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Landsmannschaftliches Wirken in Corona-Zeiten - Verbandstagung online

Teilnehmer an der Online-Tagung der Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaften sowie der Landes- und Kreisverbände der Landsmannschaft der Banater Schwaben Screenshot: Jürgen Griebel

Wir haben uns mittlerweile wohl daran gewöhnt: Statt Veranstaltungen und Begegnungen in gewohnter Form, von denen ein Verband wie unsere Landsmannschaft lebt und die uns als Gemeinschaft ausmachen, sind seit gut einem Jahr nur mehr Treffen, Tagungen und Beratungen im virtuellen Raum möglich, statt Fotos von Zusammenkünften, Trachtenaufmärschen, Tanzvorführungen, musikalischen Darbietungen, Wallfahrten oder geselligen Abenden illustrieren Bildschirmfotos, sogenannte Screenshots, die spärlichen Berichte aus unserem Verbandsleben. Dass dem so ist, liegt an der Corona-Pandemie.

Nachdem die Verbandstagung unserer Landsmannschaft, die traditionell im Monat März im Donauschwabenhaus in Frankenthal stattfindet, im vergangenen Jahr aufgrund der von Bund und Ländern verhängten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus kurzfristig abgesagt werden musste, bestand die Hoffnung, sich in diesem Jahr wieder in Frankenthal treffen zu können. Im Rundschreiben des Bundesvorstandes vom 11. März 2020 hieß es noch optimistisch: „Die nächste HOG-Tagung findet am 20. und 21. März 2021 statt.“ Gemeint war selbstverständlich eine Präsenzveranstaltung mit Begegnung, Vermittlung und Austausch, die schon immer die bestimmenden Konstanten dieses Treffens waren. Doch alle Hoffnung war vergeblich.

Um den Vorsitzenden der Landes- und Kreisverbände sowie der Heimatortsgemeinschaften die Möglichkeit zu bieten, sich wenigstens online treffen und austauschen zu können, lud der Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben am 20. März zu einer Online-Tagung ein. Die Tagung lief über das Konferenz-Tool GoToMeeting ab. Die technischen Vorbereitungen hatte der stellvertretende Bundesvorsitzende Jürgen Griebel getroffen, dem auch die technische Moderation während der Tagung oblag.

Hohe Teilnehmerzahl zeugt von Interesse

Die Vorsitzenden der Verbandsgliederungen hatten die Möglichkeit, über Computer, Tablet oder Smartphone an der Online-Tagung teilzunehmen oder sich über Telefon einzuwählen. In der Spitze waren es 85 Teilnehmer, da aber an einigen Rechnern auch zwei Personen saßen, kann man von über 100 Teilnehmern ausgehen. Die Tagung fand in zwei Blöcken von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr statt. Darüber hinaus wurde auch ein kurzes Abendprogramm geboten.

Nach einigen technischen Erläuterungen und Informationen zum Ablauf seitens des Moderators Jürgen Griebel begrüßte Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber die teilnehmenden Vorsitzenden der landsmannschaftlichen Gliederungen und gratulierte allen neuen Vorständen, die in dieser schwierigen Zeit Verantwortung für unseren Verband übernommen haben. Danach rief er zum Gedenken der Opfer der Corona-Pandemie auf, die auch in den Reihen unseres Verbandes Lücken hinterlassen hat. Lang war die Liste der seit dem letzten HOG-Treffen 2019 verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden von landsmannschaftlichen Vereinen, derer in einer stillen Gedenkminute gedacht wurde. Es waren dies in chronologischer Reihenfolge: Ludwig Jost, HOG Pesak; Pfarrer Dr. Adolf Fugel, HOG Großsanktnikolaus; Helmut Schneider, Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben und des KV Schwabach; Michael Bomans, HOG Traunau; Jakob Lehmann, HOG Deutschbentschek; Irene Rohm, HOG Moritzfeld; Jakob Laub, Bundesvorsitzender und Vorsitzender des LV Baden-Württemberg; Hans Mersch, Stellvertretender Bundesvorsitzender und Vorsitzender des KV Göppingen; Johann Georg Mojem, Stellvertretender Bundesvorsitzender und Vorsitzender des KV Stuttgart; Josef Wissenz, KV Erlangen; Johann Schäffer, HOG Zipar.

