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„Virtuell und trotzdem verbunden“ - Vielseitigkeit beim digitalen Heimattag der Banater Deutschen

Der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat Dr. Johann Fernbach und seine beiden Stellvertreter Michael Szellner und Erwin Josef Ţigla legten am Denkmal für die Banater Russlanddeportierten vor dem Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar einen Kranz nieder. Foto: Zoltán Pázmány

Die neueste Trägerin der Ehrennadel in Gold des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat Helene Wolf und die mit dem Stefan-Jäger-Preis ausgezeichnete Astrid Kataro mit den beiden Laudatorinnen Lorette Cherăscu und Astrid Weisz, dem Abgeordneten Ovidiu Ganţ und Vorstandsmitgliedern des DFDB. Foto: Zoltán Pázmány

Die Trachtengruppe „Billeder Heiderose“ mit Leiterin Edith Barta und Tanzlehrer Hansi Müller bereicherte das Kulturprogramm der Heimattage mit zwei Tanzvorführungen. Foto: Adrian Ardelean

Seinen Landsleuten habe der Heimatmaler Stefan Jäger „ins Gemüt geschaut“, „idyllische Bilder im Festtagskleid“ gemalt, aber auch „die Dorfwelt“ sowie „Aspekte des täglichen Lebens“ auf Leinwand und Papier festgehalten. Die Aussagen der Kunsthistorikerin Annemarie-Podlipny-Hehn bei ihrer Präsentation weniger bekannter Werke des Malers Stefan Jäger stehen gleichzeitig auch für das, was die Heimattage der Banater Deutschen eigentlich ausmachen. Unter dem Motto „Virtuell und trotzdem verbunden“ hatte sich das Demokratische Forum der Deutschen im Banat (DFDB) am vergangenen Wochenende (29.-30. Mai, Anm. d. Red.) für eine Sonderausgabe in Digitalform der Heimattage in Temeswar entschieden.

Die diesjährige Veranstaltung war trotz Pandemieauflagen ein von Vielfalt geprägtes Ereignis, mit vielen kulturellen und unterhaltsamen Momenten, mit Ehrungen erfolgreicher Banaterinnen und einer Würdigung des musikalischen Genies Ludwig van Beethoven, das auch fast 200 Jahre nach seinem Tod nichts von seinem Stellenwert eingebüßt hat.

Festakt und Festgottesdienst, Musik und Tanz, Auszeichnungen und Buchvorstellungen, Grußworte aus nah und fern – im Grunde haben sich die diesjährigen Heimattage von den vorangegangenen so gut wie gar nicht unterschieden. Man konnte sich zwar nicht treffen, begrüßen und direkt ansprechen, einen kleinen Vorteil gab es dann doch: Es konnte jeder dabei sein, denn die moderne Technik ließ das Publikum insgesamt mehr als vier Stunden lang weltweit am Fest der Banater Deutschen teilhaben. Genauso kamen die Akteure des Treffens von weither und leisteten ihren Beitrag – ganz einerlei, ob es die Grußbotschaften aus Deutschland, aus Bukarest oder Hermannstadt waren, die musikalischen Beiträge aus dem Banat, aber auch aus Deutschland und aus der spanischen Hauptstadt Madrid. Es waren digitale Heimattage, mit vielen aktuellen Bildern aus kürzlich erfolgten Aufzeichnungen, mit Archivaufzeichnungen, mit klassischer und volkstümlicher Musik, die mit ihren Klängen als Alternative zu dem Wortanteil mit seinen heimatverbundenen beziehungsweise tiefgreifenden Vokabeln stand.

Mit einem Gottesdienst in der Temeswarer Katharinenkirche, zelebriert von Monsignore Johann Dirschl, Generalvikar der Diözese Temeswar, und musikalisch umrahmt vom Temeswarer Domchor, gefolgt von einer Kranzniederlegung am Denkmal der ehemaligen Russlandverschleppten im Hof des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses, vervollständigten die Veranstalter ein Programm, das alle ein wenig für die aktuellen pandemischen Zeiten entschädigen sollte. Bereits vor zwei Wochen hatte der DFDB-Vorsitzende Dr. Johann Fernbach der Banater Zeitung gesagt: „Wenn die Banater Deutschen nicht zu uns kommen können, dann gehen wir sozusagen zu ihnen nach Hause.“ Und in seiner Festansprache erwähnte Fernbach unter anderem, dass „die Banater Deutschen, ganz einerlei, wo sie sich befinden, zusammen ihre Feste begehen“. Er sei zudem der festen  Überzeugung, „dass wir alle, hüben wie drüben, die heilige Pflicht haben, unseren Kindern und Enkeln unsere Geschichte zu erzählen und unsere Traditionen weiterzugeben“, betonte der Vorsitzende des Banater Regionalforums.    

