schwaben legten die Siebenbürger Sachsen mit dem „Zillertaler Hochzeitsmarsch“ den letzten Tanz für diesen Abend auf die Bühne.  

Nachdem bei den Tänzen und Präsentationen das Augenmerk auf den Unterschieden zwischen Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben lag, folgte zum Schluss ein Lied, mit dem beide Tanzgruppen viel verbinden und das auf keiner Veranstaltung fehlen darf: „Wahre Freundschaft“. Gemeinsam standen wir, leider nicht im großen Kreis, sondern jeder mit Abstand, auf der Bühne und sangen das Lied, das bei vielen für Gänsehaut gesorgt hat.

Nach dem Auftritt waren wir uns alle einig:

Andrea Kielburg: Schön war´s!  

Sandra Bruss: Find ich auch!

Ramona Sobotta: Anfangs hatte ich große Bedenken und habe bis zum Schluss nicht gedacht, dass das Festival stattfindet. Aber es war das Beste, was wir als Neustart nach Corona machen konnten.

Andrea Kielburg: Ich würde sagen, Comeback gelungen!

Udo Schneider: Auf jeden Fall! Und bis zum nächsten gemeinsamen Auftritt ist es sicher auch nicht mehr weit!

Diese Stimmung spiegelte sich auch bei allen aktiven Teilnehmern und bei den Zuschauern wider. Es war uns eine Freude, nach so langer Zeit wieder vor Publikum auftreten zu können. Wir bedanken uns bei allen Zuschauern für den Besuch und auch bei allen Helfern im Hintergrund für die tatkräftige Unterstützung. Den Organisatoren des „Gaswerksommers“ ein großes Lob für die gelungene Umsetzung unter diesen Rahmenbedingungen. Wir freuen uns auf weitere Möglichkeiten, in Bewegung zu bleiben. 

#augsburgbewegt!