Anschließend hieß die HOG-Sprecherin im Bundesvorstand Anita Maurer die Teilnehmer willkommen. Bei der HOG-Tagung in Frankenthal im März 2019 zur stellvertretenden HOG-Sprecherin gewählt und einen Monat später, nachdem Franz Schlechter aus dem Amt ausschied, als HOG-Sprecherin kommissarisch nachgerückt, gab Maurer bei dieser Tagung ihren Einstand. Seit 2011 ist sie Vorsitzende der HOG Schöndorf.  Sie sehe die Arbeit der Heimatortsgemeinschaften im Wandel, betonte Maurer, was nicht nur durch den generationsbedingten Wechsel in den Vorständen bedingt sei, sondern sich auch in der Art und Weise äußere, „wie wir den Zusammenhalt und den Fortbestand unserer Gemeinschaften in Zukunft aufrechterhalten“. Die Pandemie verschärfe die Situation noch mehr, zumal Zusammenkünfte, die für den Fortbestand unserer Gemeinschaft so wichtig sind, nicht stattfinden können.
Die Planung der in diesem Jahr anstehenden Heimatortstreffen erweise sich als schwierig, da ein Ende der Krise in naher Zukunft nicht abzusehen sei. Als Organisatoren stünden die Vorstände in der Verantwortung. „Es sollte nichts überstürzt und kein unnötiges Risiko eingegangen werden“, appellierte die HOG-Sprecherin. Treffen zu Pfingsten seien unmöglich und selbst im Herbst sei es unwahrscheinlich, dass diese unter normalen Bedingungen stattfinden können. „Maske und Abstand helfen uns im Alltag, aber nicht bei einem freudigen Wiedersehen mit Landsleuten bei Musik und Tanz“, sagte Anita Maurer. Maurer betonte, wie wichtig es sei, gerade in dieser schwierigen Zeit den Kontakt aufrechtzuerhalten und den Austausch im Verband zu pflegen. Eine gute Gelegenheit biete diese Online-Tagung, auch wenn solche Formate persönliche Begegnungen nicht ersetzen können.

Als erster Referent sprach der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber über die Situation der Landsmannschaft in Corona-Zeiten, über aktuelle Schwerpunkte und zukünftige Anliegen der Verbandsarbeit. 

Landsmannschaft: aktuelle Situation

Um auf die große Diskrepanz zwischen dem einstigen landsmannschaftlichen Leben in 150 organisierten Vereinen, geprägt von Nähe, Herzlichkeit, übervollen Räumen und Hallen, und auf die augenblickliche Situation während der Corona-Pandemie hinzuweisen, zeigte der Bundesvorsitzende einige Bilder von Heimattagen in Ulm und Temeswar, von Wallfahrten in Altötting und Maria Radna.

Der Bundesvorstand habe im vergangenen Jahr die größte Veranstaltung, unseren Heimattag, ebenso den Festakt zum 70-jährigen Bestehen unseres Verbandes, Tagungen, Konzerte und vieles mehr absagen müssen. Dies habe nicht nur für den Bundesverband, sondern für alle Gliederungen unseres Verbandes gegolten. Leber weiter: „Und hatten wir am Anfang noch gemeint, dass das in einigen Monaten, in einem halben Jahr, spätestens in einem Jahr alles vorbei sein würde, so wurden wir eines Besseren belehrt. Die Maske ist zum täglichen Utensil wie ein Taschentuch oder – moderner – ein Mobiltelefon, geworden, der Abstand auf der Straße, in der Bahn oder im Supermarkt wird routiniert abgeschätzt, die Stimmen sind leiser geworden. Nun betrifft das nicht nur uns, sondern alle Vereine. Uns aber, die wir verstreut leben, die wir die Begegnung brauchen, um uns unserer Zugehörigkeit zu vergewissern, unserer Mundart, unserer Tracht und vieler anderer Spezifika – uns hat diese Pandemie besonders getroffen.“