Die Grußworte, egal ob diese vom Deutschen Forum, aus der hohen Politik, aus der Kommunalpolitik oder aus der Diplomatie kamen, hoben die Bedeutung der Heimattage hervor, aber auch das Zeichen, das diese setzen. Der Zusammenhalt der deutschen Gemeinschaft wurde dabei angesprochen, die Leistungen des Forums im Interesse der Banater- und Rumäniendeutschen und nicht zuletzt die europäischen Werte, die eine Minderheit, in diesem Fall die deutsche, zu vermitteln und zu tragen vermag. Es geht eben auch darum, die Gemeinschaft lebendig zu erhalten, so die Quintessenz der Ansprachen.

So wie alle anderen Programmpunkte sagte die Schauspielerin und Rundfunkredakteurin Tatiana Sessler-Toami auch die Ehrungen des Tages an. Diese gingen diesmal an Helene Wolf und Astrid Kataro. Helene Wolf ist seit vielen Jahren Direktorin der Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar, die größte deutsche Schule in Rumänien. Die Physiklehrerin ist seit den Heimattagen die neueste Trägerin der höchsten Auszeichnung des Banater Deutschen Forums, der Ehrennadel in Gold. Astrid Kataro erhielt ihrerseits den Stefan-Jäger-Preis von der gleichnamigen Banater Stiftung. 

Gleich mehrere Bücher wurden bei den Heimattagen vorgestellt: Annemarie-Podlipny-Hehn stellte Bücher über die Banater Maler Stefan Jäger, Emil Lenhardt und Adolf Humborg vor, Hochschullehrerin Eleonora Ringler-Pascu den neuesten Gedichtband „unter vier Augen“ von Lucian Vărşăndan, dann das Kochbuch von Ramona Lambing, die nicht nur Rezepte bringt, sondern auch vieles über die Banater Esskultur. Erwähnt wurde auch das Buch „Mariendorf“ von BZ-Redakteur und Schriftsteller Balthasar Waitz sowie der zuletzt erschienene Stafette-Sammelband.

Ana Maria Popan war in den letzten Jahren bei vielen Musikabenden des Deutschen Forums zugegen. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn sie nun in Madrid studiert. Ebenfalls aus der Ferne sandte der Banater Richard Beisser mit seinen „Böhmischen Musikanten“ (Leitung Lukas Bruckmeyer) musikalische Grüße aus Deutschland. Heimatliche Klänge überbrachten auch die Banater Musikanten, schwäbische Tänze zeigte der Jugendtrachtenverein Banater Rosmarein sowie Tanzgruppen aus mehreren Temescher Ortschaften. Die Botschaft aller war, erst einmal aus der Ferne mitzumachen und in zwei Jahren wieder vor Ort dabei zu sein.

Das gesamte Programm der 15. Auflage der Heimattage der Banater Deutschen ist nach wie vor auf der Facebook-Seite sowie auf dem YouTube-Kanal des Banater Forums unter „DFDR Banat“ abrufbar. 

Grußwort des Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber

Liebe Landsleute im Banat, die Banater Schwaben aus Deutschland und den anderen Staaten, in denen unsere Mitglieder leben, grüßen Sie herzlich. Wir wären an diesem Wochenende wieder sehr gerne in das Banat und nach Temeswar gekommen, um gemeinsam die Heimattage der Deutschen im Banat zu begehen. Wir wären gerne gekommen, um uns wieder zu treffen, auszutauschen, gemeinsam zu erinnern und zu feiern. 

Wie schon im vergangenen Jahr an unserem Heimattag in Ulm lässt die Pandemie auch diesmal eine Begegnung vor Ort nicht zu. Wir bedauern das sehr. Denn eines hat uns diese Pandemie, neben den möglichen schlimmen Folgen für unsere jeweilige Gesundheit, auch gezeigt: Es ist wichtig für uns Menschen, einander zu begegnen, sich auszutauschen, Gemeinschaft erlebbar zu machen, gemeinsam zu gestalten. Und wenn das schon für alle Menschen gilt, wie viel mehr dann für uns Banater Schwaben, die wir unabhängig davon, wo wir heute leben, ein großes Interesse daran haben, diese Gemeinschaft lebendig zu halten, ihr Impulse zu geben, sie weiterzuentwickeln.

In diesem Jahr ist das anders, aber wir nehmen das nächste Jahr in Ulm wieder in den Blick und dann als Höhepunkt das Kulturhauptstadtjahr 2023 in Temeswar. Wir sind da, wir bleiben dabei, wir kommen wieder. Alles Gute und bis bald. Bleiben Sie gesund!