Habe es am Anfang noch geheißen, etwas zur Ruhe zu kommen, weniger herumzuhetzen, Liegengebliebenes abzuarbeiten, sich mit alten Bildern zu befassen oder Erinnerungen schriftlich festzuhalten, sei es aber irgendwann auch gut gewesen, sagte Leber. Doch mehr sei eben nicht möglich gewesen. Einige wenige Gliederungen hätten kleine Zeitfenster nutzen können, um unter freiem Himmel oder in einer Kirche die eine oder andere Veranstaltung abzuhalten, allein es sei ein mit Einschränkungen verbundenes Wagnis geblieben. „Die Unsicherheit war groß, sie ist es bis heute“, so der Bundesvorsitzende. Die meisten Gliederungen hätten ihre Veranstaltungen bis in den Herbst hinein abgesagt oder auf das kommende Jahr verschoben. Es gelte nämlich zu beachten, dass selbst bei einer Verbesserung der Pandemie-Situation die Unsicherheit bei unseren vornehmlich älteren Mitgliedern groß sei, dass von den Vereinsvorständen Risiken gesundheitlicher und finanzieller Natur eingegangen würden.

Ungeachtet aller Einschränkungen habe der Bundesvorstand jeden Monat in einer Online-Schaltung getagt. Und auch in dieser schwierigen Zeit habe es erfreuliche Zeichen des Aufbruchs gegeben. Leber erwähnte die Gründung des Kulturwerks Banater Schwaben in Bayern, die Entwicklung eigener Online-Angebote durch die Deutsche Banater Jugend und Trachtengruppen (DBJT) oder die Erprobung neuer Formate in einzelnen Gruppen. Dies gelte auch für die anderen Gliederungen unserer Landsmannschaft. „Alle bemühen sich ernsthaft, den Kontakt untereinander aufrechtzuerhalten, bieten Online-Seminare an, erinnern an Ereignisse unserer Geschichte, planen für die Zeit, in der wieder mehr möglich sein wird. Wir haben hierfür die Kraft, wir werden wieder da sein“, ermunterte der Bundesvorsitzende.

Die „Banater Post“ informiert und verbindet

Um dieses Jahr nicht als verlorenes Jahr abzuhaken, habe der Bundesvorstand die Zeit genutzt. Die Bundesgeschäftsstelle mit Redaktion sei technisch neu ausgestattet worden mit einem neuen, leistungsfähigeren Server, mit neuen Rechnern und Laptops, die Präsenz in der Bundesgeschäftsstelle sei personell verringert und es seien strenge Hygienemaßnahmen eingeführt worden. Oberstes Ziel sei dabei immer gewesen: Das Erscheinen der Banater Post müsse gewährleistet sein, zumal die Zeitung ist in dieser Zeit noch wichtiger geworden sei. „Die Banater Post hat in dieser schwierigen Zeit ihre Bewährungsprobe erfüllt, sie ist mehr Zeitung und weniger Vereinsblatt geworden, hat viel Zustimmung erfahren“, lautete Lebers Fazit. 

Für ihren Einsatz dankte er dem verantwortlichen Redakteur Walter Tonţa, den für die Anzeigen und die Mitgliederverwaltung zuständigen Mitarbeiterinnen Karin Bohnenschuh und Brigitte Dam, der Bearbeiterin der Nachrichten aus Heim und Familie Katharina Spick und der Betreuerin des Kulturzentrums Halrun Reinholz. Dank gebühre auch den ehrenamtlichen Mitarbeitern für die Einsendung interessanter Beiträge. Der Appell an die Heimatortsgemeinschaften, die seit Jahren nichts mehr für die Zeitung geliefert haben, über Ereignisse, historische Daten und Jubiläen der Ortsgeschichte zu berichten, bleibe bestehen. „Es ist nicht gut, wenn auf 550 bis 600 Seiten eines Zeitungsjahrgangs manche Ortschaften unerwähnt bleiben, und das sind nicht wenige“, so Leber.

Landsmannschaft steht in der Verantwortung  

Eindringlich appellierte der Bundesvorsitzende an die Vorstände der Vereine, sich der Verantwortung für die von unseren Vorgängern geschaffenen, initiierten oder geprägten Einrichtungen und Institutionen bewusst zu sein, sich dieser Verantwortung zu stellen und für diese Verantwortung zu übernehmen. Dies gelte für soziale und kulturelle, für weltliche und kirchliche Einrichtungen, ob in Deutschland oder im Banat: für Altenheime, Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen, Heimatstuben und Museen, Denkmäler und andere Gedenkstätte, Heimatkirchen und -friedhöfe. „Wir müssen uns immer wieder damit beschäftigen, sie neu entdecken, Fragen stellen und Zugänge finden, die auch für die nächste Generation interessant bleiben“, sagte Leber. Unerlässlich bleibe dabei der Bezug zum Banat. Dies bewiesen „alte“ Landsmannschaften, wie die Landsmannschaft Ostpreußen, die heute gut dastehe, weil sie sich seit Jahren in der Heimatregion der Eltern und Großeltern engagiere und es geschafft habe, gruppenspezifische Anliegen in zukunftsträchtige, allgemeine Angelegenheiten umzuwandeln. Interesse für unser Brauchtum und unsere Geschichte bestehe auch in vielen Banater Gemeinden, wo man bewusst Anknüpfungspunkte suche. Gerade im Vorfeld und im Nachgang des Ereignisses „Temeswar – Europäische Kulturhauptstadt 2023“ biete sich unserem Verband mit allen Gliederungen eine gute Möglichkeit, „unser 300-jähriges Sein im Banat verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken“, so Leber. 

Die Kontroverse um die Adam Müller-Guttenbrunn-Straße in Winnenden im vergangenen Jahr habe gezeigt, dass auch in Deutschland eine neue Generation in Gemeinderäten und Parlamenten, in Ämtern und Funktionen ist, die das Thema Vertriebene und Flüchtlinge mit tagespolitischen Fragen verbinden und nicht mit den Deutschen aus dem Osten und Südosten. Jetzt müsse die Zeit unbedingt genutzt werden, um die Geschichte der Kreisverbände und Heimatortsgemeinschaften zu dokumentieren, um festzuhalten, was an Publikationen (Heimatbücher, Familienbücher, Festschriften, Heimatblätter usw.) und digitalen Medien vorhanden ist, oder um Präsentationen zu erstellen, die in der Öffentlichkeits- und Medienarbeit der Gliederungen wirksam eingesetzt werden können. Leber erinnerte an Gedenksteine und -tafeln, die vor 20 oder 30 Jahren von Kreisverbänden und Heimatortsgemeinschaften errichtet wurden, ebenso an Straßennamen in vielen Orten der Bundesrepublik und in Österreich, die einen Bezug zum Banat haben. Damit sie nicht in Vergessenheit geraten, sollten sie dokumentiert und in der Banater Post vorgestellt werden. Heimatortsgemeinschaften sollten es sich zur Aufgabe machen, Themen zu finden und Projekte zu definieren, die ihren Niederschlag unter anderem in Beiträgen für unsere Verbandszeitung finden können. Beispielsweise böten sich hier vor allem Jahres- und Gedenktage an. 

Von großer Bedeutung seien die wissenschaftlichen Einrichtungen wie das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, das Institut für Kultur- und Geschichte der Deutschen in Südosteuropa in München, das Donauschwäbische Zentralmuseum Ulm, das Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa (ehemaliges Johannes-Künzig-Institut für ostdeutsche Volkskunde) in Freiburg, die Häuser der Heimat in München, Stuttgart und Nürnberg, betonte Leber. Es sei wichtig, junge Leuten in geistes-, kultur- oder sozialwissenschaftlichen Studiengängen zur Beschäftigung mit unseren Themen hinzuführen. 

Aufgrund der präsentierten statistischen Übersichten zur Entwicklung der Mitgliederzahlen unseres Verbandes und der Alterszusammensetzung der Mitglieder war die Werbung von neuen Mitgliedern ein weiteres Thema der Ausführungen. „Landsmannschaft ist mehr als der Bezug der Banater Post, ist mehr als Tanz und Unterhaltung, ist ein bewusstes Eintreten für den Erhalt unserer Gemeinschaft, für die Vermittlung des Erbes dieser Gemeinschaft“, führte Leber aus. Die Mitglieder der Landsmannschaft wüssten das, viele andere Landsleute leider nicht. Vor allem durch einen selbstbewussteren Auftritt und durch persönliche Ansprache sei es möglich, neue Mitglieder zu werben. Der Bundesvorsitzende schlug vor, dass jeder Vorsitzende drei neue Mitglieder rekrutieren solle. Der Bundesvorstand müsse hier mit gutem Beispiel vorangehen.

Friedhöfe und Friedhofspflege im Banat

Nach der Mittagspause referierte die HOG-Sprecherin Anita Maurer zum Thema „Friedhof und Friedhofspflege im Heimatort. Fallbeispiele, Projekte, Optionen“. Es ist ein Thema, dass viele Heimatortsgemeinschaften bewegt und deren Vorstände zum Handeln veranlasst. Die Pflege des Friedhofs im Heimatort zählt zu den prioritären Aufgaben der Heimatortsgemeinschaften, die mittels Spenden der Landsleute, zum Teil auch durch Arbeitseinsätze vor Ort oder in Kooperation mit den Gemeinden, wahrgenommen werden. Anhand ausgewählter Beispiele zeigte Anita Maurer auf, wie diese Aufgabe konkret umgesetzt wird. Sie hatte den Vorsitzenden von neun Heimatortsgemeinschaften – in der Reihenfolge der Präsentation waren dies Bakowa, Billed, Großsanktnikolaus, Lenauheim, Marienfeld, Sackelhausen, Triebswetter, Schöndorf und Semlak – einen Fragenkatalog vorgelegt. Die Ergebnisse präsentierte sie gut strukturiert und übersichtlich, wobei folgende Aspekte Berücksichtigung fanden: Eigentumsverhältnisse, Größe und Art des Friedhofs (katholisch/evangelisch oder konfessionell gemischt), Anzahl der Friedhöfe im Ort, der Beisetzungen in den letzten Jahren und der im Heimatort lebenden Katholiken beziehungsweise Deutschen, Organisation der Friedhofspflege und Ausführung der Arbeiten vor Ort, jährliche Kosten der Friedhofspflege und Herkunft der Einnahmen zur Deckung der Kosten. Gefragt wurde auch, ob eine Dokumentation des Friedhofs in Buch- und/oder digitaler Form vorliegt. 

Aus den Ausführungen der Referentin ging hervor, dass die Friedhofspflege in den meisten Fällen von der Heimatortsgemeinschaft organisiert wird – entweder in Eigenregie oder in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung beziehungsweise der Kirchengemeinde. Anders in Großsanktnikolaus, wo sich größtenteils das Deutsche Forum um die Friedhofspflege kümmert, und in 
Sackelhausen, wo diese Aufgabe von dem im Januar 2020 gegründeten Förderverein Sackelhausen wahrgenommen wird. Ergänzend dazu erläuterte die stellvertretende Bundesvorsitzende Christine Neu in einer kurzen PowerPoint-Präsentation wie das von ihr initiierte Projekt „Kirche hilft Kirche“ in der Gründung des Fördervereins mündete. Eine weitere Erkenntnis, die der Vortrag von Anita Maurer vermittelte: Wenn es auch Unterschiede hinsichtlich der Art und Weise gibt, wie die Instandhaltungs- und Pflegearbeiten vor Ort durchgeführt werden, beteiligen sich sämtliche Heimatortsgemeinschaften an der Aufbringung der Kosten, die sich in einem Rahmen von 500 bis 1500 Euro im Jahr bewegen. Gedeckt werden diese durch freiwillige Spenden der Mitglieder – ein Beweis dafür, dass den meisten der Erhalt des Heimatfriedhofs in einem gepflegten Zustand ein wichtiges Anliegen ist. 

HOG Tschawosch: klein, aber rege

Traditionell stellen sich bei der Verbandstagung in Frankenthal am Sonntagvormittag zwei landsmannschaftliche Gliederungen vor. An dieser Tradition haben die Veranstalter der diesjährigen Online-Tagung festgehalten. Mit der Heimatortsgemeinschaft Tschawosch und dem Kreisverband Roth-Schwabach präsentierten sich diesmal zwei kleinere Gliederungen, denen es dennoch gelingt, eine beachtliche Tätigkeit zu entfalten.

Die Vorstellung der HOG Tschawosch übernahm deren Vorsitzender Gerhard Dick, der zunächst auf die Lage und die Geschichte des Ortes einging, der heute Grănicerii heißt und zur Gemeinde Gier (Giera) gehört. Das Dorf liegt am linken Ufer der Temesch, dicht an der rumänisch-serbischen Grenze. Die Grenzregulierung zwischen Rumänien und Jugoslawien im Jahr 1924 hatte zur Folge, dass Tschawosch – auch wegen fehlendem Bahnanschluss – in eine isolierte Randlage gelangte. In das bereits im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnte, nach der Eroberung des Banats durch die Habsburger größtenteils von Serben bewohnte und ab 1782 in grundherrschaft-lichem Besitz befindliche Dorf zogen nach und nach Deutsche aus den umliegenden Ortschaften, die schon bald die Bevölkerungsmehrheit stellten. Im Jahr 1910 betrug die Zahl der Deutschen 695 bei einer Gesamtbevölkerung von 1050 Einwohnern. Eine katholische Kirche erhielt Tschawosch erst 1896. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte der allmähliche Niedergang des Dorfes ein, wobei die große Überschwemmung im Jahr 1966 ein harter Schlag für dessen Bewohner bedeutete. Bei der Volkszählung 1977 wurden nur mehr 331 Einwohner verzeichnet. Infolge der Auswanderung löste sich die deutsche Gemeinde weitestgehend auf. 

Im zweiten Teil seiner Ausführungen gab Gerhard Dick einen Überblick über das Wirken der HOG Tschawosch, deren Vorsitz er seit 2017 innehat. Gegründet wurde diese 1983 anlässlich des ersten Treffens in Ulm. Seither finden die Heimattreffen regelmäßig statt, anfangs (ab 1985) in Neu-Ulm, dann in Siegen und ab 2006 in Oberhausen. Neuen Wind in die Vereinsarbeit brachte der im Jahr 2017 neu gewählte Vorstand. Der Referent berichtete über die Einrichtung einer Homepage, die eine erfreuliche hohe Besucherzahl verzeichnet, die Gründung einer WhatsApp-Gruppe, die mittels Spenden der Landsleute durchgeführten Maßnahmen zum Erhalt der Kirche, zur Instandsetzung des Friedhofs und zur Aufrechterhaltung einer Grundordnung auf dem Gottesacker und über die für dieses Jahr aus Anlass des 125-jährigen Bestehens der Heimatkirche geplante, aber pandemiebedingt abgesagte Reise nach Tschawosch. Trotz geringer Teilnehmerzahl werde der Vorstand dafür sorgen, dass das Heimattreffen weiterhin Bestand hat, versicherte der HOG-Vorsitzende. Sein Vortrag zeigte, dass auch eine ganz kleine HOG agieren, Projekte durchführen und erfolgreich wirken kann.

KV Roth-Schwabach: 40-jähriges Wirken

Angela Schmidt, Vorsitzende des Kreisverbandes Roth-Schwabach, blickte anhand zahlreicher Fotodokumente auf das vierzigjährige Wirken des im Juni 1980 in Schwabach gegründeten Kreisverbandes zurück. Unter seinem ersten Vorsitzenden Helmut Schneider (1980-1994) lagen die Schwerpunkte auf der organisatorischen Erfassung der in Schwabach und im Landkreis Roth lebenden Banater Landsleute, ihrer Betreuung und Unterstützung bei der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Eingliederung, auf der Schaffung von Begegnungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten, beispielsweise beim jährlich stattfindenden Schwabenball, der Organisation von Ausflügen und auf Hilfen für die notleidenden Landsleute im Banat. Letztere waren Helmut Schneider, der auch an der Spitze des Hilfswerks der Banater Schwaben stand, ein besonderes Anliegen. 

Das Angebot an Veranstaltungen diversifizierte sich unter seinen Nachfolgern Wilhelm Noll (1994-2010) und Angela Schmidt (seit 2010). Die Referentin zeigte Bilder von Faschingsbällen, Grillfesten, Adventsfeiern, Busreisen, von der Teilnahme an Trachtenumzügen in Fürth, Nürnberg und München, von den seit 2012 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Gerhardsforum veranstalteten Kulturnachmittagen mit anschließender Maiandacht. Sie erinnerte auch an die Banat-Reise im Sommer 2017 sowie an zwei besondere Veranstaltungen, die zu den Höhepunkten in den letzten Jahren zählten: die Gedenkveranstaltung anlässlich des 70. Jahrestags der Russlanddeportation 2015 sowie die Mitwirkung des Kreisverbandes an den vom Schwabacher Integrationsrat veranstalteten Kulturtagen unter dem Motto „Rumänien – ein Land mit vielen Facetten“. Das Fazit der Referentin: „In 40 Jahren ist viel passiert. Der Verein ist wie eine große Familie, mit Höhen und Tiefen.“ Obwohl er von der Mitgliederzahl her zu den kleineren Kreisverbänden gehört, ist es dem Kreisverband Roth-Schwabach im Laufe seines 40-jährigen Bestehens gelungen, ein reges Vereinsleben aufrechtzuerhalten und den Landsleuten ein Stück Heimat zu bieten.

Als Ersatz für den Kulturabend, der sonst vor Ort in Frankenthal stattfindet, bot die „Akustik 3 Band“ auf YouTube einen halbstündigen Zusammenschnitt von Auftritten und Proben. Die Drei-Mann-Formation – zwei Jahrmarkter, Hansi Pfleger und Helmut Rennert, und ein Siebenbürger Sachse, Werner Roth –, die vor allem Schlager und volkstümliche Musik spielt, vermittelte einen Eindruck von ihrem breit gefächerten Repertoire und ihrem Können. 

„Die Idee, diese Tagung online abzuhalten, hat sich als richtig erwiesen. Die technische Umsetzung war sehr gut. Ton, Bild, technische Moderation, das war alles professionell. Trotz einiger kritischen Anmerkungen ziehe ich ein positives Fazit der Tagung. Daran lässt sich anknüpfen“, befand der Bundesvorsitzende unserer Landsmannschaft in seinem Rückblick auf die Online-Tagung.